Mein Appetit auf englische Blends war jahrelang etwas verschüttet gewesen; der Junkyard Dawg hat meine Liebe neu entfacht. Eine fast vergessene Dose aus der Zeit, als es die Cornell & Diehl Tabake in Deutschland zu kaufen gab (das war 2009!) wartete seit Längerem darauf, geöffnet zu werden.
Und so habe ich es gewagt und diese Spezialität dem Rauchgott geopfert…
Das gleich zu Beginn: es lohnte sich! Der Tabak sieht zwar unkonventionell aus: grob gerissenes Virginiablatt, kleine Krümel Latakia und braungraue Sprengsel Burley verströmen einen betörenden Duft nach naturbelassenem Rauchkraut. Wenn man die Virginiablätter etwas zerkleinert läßt sich der Tabak problemlos in Pfeifen aller Größen stopfen. Nicht zu fest, da der Tabak zum Glimmen etwas Luft benötigt aber auch nicht zu locker, damit er nicht zu schnell abbrennt.
Von Beginn an wird die Zunge von einer zarten Süße des Virginias umschmeichelt, die durch den genau richtigen Anteil Latakia gewürzt wird. Der Tabak ist leicht und auch nicht reich an Nikotin. Aber sein Geschmack – den ich “spannend” nennen möchte – macht das mehr als wett. Nicht, dass der Tabak bei jedem Zug anders schmeckt – er ist ausgewogen und gleichbleibend vom ersten bis zum letzten Zug – aber er überrascht bei jedem Zug auf Neue. Wie kann ein so (natur)süßer Tabak so gut harmonieren mit der rauchigen Würze des Latakias? Hier ist den Blendern von C&D wirklich ein meisterhafter Wurf gelungen. Das lange Lagern hat dem Tabak vermutlich auch gut getan (was sich ja nicht von allen Tabaken sagen lässt).
Ich habe den Tabak fast immer ohne Filter geraucht; einige Male mit Meerschaumfiltern, die dem Tabak etwas an Spritzigkeit und Aromafülle nehmen – aber noch genügend von dem ursprünglichen Geschmack belassen. Wenn der Tabak nach zwei, drei Feuerzeugeinsätzen glimmt bemerkt man sein Ausgehen nur daran, dass er einfach aus ist. Da meldet sich nichts Dumpfes, Nass-Saueres vor dem Ende, wie es manchen Engländer an sich haben. Der Tabak ist einfach aus. (Punkt)
Fazit:
Ein hervorragendes Kraut, das mir selbst bei Hitze schmeckt. Wie gut muss der Tabak erst munden, wenn die Herbstnebel über die Felder ziehen? Immerhin: bei 30 Grad im Hamburger Hafen war es zu ahnen.
Eine uneingeschränkte Empfehlung bekommt der “Hund vom Schrottplatz” auf jeden Fall von mir; obwohl er in Deutschland kaum erhältlich ist.
Nic