Conny meets Sebastian Pufpaff

Conny meets Sebastian PufpaffGuten Morgen, ihr Lieben!
Sebastian Pufpaff gehört zu den Menschen, die Teilen unseres Teams Lachtränen in die Augen getrieben haben. 
Wir haben uns mit dem Humoristen, den ihr wahrscheinlich vor allem aus "Pufpaffs Happy Hour" und seinen Auftritten beim "Satire Gipfel" kennt, über Themen wie die katholische Kirche, Kabarett und sein aktuelles Programm unterhalten... außerdem hat er uns verraten, wie es sich anfühlt, mit George Clooney verglichen zu werden.
Euch viel Spaß beim Lesen und an Sebastian ein herzliches Dankeschön dafür, dass er sich die Zeit für das Interview genommen hat!
Alle Termine zu seiner "Warum!"-Tour findet ihr hier!

Liebst,

Conny


Conny: „Wie würden Sie ihr Berufsfeld bezeichnen? Sind Sie Kabarettist? Comedian? … oder was ganz anderes?“ 
S. Pufpaff: „Ich bin Humorist. Das sage ich schon allein aufgrund der Tatsache, weil ich diese Schubladisierung „Kabarettist oder Comedian?“ aufbrechen möchte. Im Grunde genommen bin ich Unterhalter. Die Unterscheidung zwischen Kabarett und Comedy treffen zu wollen, ist ein rein deutsches Phänomen. Mit der Wiederfindung in der einen oder anderen Kategorie tun sich manche Künstler extrem schwer. Im Endeffekt geht es doch darum, dass die Leute bezahlen und dann unterhalten werden wollen. Manchmal geht es ihnen eher um Schenkelklopfer unterhalb der Gürtellinie, manchmal oberhalb. Ich bin Humorist.“ 
Conny meets Sebastian Pufpaff Conny: „Sie haben mittlerweile die Bezeichnung „George Clooney des Kabaretts“ verpasst bekommen. Wie wichtig ist Ihnen Ihr Äußeres?“ 
S. Pufpaff: "Die Bezeichung kommt nicht von mir. Es ist mehr eine Art Wanderpokal. Dieter Nuhr war schon der George Clooney des Kabaretts, selbst Hennes Bender wurde schon einmal als solcher bezeichnet. Im Moment darf ich den Titel tragen und unter uns, es gibt schlimmere Vergleiche. Äußeres ist wichtig, aber auch sehr überschätzt. Ich achte sehr wohl darauf, dass ich gepflegt auf der Bühne erscheine, alles andere lenkt sonst ab. Wenn der Zuschauer denkt: "Och, die Fingernägel hätte er sich mal schneiden können und das Hemd, gibt es das nicht auch in gebügelt?" ... da ist das Hirn nicht beim Gesagten und meine Aussagen verlieren sich im Ungepflegtsein." 
Conny: „Viele Künstler, wie beispielsweise Ingo Appelt, sagten in der Vergangenheit, dass Ihnen -gerade im Bereich Kabarett- vieles „zu nett“ geworden ist. Sehen Sie das auch so?“ 
S. Pufpaff: „Naja, es stellt sich in diesem Zusammenhang natürlich auch immer die Frage, wo man gerade fischen geht. Es ist auch möglich zu sagen, dass ein Spielplatz sicherer ist, wenn dort nur eine Wippe steht anstelle eines Kletterparcours. Dementsprechend ist das Genre nicht zu lieb geworden. Es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Schauen Sie sich Dieter Hildebrandt oder Georg Schramm, die „Levitenleser der Nation“, an. Ich denke nicht, dass die beiden innerhalb der letzten 20 Jahre lieber geworden sind. Eher im Gegenteil. Ich schätze Ingo Appelt über alles… aber Kabarett ist das, was DER Künstler daraus macht. Ich habe nicht das Gefühl, das wir lieber geworden sind. Es kann ja auch sein, dass die Gesellschaft etwas anderes sucht. Vielleicht sucht sie nicht den Levitenleser oder den erhobenen Zeigefinger. Comedy ist zu einem Rockstarphänomen geworden. Wenn Mario Barth vor 75.000 Leuten spielt, ist das ein Event, ein Massenphänomen. Es geht dabei selbstverständlich auch um den Künstler, der einen Kompromiss findet, um all diesen Leuten gleichzeitig zu gefallen. Hier, im Ko(m)mödchen kann ich trennschärfer sein. Im Endeffekt finden sich hier „nur“ ca. 240 Leuten ein, die mit schärferen Texten umgehen können ...sollten.“ 
