Containern – Der „Live“ Bericht

Containern – Der „Live“ Bericht
Es ist mitten in der Nacht. Mir ist kalt und mein Herz pocht so heftig das mir von dem ständigen Bumsen in meiner Brust etwas flau im Magen wird. Doch jetzt ist es zu spät um noch einen Rückzieher zu machen. Der Parkplatz ist komplett leer. Die Häuser alle dunkel. Nur die Reklame des Supermarktes und die zwei Straßenlaternen spenden Licht. Eine Gruppe von 6 verschiedenen Menschen mit dem gleichen Ziel: Essen das eigentlich noch gut ist, nicht verkommen zu lassen, sondern zu verbrauchen. Das Containern an sich ist in Deutschland nicht strafbar, solange kein Schaden entsteht. Nur um den Hausfriedensbruch müsste man sich Sorgen machen, über einen Zaun zu klettern scheint auf den ersten Blick eher harmlos zu sein – doch mein Magen ist trotzdem flau. Dieser Supermarkt hat seine Abfallcontainer nicht einmal abgeschlossen. Eine meiner dunkel gekleideten Mitstreiterinnen erklärt mir dass der Besitzer durch aus wüsste, dass sie einmal in der Woche vorbei kommen und das aus dem Abfall fischen, was eigentlich noch gut ist. Die Rucksäcke werden vollgepackt. Verbeulte Dosen mit Mais, Früchten und sogar Fisch werden eingepackt. Selbst das frische Obst sieht nicht viel anders aus, als ich es vom Supermarkt kenne. Der Salat hat zwei oder drei braune Stellen und die Bananen sind etwas angelaufen, doch schlecht sind sie nicht.
Dennoch ist der Geruch von Abfall in der Luft und ich muss meinen inneren Ekel kurz überwinden. Die guten Sachen sind schnell heraus gesucht. Es geht schnell wieder zurück über den Zaun und auf zum nächsten Supermarkt. Alle sind sehr still, unsere Schritte sind das einzige was im Einklang zu sein scheint. Die nächste Tonne ist weniger ergiebig – und die daneben abgeschlossen. Um sie zu öffnen müsste man das Schloss zerstören und das wäre eine Straftat. Also geht es weiter. Bei unserem nächsten Stopp glaube ich kaum was in der Tonne herumliegt. Marmelade, Jogurt, Käse – alles zwei Tage vor dem Ablaufdatum. Ich bin mir nicht sicher ob ich mich darüber freuen soll oder ob der Schock tiefer sitzt. So viele Dinge die weggeworfen werden, während andere nicht wissen wie sie sich etwas zu essen kaufen sollen. Meine Gedanken werden je unterbrochen als ich tiefer in den Schatten gezogen werden. Ein Sicherheitsbeamter dreht auf dem verlassenen Parkplatz seine Runde – wenn er uns entdeckt könnte es durchaus Probleme geben. Auch wenn wir eigentlich nichts Schlimmes getan haben. Meine kurze Schockstarre bleibt jedoch ohne Folgen, der Mann fährt wieder und wir verlassen auch diesen Hinterhof mit einer Beute die nicht zu verachten ist. Mein Rucksack ist voll. Die der anderen auch.
Ich bin dankbar, dass sie mich mitgenommen haben, denn auch wenn ich wusste dass viele Menschen Containern gehen, war mir doch nicht bewusst wie die Dimensionen des Überkonsums sich in den Abfalltonnen niederschlagen. 

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