„Liebe Kurzgeschichten-Freunde,
ist das wirklich schon so lange her? Im August 2010 war Susanne Schnitzler zum ersten und bis heute auch letzten Mal mit einer Story im Corona Magazin (es war die Ausgabe 239) vertreten, damals in der Themenrunde „So viel Zeit". Das hat die Autorin offensichtlich wörtlich genommen und sich fast sechs Jahre für ihren zweiten Beitrag Zeit gelassen: die Geschichte „Lennie Bell beschwimmt den Teufel", Platz 3 im Wettbewerb zum Thema „Teuflisch"."
Ach, Armin ... 😀
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Rebellen solltet ihr keine Geschichten erzählen. Schon gar nicht die vom Teufel, wie er auf einer der Inseln mitten im See haust und darauf lauert, dass verderbbare Seelen um Mitternacht hineinspringen und mit ihm um die Wette schwimmen, nur um dann jämmerlich zu ersaufen und an die Ufer gespült zu werden oder ganz zu verschwinden, während der Teufel noch auf ihren Seelen kaut. Natürlich schworen hinterher alle Stein und Bein, dass sie kein Wort glaubten, aber Lennie Bell hatte aufmerksam zugehört und ich konnte dieses gewisse Funkeln in seinen Augen sehen. Er gehörte zu den ewig Suchenden, musste immer etwas beweisen, war ständig auf der Suche nach einem Kick, einer Wahrheit, dem Besonderen, nach etwas, das ihn aus der spießigen Langeweile ins warme, pulsierende Leben katapultieren würde, und er ließ keine Herausforderung aus.
Am Ende des Abends, als die Feuer gelöscht und die Betreuer ebenso wie die anderen Jugendlichen in den Zelten verschwunden waren, schlichen wir auf Lennies Zeichen hinunter zum See, wie wir es seit Jahren jeden Sommer und jede Nacht taten, wenn wir unsere Ferien im Lager verbrachten. Schlafen war für Langweiler. Wir waren cool, wir waren frei und wir waren in diesem Sommer schon so gut wie erwachsen. In jener Nacht hockten wir zu sechst auf dem Steg und beobachteten Lennie, ....