Conny: „Teilweise prangern Sie in Ihrem Programm die katholische Kirche sehr stark an, fordern die Zuschauer auf, auszutreten. Ist schon mal einer aufgestanden und gegangen, weil er sich angegriffen gefühlt hat?“
S. Pufpaff: "In der Pause ist bereits jemand gegangen und das ist absolut in Ordnung. Wichtig bei der Programmstelle ist mir nicht die reine Provokation, sondern der Aufruf zur Auseinandersetzung mit dem Thema. Ich finde es toll, wenn hinterher ein Zuschauer zu mir kommt und mir erklärt: "Herr Pufpaff, da haben Sie aber unrecht, die Kirche gibt mir das, das, das und das und ich bin leidenschaftlicher Christ usw. ." Ich hake dann noch gerne nach, ob der -oder diejenige- auch nicht Kirche als spirituellen Supermarkt betreibt und hoffe dadurch eine Diskussion loszutreten, sich kritisch mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen. Ich habe nicht die Wahrheit gepachtet, mir geht es um den Zweifel. Wir sollten viel häufiger zweifeln, damit wir nicht zu Sklaven irgendwelcher Wunschträume und Traumschlösser werden, die in der Realität nicht existieren."
Conny meets Sebastian PufpaffConny: „Ihr aktuelles Programm heißt „Warum!“. Worum geht’s? Gibt es einen roten Faden?“ 
S. Pufpaff: „Der rote Faden steckt hinter dem Fragewort „Warum“. Eigentlich stelle ich alles in Frage. Mittlerweile versuchen wir nur noch, intelligente Fragen zu stellen. Die Antwort ist uns aber meistens egal. Die Frage bleibt stehen. Genau das hat man auch beim Kanzlerduell gesehen. Da haben sich vier Reporter darin profiliert, möglichst intelligent zu wirken, aber ich hatte das Gefühl, dass ihnen die Antworten egal waren. Die Fragerei zieht sich bei mir durch das komplette Programm. Ich mache aber kein klassisches Politkabarett oder Geschlechtercomedy. Es geht mir eher darum, einen Spiegel vorzuhalten und zu fragen, ob wir das, was da draußen passiert, gut finden. Daher halte ich auch alle Ankündigungen zum Programm sehr vage. Manchmal sollte man die Dinge auch einfach auf sich zukommen lassen. Glücklicherweise kommen aber die Zuschauer, weil sie –trotz der vagen Ankündigung- das Vertrauen in einen guten Abend haben.“ 
Conny: „Sie sind mit Ihrem Programm ja noch ein wenig auf Tour…“ 
S. Pufpaff: (lacht) „Ja, ein bisschen. Ich habe bis Oktober 2015 Termine. Aber im Februar 2015 kommt dann ein neues Programm heraus.“ 
Conny: „Aber bis Februar schreiben Sie doch sicherlich das Programm auch noch ein wenig um oder?“ 
S. Pufpaff: „Das jetzige Programm hat mit dem ursprünglichen nichts mehr zu tun. Das machen aber alle Künstler. Die, die mit ihrem Programm über drei oder vier Jahre touren, passen das auch immer an. Ich würde sofort unglaubwürdig wirken, wenn ich beispielsweise das Schreiben von heute, welches der Papst an die Kirchen geschrieben hat, nicht verwenden würde oder wenn ich den Koalitionsbeschluss nicht kommentieren würde. Man muss immer tagesaktuell sein. Es passiert ja auch immer was.“ 
Conny: „Sie wirken immer relativ seriös…“ 
S. Pufpaff: (lacht) „Na, Sie schränken das jetzt aber schon ein, wenn Sie „relativ“ sagen!“ 
Conny: „Ich habe Sie zum Beispiel bei Markus Lanz gesehen, als Sie sich mit Desirée Nick angelegt haben, als es ums „Dschungelcamp“ ging. Was halten Sie denn von der aktuellen TV-Landschaft? Nurnoch Mist?“  
