Corona-Krise: Sonderwege, Zufälle und öffentliche Inszenierung

Die einen legen unter medialem Beifall das öffentliche Leben lahm - und improvisieren beim Schutz der Risikogruppen. Andere riskieren höhere Infektionsraten, um damit eine Herdenimmunität in der Bevölkerung zu erreichen. Es gibt nur eine Möglichkeit, sich vor der Corona-Krise zu schützen, sagt Anders Tegnell, der Architekt des schwedischen Sonderwegs und das ist die Immunität. Entweder man wartet 18 Monate auf eine Impfung - oder "die Menschen stecken sich an und werden wieder gesund." – Wer hat das bessere Rezept im Umgang mit den Coronaviren? 

Corona-Krise: Sonderwege, Zufälle und öffentliche Inszenierung

Schweden setzt auf den Schutz der Risikogruppen - und lehnt den Lockdown ab (Foto: Jernej Furman)


Zwischen Belgien und den Niederlanden gab es viel böses Blut, weil die Holländer lange Zeit Veranstaltungen erlaubten und Geschäfte offen ließen. Belgien war hingegen unter den ersten EU-Ländern, die rigide Maßnahmen umgesetzt haben. Beide Länder sind etwa gleich dicht besiedelt. Beide hatten lange Zeit ähnliche Infektionsraten.
Wie ist es aber nun zu erklären, dass Belgien mit heutigem Stand 4.440 Corona-Todesfälle hat und die Niederlande knapp 3.000?
Die Antwort liegt wohl im Übergreifen der Epidemie auf die Alten- und Pflegeheime. Von dort stammen nämlich 40% der belgischen Todesfälle. Das ist ein im internationalen Vergleich sehr hoher Anteil. Und es zeigt sich, was man eigentlich schon von Beginn an - von den chinesischen Erfahrungen her - wusste: Dass es in erster Linie drauf an kommt, diese Einrichtungen vor einem Übergreifen der Infektion zu schützen.
Insofern finde ich es einigermaßen spät, dass von Seiten der österreichischen Regierung "für die Zeit nach Ostern" ein Testschwerpunkt für die Alters- und Pflegeheime angekündigt wurde.
Man legt Mitte März ein ganzes Land still - um die Risikogruppe der chronisch Kranken und Hochbetagten zu schützen. Und Mitte April kommt man auf die Idee, dass es nun an der Zeit wäre, sich verstärkt den Heimen zu widmen.
Hätte man das nicht bereits ein Monat früher wissen können?
Oder ging es damals in erster Linie darum, Maßnahmen zu setzen, die jede Bürgerin / jeder Bürger sofort spürt. Damit deutlich wird, dass die Regierung entschlossen und handlungsstark ist und rasch etwas tut. Ob das auch sinnvoll ist, was getan wird, war wohl zweitrangig. Was zählte waren publikumswirksam im TV moderierte Sofortmaßnahmen.
Ich weiß aus persönlichen Kontakten, wie unterversorgt viele Heime mit Mundschutz & Co. waren. Wie sehr hier gewurschtelt und improvisiert werden musste. Wie kompliziert es war und wie lang es gedauert hat, bis Verdachtsfälle getestet werden konnten. Wie sich die Pfleger dann mit den "Risiko-Klienten" geplagt haben - und selbst keine Ahnung hatten, ob sie oder andere Kollegen nicht auch bereits längst infiziert waren.
Wie sehr es demnach pures Glück war, dass wir keine ähnlich hohe Infektionsrate wie Belgien oder Italien hatten.
Mehr und mehr zeigt sich, dass es wohl auf die unbemerkt abgelaufene Basis-Infektion in der Bevölkerung ankam, ob die Corona-Krise mehr oder weniger hart zugeschlagen hat. Das geschah Wochen oder Monate bevor überhaupt irgendwelche Maßnahmen gesetzt werden konnten - weil niemand etwas ahnte, was hier im Stillen vor sich geht.
Und das wurde begünstigt, wenn dicht bevölkerte Ballungsräume zuerst infiziert wurden.
Und dann ging alles sehr schnell, als die Epidemie-Kurve anstieg und sichtbar wurde. Plötzlich überschwemmte eine Lawine an schwer kranken Menschen, binnen kurzer Zeit die Kliniken und löste in den Zentren der Epidemie das bekannte Katastrophen-Szenario aus.
Ob Schulen und Geschäfte etwas früher, oder später oder gar nicht geschlossen wurden, machte wohl weit weniger aus, als wir annehmen. Dies zeigt der Vergleich von Belgien und den Niederlanden - und auch der Verlauf der Infektionswelle in Großbritannien oder in Frankreich. Das unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen Ländern. Wer annimmt, dass die Norweger oder die Österreicher oder die Süditaliener klüger und disziplinierter waren als ihre stärker betroffenen Nachbarn, macht sich und anderen etwas vor.
Am wichtigsten war wohl in erster Linie der Schutz bzw. Selbstschutz der Risikogruppen. Und ob es gelungen ist, die Viren aus den Alten- und Pflegeheimen, sowie bestimmten Krankenhaus-Abteilungen heraus zu halten.
In manchen Ländern ist das besser gelungen - teils durch gezielte Maßnahmen, teils durch pures Glück.
Jetzt wird es wärmer. Erkältungsviren klingen ab. Wenn wir den Schutz der Risikogruppen hoch halten - wäre es eine gute Idee, JETZT die Kinder – nach dem Vorbild von Schweden – wieder in die Schulen und Kindergärten zu schicken. Damit sie dort Kontakt mit den Viren machen und immun werden.
Jedes immune Kind und jeder immune Erwachsene bildet im nächsten Winter, wenn die Viren wieder kommen, ein Schutzschild für die bedrohten Mitmenschen. Und verhindert ein neuerliches Aufflackern dieser Epidemie.

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