Copyright-Streit

Nicht nur unsere Kinder lernen von uns, auch wir lernen von ihnen. Die Bedeutung des Copyrights im Familienalltag hätten wir ohne sie wohl nie erkannt. Kommt einem ein unschuldiges “Au au” über die Lippen, zetert der FeuerwehrRitterRömerPirat sofort los: “Das darfst du nicht sagen, das habe ich erfunden. ‘Au au’ gehört mir und sonst niemandem!”. Und er hat damit ja in gewisser Hinsicht Recht, denn er war der einzige unserer Kinder, der als Kleinstkind jeweils “Au au!” schrie, wenn er bekommen wollte, was die anderen bereits hatten. Singt jemand ohne Hintergedanken “So so so, zwei Chämi uf em Brot…” steht sofort Karlsson da und fordert seine Tantiemen. Auch er zu Recht, haben doch er und sein bester Freund das Lied im zarten Alter von viereinhalb Jahren zur Melodie von “Summ summ summ, Bienchen summ herum” getextet. Und äussert einer den sehnsüchtigen Wunsch, einmal eine echte, flauschige Wolke sein Eigen zu nennen, macht ihn der Zoowärter darauf aufmerksam, dass dieser Traum auf seinem Mist gewachsen ist, als er einmal abends brüllend im Bettchen stand und schrie, er wolle eine Wolke haben.

Im Laufe der Jahre sind “Meiner” und ich zu regelrechten Experten in Sachen innerfamiliäres Copyright geworden und ich weise nicht ohne Stolz darauf hin, dass ich in diesem Bereich dank meines guten Gedächtnisses für frühkindliche Episoden klar die Führungsposition inne habe. Bis jetzt habe ich meine überragenden Fähigkeiten in Sachen Copyrightschutz aber nur angewendet, wenn der Streit ums Urheberrecht den Familienfrieden zu gefährden drohte. Nun aber hoffe ich, meine Überlegenheit für einmal zu meinem eigenen Vorteil einsetzen zu können. 

Es ist nämlich so: Gestern drehte ich beim Putzen den Küchentisch um 90 Grad und weil ich nach dieser Aktion von einer Schlafattacke übermannt wurde, blieb das Möbelstück so stehen, wie ich es gedreht hatte. “Meiner” nützte meinen komatösen Zustand auf schamlose Weise aus, indem er das von mir begonnene Werk perfektionierte, was allerdings keines grossen Könnens bedurfte, hatte ich mit meiner raffinierten Tischdrehung doch bereits den Grundstein für eine vollkommen neue Küchenordnung gelegt. “Sieht gut aus, findest du nicht auch?”, bemerkte ich, als ich endlich wieder wach genug war, um mein Umfeld klar zu erkennen. “Da staunst du, wie ich das hingekriegt habe, wo doch gewöhnlich du fürs Möbelrücken zuständig bist”, fügte ich noch hinzu. “Aber das hab ich doch gemacht”, gab “Meiner” leicht verwundert zurück. “Hast du nicht, das war meine Idee”, beharrte ich worauf er behauptete, er hätte den Tisch noch ganz gerade gerückt und die Hocker neu geordnet. Und deswegen glaubt er jetzt natürlich, jegliches Lob, das wir fürs Umstellen bekommen, könne er auf seinem Konto verbuchen, was natürlich gar nicht geht, wo ich doch die bahnbrechende Entdeckung gemacht habe, dass die Küche mit gedrehtem Tisch viel besser aussieht.

Ich glaube, ich muss mal die Kinder fragen, wie sie ihren Forderungen jeweils Nachdruck verleihen. Im Schlichten bin ich nämlich eindeutig erfahrener als im Beharren auf meinem Urheberrecht.

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