Cöp in Bern

Im Gesicht von Frau Jung ist etwas komisch. Als wäre die Nase nicht mehr am richtigen Platz. Wir fahren zum Coifför. Sie müsse sich wieder herrichten, sagt Frau Jung, und zupft an ihrem Rock. Blätze blitzen am Knie, jesses, was ist passiert. Eigentlich habe sie das Grab ihrer Schwester herrichten wollen, auf dem Bremgartenfriedhof, am Ostermontag. Ein kleiner Spaziergang durch die schöne Stadt Bern könne nicht schaden, habe sie gedacht. Ziemlich viele Leute waren unterwegs an jenem Tag, auch schwarz angezogen, sie habe sich gewundert. Plötzlich sei ihr eine Funzel ins Gesicht gedrückt worden, jedenfalls so nahe heran, dass der Rauch in der Nase gebissen habe. Alain habe auch geraucht, und manchmal gebissen, das sei schön gewesen. Knistern im Haar. Es stinkt. Unter dem Kopftuch weg habe man ihr die Haare abgefackelt, das gehe doch zu weit, da habe sie halt auch gefoult, das Kopftuch bis unter die Augen verrutscht. Von Hinten habe ein Polizist sie gepackt, rein da, habe er geschrien, und sie in einen Autokäfig gesperrt, sowas habe sie noch nie erlebt. Eine ganze Nacht in der Kiste habe sie verbracht, kalt sei der Boden gewesen, ohne Teppich, und auf den Cöp of tea habe sie auch lange warten müssen, gefühlte neun Jahre. Die Augen des Polizisten waren meerblau. Wie der Wimpel des FCZ. Und die Augen von Alain.

Image: Peter Szabo

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