Unsere Reise über die Coromandel Halbinsel führte uns zuerst nach Thames, einer kleinen Stadt direkt am Fuße der Halbinsel. Die Stadt an sich hat außer einer Einkaufsstraße, einigen für
neuseeländische Verhältnisse historischen Gebäuden und wenigen Museen nicht viel zu bieten. Dennoch lohnt es sich hier einen Halt zu machen, denn von Thames aus kommt man in das wunderschöne
"Kauaeranga Valley" an dessen Ende ein Wanderweg auf die Pinnacles, die höchsten Gipfel von Coromandel führt. Eben diesen Weg haben wir am Dienstag bestritten. Es war die bisher anstrengendste,
aber gleichzeitig auch schönste Wanderung die wir bisher gemacht haben.
Um dahin zu gelangen, fuhren wir über eine Stunde durch das oben genannte Tal. Nach etwa zehn Kilometern hört die asphaltierte Straße auf und wird zu einem Schotterweg, welcher sich durch dichten
Busch immer am Rande eines Flusses entlang schlängelt. Ab und an kann man zwischen dem Meer aus Farnen und dunkelgrünen Blättern einen Blick auf das glasklare Wasser des ungebendigten Flusses
werfen. Selbst von der Straße aus kann man bis auf den Grund des Selben sehen. Nach weiteren fünfzehn Kilometern endet die Straße auf einem Parkplatz. Hier stiegen wir aus und machten uns auf den
Weg.
Nach wenigen Minuten mussten wir einen Fluss kreuzen. Dafür kann man entweder hindurch waten oder über eine für Hochwasser bestimmte Hängebrücke laufen. Am anderen Ufer führte uns der schmale
aber gut befestigte Pfad weiter durch dichtes Blattwerk. Nach einer Weile kreuzte der Weg wieder den Fluss. Dieses Mal sprangen wir beide von Stein zu Stein. Wieder auf der anderen Seite
angelangt führten in den 1920er Jahren in den Fels gehauene Treppen stetig weiter bergauf. Immer wieder liefen kleine Rinnsale über die Stufen und machten den ohnehin schon schmalen Weg auch noch
sehr glatt. Außerdem brachten die vielen Bäche und das noch immer undurchlässige Blätterdach über uns eine sehr hohe Feuchtigkeit mit sich, welche das Wandern mit einem Gang durch ein zu groß
geratenes Gewächshaus gleichsetzte. Wie gerufen bog der Pfad um einen etwas herausstehenden Fels ab. Der Fels war wie geschaffen für eine kurze Pause, denn von da aus hatte man eine wunderbare
Aussicht über das Tal. Die Millionen von Blättern breiteten sich vor uns wie eine riesige grüne Decke aus und ummantelten die schroffen Felsen mit einer immer in Bewegung scheinenden
Masse.
Anschließend führte der Weg wieder höher und höher und so langsam begannen auch die ersten Muskeln zu streiken. Nachdem die Steintreppe endete, lichtete sich auch das dicke Grün über unseren
Köpfen und wich eher kleinem, trockenem Gehölz, welches sich sich im Vergleich zum vorher gesehenen schwerlich als Bäume bezeichnen lies.
Als uns ein Wegweiser zu verstehen gab, das wir noch etwa zwei Stunden bis zum Gipfel brauchen würden, nahm die eine Hälfte unserer kleinen Gruppe bestens gelaunt das Wandern wieder auf, während
sich die Vorfreude bei der anderen Hälfte eher in Grenzen hielt. Nichtsdestotrotz erreichten wir nach etwa einer Stunde die "Pinnacles Hut", eine Berghütte direkt am Anfang des finalen Aufsteigs.
Dieser finale Aufstieg zeichnet sich vor allem durch exakt 550 hohe und dabei sehr schmale Stufen aus, die einem schon beim bloßen Hinsehen den Schweiß von der Stirn laufen lassen. Ohne den
Schutz des Waldes, brennt die Sonne übrigens extrem und das ist besonders bei absoluter windstille und der bevorstehenden Anstrengung nicht sonderlich förderlich. Aber was soll man machen, der
Gipfel schien zum Greifen nah und so starteten wir nach einer kurzen Pause zur letzten Etappe. Die Treppen wanden sich steil nach oben und selbst von hier eröffnete sich bereits ein schier
unglaublicher Blick auf den Wald, die Stadt Thames und den dahinter liegenden "Firth of Thames" in dessen türkisblauen Wasser die Sonne glitzerte. Am oberen Ende der Stufen führten dann noch
einige Leitern und in den Fels geschlagene Klammern auf die Spitze des Berges. Es war ein kaum zu beschreibendes Gefühl endlich da oben zu sein. Wir konnten beide Küsten und die vielen Hügel und
Berge der Halbinsel sehen. Nach einer ausgiebigen Pause packten wir unsere Sachen wieder zusammen und waren bereit für den Weg nach unten.
Nach insgesamt sieben Stunden und zehn Minuten erreichten wir ziemlich erschöpft den Parkplatz und waren unheimlich froh es geschafft zu haben.
Auf dem Weg zu unserem Stellplatz für die Nacht hielten wir noch am Fluss und gönnten uns eine wohl verdiente Abkühlung im Wasser. Außerdem hatte das noch den Vorteil, das wir uns so einmal
duschen sparen konnten! Backpacker-Style ahu!
PS: Übrigens ist die Wanderung eigentlich als Zwei-Tages-Wanderung konzipiert und wird auch von den meisten so gehandhabt. Nur die wirklich harten Hunde machen es an einem Tag, nur damit wir uns
verstehen ;)
Jetzt bloß nicht aufgeben! Der 2. Teil wartet bereits.