Corona: Der nächste „Wert“ des RKI bremst Lockerung

Von Klaus Ahrens

Gestern Abend hat das Robert-Koch-Institut (RKI) schon wieder einen neuen „Wert“ ins Corona-Spiel gebracht: den „geglätteten R-Wert“. Der liegt aktuell bei 0,88. Wenn das RKI den R-Wert (Reproduktionszahl) noch nach dem alten Verfahren ermittelt hätte, würde er heute nur bei 0,75 liegen.

Der inzwischen vierte Maßstab zur Lockerung der Corona-Beschränkungen

Das ist schon der vierte „entscheidende Wert“ in Folge, der anzeigen soll, wann weitere Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen  und die Wiederherstellung unserer Grundrechte möglich sind.

Das ist wie Maß nehmen mit einem Zollstock, bei dem je nach Intention nicht etwa das abzumessende Objekt gekürzt, sondern der Zollstock verlängert wird…

Bei dem geglätteten R-Wert werden unter anderem Corona-Hotspots wie beispielsweise Schlachthöfe oder Altersheime herausgerechnet, weil solche Ausreißer angeblich den Wert verzerren. Bei dem geglätteten R-Wert handelt es sich auch um einen Durchschnittswert, denn er bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt damit weniger tagesaktuellen Schwankungen.

Zufälliger Nebeneffekt oder gewollte Verzögerung der Normalisierung?

Ist es nur ein zufälliger Nebeneffekt oder so gewollt, dass beide Änderungen für den neuen R-Wert größer machen und damit die Normalisierung des öffentlichen Lebens weiter in die Zukunft verschieben?

Der R-Wert, auch Reproduktionszahl genannt, ist ein Maß dafür, wie viele Personen ein Infizierter mit dem Virus ansteckt. Wenn der Wert unter 1 liegt, bedeutet das, dass ein Infizierter weniger als eine weitere Person ansteckt. Je niedriger der Wert, desto besser. Für die Politik ist der R-Wert ein wichtiger Wert, denn er bestimmt, wie weit die Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise gelockert werden können.

Mit Rechentricks die Freiheit in die Zukunft verschoben

Und wenn die Politiker das freie Leben und Arbeiten trotz des niedrigen R-Werts (alt) von 0,75 es geil finden, dem Wahlvieh seine Grundrechte länger zu rauben, um sich besser als „Macher in der Krise“ für den CDU-Vorsitz und letztlich als Kanzlerkandidat darstellen zu können, wird halt der Maßstab so geändert, dass mit Zahlentricks aus einer guten Reproduktionszahl von aktuell 0,75 eine weniger gute von 0,88 wird – ein Zuschlag gegen mehr Freiheit der Bürger von immerhin über 17 Prozent!

Da versteht man den Frust der wachsenden Zahl von Demonstranten im ganzen Land…

Screenshot: n-tv