Hallo, ihr Lieben!
Die Schlagzeilen, die wir in „EXPRESS“, „BILD“ und Co in den letzten Jahren in Bezug auf Wölli lesen mussten, waren alles andere als erfreulich. Wölli hat Krebs. Auch wenn sich der Ex-Drummer der Toten Hosen vorgenommen hat, seiner Krankheit, wie er immer wieder sagt, „ordentlich in den Arsch zu treten“, mussten vor allem im Laufe der letzten Monate einige Rückschläge verkraftet werden. Am letzten Donnerstag haben wir „unseren“ Wölli besucht und siehe da: es geht ihm besser!
Wölli unterzieht sich aktuell einer neuen Chemotherapie. Dieses Mal aber auf Tablettenbasis und in einem ganz besonderen Turnus. „Ich nehme zwei Wochen Tabletten, dann mache ich eine Woche Pause. So bleiben die Nebenwirkungen so gut wie aus.“ Vor allem über die Tatsache, dass er sich wieder schmerzfrei bewegen kann, freut sich der gebürtige Kieler sichtlich. „Die Monate vor der neuen Chemo waren die schlimmsten in meinem ganzen Leben. Ich hatte solche Schmerzen, dass ich mich nicht bewegen konnte. Weißt du, wie hart das für jemanden ist, der teilweise jährlich bei über 100 Konzerten am Schlagzeug gesessen hat?“
Aber nun geht es ihm besser. Er strahlt, erzählt bei Kaffee und Kuchen über seine Krankheit und man merkt, dass die so oft zitierte „Kampfsau“ nie weg war. Vielleicht war sie eingeknickt, aber immer da. Und das ist auch gut so. Wölli spricht immer wieder über die Unterstützung durch seine Fans und die Hosen. „Ich lag im Krankenhaus, habe unter anderem Campino und die anderen als Kontakt angegeben… und zack waren sie da.“ freut er sich. Ich frage ihn, was Glück für ihn bedeutet Er überlegt: „Glück ist für mich gerade, dass ich mich schmerzfrei bewegen kann. Das ist einfach wunderbar! Und ich bin allen so dankbar die mich unterstützen, sage aber auch immer wieder, dass niemand die Menschen in seinem Umfeld vergessen soll! Ihr müsst euch nicht um mich sorgen, weil ich eben mal bei den Hosen gespielt habe. Es gibt so viele Leute, denen es schlechter als mir geht. Kümmert euch bitte auch um die Leute aus eurem Umfeld!“. An gutgemeinten Tipps und Ratschlägen mangelt es nicht. „Bela B hat mir letztens geschrieben, dass er gelesen hat, dass es eine Frucht gibt, die 1000mal besser als Chemo wirken soll.“
Wie es beim Kaffee so ist, sprechen wir natürlich nicht nur über ein Thema. Punk und Lieder wie „Sascha, ein aufrechter Deutscher“ sind heute aktueller denn je. Wölli hat mehr Angst vor einem weiteren Rechtsruck als vor möglichen Anschlägen. „Es kann immer was passieren.“ sagt er, „Wir müssen nur aufpassen, dass nicht ein paar Leute die Angst der Menschen für ihre Zwecke nutzen.“ Ich spreche ihn auf Dügida an. „Ja, die Art und Weise, wie das in Düsseldorf vonstatten geht, finde ich gut.“ erklärt er, „Wie viele waren auf der letzten Demo? 20? 30?“.
Auch Wölli selbst hat sich, auch in einer Zeit, in der es ihm aufgrund der Chemo sehr schlecht ging, gegen Fremdenfeindlichkeit engagiert. Bei einer Demo in Meerbusch war er mit von der Partie, wollte sich ein Brötchen abseits einer Absperrung beim Bäcker holen und wurde von einer Polizistin zu Boden gedrückt. „Ich soll mich jetzt wegen „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ verantworten. Das ist doch Quatsch! Ich habe mich nicht gewehrt, sondern bin mit der Polizistin mitgegangen. Ich bin doch nicht blöd! Ich kenne Demos von den 68ern, gegen den Vietnamkrieg… ich stelle mich bei sowas nicht gegen die Polizei. Und „dumme Kuh“ habe ich auch nicht zu der Beamtin gesagt. Das würde überhaupt nicht zu mir passen. Das mache ich nicht.“
Natürlich sprechen wir mit Wölli auch über Musik. „Wenn es mir weiter besser geht, werde ich wieder durchstarten!“ freut er sich. Wölli und die Band des Jahres wurde, mehr oder weniger öffentlich aufgelöst. „Nicht nur wegen meiner Krankheit.“ betont er, „teilweise hat es nicht mehr gepasst. Ich habe in meiner Vergangenheit schon überall gespielt. Unter anderem sogar in Clubs, bei denen du nach den Auftritten duschen musstest, weil der Putz von der Decke auf dich gebröckelt ist. Dann möchte ich aber auch mit Musikern zusammen arbeiten, die ihre Arbeit ernst nehmen. Vor einem Auftritt muss man proben. Man muss sich aber auch dann zusammenfinden, wenn mal keine CD oder Konzert ansteht. Genau in dieser Phase wächst man zusammen und ist kreativ. Das habe ich in kleinen Bands und auch bei den Hosen so gemacht.“
Wir drücken ganz feste die Daumen, dass Wölli im kommenden Jahr mit einer teilweise neuen Bandbesetzung, geheilt und mit bewährtem Kampfsau-Elan wieder am Start sein wird und bedanken und ganz herzlich für die tolle Zeit am Donnerstag.
In diesem Sinne: „You’ll never walk alone“
Conny