S. Pufpaff: „Ich weiß es auch nicht. Ich muss zugeben, dass ich Fernsehen über alles liebe und auch wirklich viel schaue. TV zu schauen ist aber auch ein großer Zeitkiller. Man setzt sich vor die Kiste und fragt sich drei Stunden später, was man getan hat. NICHTS! Es wird viel Schritt gezeigt und mir fehlt da ein wenig die Revolution der Zuschauer… wobei genau diese Revolution jetzt eigentlich mit youtube und diesen „on-demand“-Angeboten beginnt. Was mich wirklich ankotzt ist die teilweise Verschwendung der GEZ-Gebühren, weil die Öffentlich-rechtlichen zum Teil die Privaten kopieren. Eben nur billiger und schlechter. Das verstehe ich nicht. Ich habe ein wenig Einblick in ein oder zwei Sender und muss sagen, dass da Piloten und Formate liegen, die grandios sind, aber nicht gemacht werden. Die Zielgruppe bei den Öffentlich-rechtlichen ist einfach 65+. Fertig. Die Sender haben aber auch einen Bildungsauftrag! Ich bin sehr glücklich, dass ich jetzt für „3sat“ arbeiten darf. Die Leute da lassen einem Freiheiten beim Arbeiten. Das macht Spaß.“ 
Conny meets Sebastian Pufpaff Conny: „Sie kommen aber eigentlich von „RTL“…“ 
S. Pufpaff: „Ja, zu Studentenzeiten habe ich für das RTL Newsarchiv gearbeitet und Teleshopping moderiert. Teleshopping ist aber die Hölle und kein Fernsehen. Ich war Vertreter.“ 
Conny: „Sie sind gegangen worden, oder?“ 
S. Pufpaff: „Ja, ich bin rausgeflogen. Irgendwann habe ich das nicht mehr ernst genommen. Dort fangen die Leute um 3 Uhr morgens an, einen Teflonlöffel zu verkaufen. Darüber reden sie dann eine Stunde. Bei mir hat sich dann ein leicht ironischer Unterton eingeschlichen. Man erklärte mir dann, man habe das Gefühl, ich würde das Produkt nicht mehr ernst nehmen. Ich wurde darauf hingewiesen, dass das Produkt und nicht ich im Vordergrund steht. Es war natürlich auch ein Fehler von mir, eine Show aus dem Ganzen machen zu wollen. Anderthalb Jahre Teleshopping reicht aber auch. Um die Erfahrung bin ich froh. Ich habe immerhin mehr Live-Auftritte als Thomas Gottschalk!“ 
Conny: „In den sozialen Netzwerken ist es gerade eher ruhig bei Ihnen…“ 
S. Pufpaff: „Ja, ich schreibe aktuell wenig auf facebook. Das liegt aber daran, dass ich momentan so viel andere Sachen zu schreiben habe. Es tut mir auch unheimlich leid, wenn ich facebook als Kommunikationsmittel gerade so wenig nutze. Ich muss in dieser Hinsicht fleißiger werden, aber ich hatte in letzter Zeit so viele Textabgaben, dass ich froh war, die Tasten mal nicht drücken zu müssen. Ist aber einer meiner guten Vorsätze für das nächste Jahr: Ich werde mehr facebooken!“ 
Conny: „Wie sehen denn Ihre Pläne für 2014 aus?“ 
S. Pufpaff: „Ich schreibe aktuell ein Buch, habe mir aber damit Zeit gelassen. Das Ganze soll nicht nach dem Motto: „Aha, er ist Komiker und schreibt auch noch ein Buch!“ rüber kommen. Wir schauen mal, was es wird. Aber ich möchte die Gesellschaft durch verrückte Geschichten in Frage stellen. Ansonsten möchte ich eben gerne weitermachen. Die Leute sollen aus der Show gehen und sagen: „Das war ein cooler Abend!“.“ 
Conny meets Sebastian Pufpaff Conny: „In unserem letzten Interview haben Sie gesagt, dass „Spaß, Freude und Genuss“ auf Ihrer To-do-Liste stehen. Also soll’s so weitergehen?“ 
S. Pufpaff: „Absolut. Das Thema „Genuss“ muss ich aber ein wenig einschränken. Mittlerweile bin ich in den etwas besser organisierten Bühnen angekommen. Dort stehen backstage immer die Schokoladenkekse. Ich kann meinen Erfolg daher an der Waage ablesen. Genuss tritt daher ein wenig mehr in den Hintergrund… aber Spaß ist wichtig. Ich denke, dass sich der Spaß, den man selbst auf der Bühne hat, ins Publikum transportiert.“


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