Containern: Interview

Von Justinewynnegacy

Die Namen der Personen wurden zu ihrem persönlichen Schutz geändert.

Katja1.   Wie bist Du darauf gekommen, containern zu gehen?Katja: Ich bin nicht Bafög berechtigt, meine Eltern können mich finanziell nicht unterstützen und neben dem Studium schaffe ich es kaum mehr als 400 Euro dazu zu verdienen. Rechnet man die Kosten für Miete und Uni ab bleibt wenig Geld zum Leben übrig.

2.   Also war es eher eine Entscheidung aus der Not heraus?Katja: Nicht nur. Unsere Gesellschaft wirft extrem will weg und es tut niemanden weh, wenn sich andere diese Dinge nehmen.
3.   Wurdest du schon mal dabei erwischt?

Ja, aber es ist nichts passiert. Der Inhaber des Ladens hat keine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt.


Jörg1.   Du bist der älteste in der Runde gewesen, wenn ich mich recht erinnere hast du mir erzählt, dass du Vollzeit arbeitest?
Ja, meine Entscheidung zu containern hat nichts mit einer Geldnot zu tun. Ich finde es dramatisch wie viel essen weggeworfen wird und still vor sich hin gammelt. Das Geld was ich mit dem Containern spare kann ich Organisationen zukommen lassen die es brauchen.
2.   Es ist bei dir also eher eine politische Einstellung?

So kann man es nennen. Die Lebensmittelpreise steigen immer mehr und gleichzeitig wird immer mehr weggeworfen. Da kann etwas nicht stimmen.

3.   Meinst Du das kann sich dadurch ändern dass Menschen wie ihr sich an diesen Lebensmitteln bedienen?

Riesige Supermarktketten entsorgen Lebensmittel, weil sie einen Knick in der Optik haben oder weil die neue Warenlieferung eingetroffen ist und die Lager überfüllt sind. Immer mehr Menschen kommen auf die Idee im sogenannten „Müll“ zu wühlen und sich genau diese Lebensmittel heraus zu picken. Selbst viele Besitzer stellen Paletten mit guter Nahrung vor die Container. Es ist mir unverständlich wie Menschen das NICHT tun können. Aber das Bewusstsein wächst wie bei vielen anderen Dingen auch immer weiter. Eine perfekte Welt wird es nie geben – aber auch kleine Schritte können helfen.

Maria1.   Du bist aus Überzeugung Veganerin, hat dich das Bewusstsein auch dazu gebracht zu containern?
Ja, wenn man sich die Masse an produzierten Essen ansieht ist es schlicht unglaublich. Gerade tierische Produkte landen oftmals im Müll – dabei sollte doch gerade hier nicht mehr produziert werden, als die Menschen verbrauchen.
2.   Nimmst du beim Containern auch tierische Lebensmittel mit?
Das ist unterschiedlich. Ich kann es nicht verneinen, auch wenn viele Veganer das anders sehen. Den Tieren hilft es nicht, wenn die Lebensmittel weggeworfen werden. Ich unterstütze keine Industrie wenn ich den Abfall an mich nehme – und damit auch nicht die Massentierhaltung. Trotzdem ist es eher selten, dass ich Käse oder Milchprodukte mit nehme – ich vertrage sie schlicht nicht. Trotzdem kommt es vor.3.   Glaubst du, dass durch das Containern etwas verändert wird?

Ich denke, dass es mehr in das Bewusstsein der Menschen dringt wenn ihnen klar wird wie viel weggeworfen wird. Schon als Kind wurde mir beigebracht, das wir mit dem Essen nicht spielen sollen. Es ist wertvoll und sollte geschätzt werden, denn wir brauchen es. Darum ist der Widerspruch des Wegwerfens während andere hungern noch größer. In Deutschland und der EU können wir uns glücklich schätzen, dass kaum jemand wirklich Hunger leiden muss, doch auch hier werden die Fronten zwischen Arm und Reich wieder größer. Sich von sogenannten „Müll“ über Wasser zu halten ist für viele eine gute Lösung um sich und die Familie etwas besser über die Runden zu bekommen.Und schaden tut es auch niemanden - also warum nicht?Ich würde es schön finden, wenn die Händler die Nahrung gleich an die Straße stellen und sich einfach jeder bedienen kann ohne über Zäune klettern zu müssen. Aber so sozial ist unsere Gesellschaft eben noch nicht.