Conny meets Sascha Grammel

Von Cornelia Wilhelm @NiveauKlatsch

Copyright: Patrick Wamsganz

Sascha Grammel hat im letzten Jahr den begehrten "Bambi" in der Kategorie "Comedy" gewonnen, gehörte aber schon vorher zu den Männern, bei denen wir gerne akzeptieren, dass sie ein scheinbar ganz besonderes Verhältnis zu Puppen haben.
Saschas Bauchrednerkünste und seine Figuren wie Frederic Freiherr von Furchensumpf oder Josie füllen die Hallen der Republik und begeistern nicht nur jüngere Zuschauer.
Wir haben uns mit dem Ausnahmekünstler unter anderem über den "Bambi",  seine Karriere und das "Reden mit dem Bauch" unterhalten.
Das Interview findet ihr hier.
Für Infos zu Sascha und seiner aktuellen Tour klickt bitte dort!
Viel Spaß beim Lesen!
Liebst,
Conny



Conny: "Sie haben den Bambi in der Kategorie “Comedy” gewonnen! Was ist das für ein Gefühl? Alles richtig gemacht?"
S. Grammel: "Ich sag's mal so: wenn man Stolz in Tomatensuppe messen könnte, dann würde bei mir zuhause in den nächsten Jahren nichts anderes mehr auf den Tisch kommen als Tomatensuppe. Soll heißen: oh, ja! Und ob ich stolz bin. Das Ganze ist noch immer etwas unwirklich. Wenn mir noch vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, ich würde einen Bambi gewinnen, dann wäre ich mit demjenigen sicher auf dem direkten Weg und schnurstracks zum Onkel Nerven-Doktor gefahren. Besonders glücklich über meinen Bambi bin ich zudem, weil ich zum einen meine Voting-"Konkurrenz" Cindy aus Marzahn und Olaf Schubert selbst sehr bewundere und es eigentlich schon Ehre genug war, mit ihnen zusammen nominiert zu werden. Zum anderen, weil diese online-Bambi-Kategorie ein Publikumspreis und kein Jury-Preis gewesen ist, wahnsinnig viele Leute für mich gestimmt haben und ich einfach so stolz auf meine unvergleichlichen Fans bin. Ohne euch gäbe es das alles nicht. Danke!"
Conny: "Vom Zahntechniker zum Bauchredner, Puppenspieler/ Zauberer. Wie war der Weg dahin?"
S. Grammel: "Ein Katzensprung. Wenn man eine Katze ist. Wenn nicht, dann nicht. Elefanten zum Beispiel können keinen Katzensprung. Und von 'nem "Elefantensprung" habe ich noch nie gehört. Wohl aber von 'nem "Sprung in der Schüssel". Was vermutlich meint, dass das ganze, gute Geschirr ja kaputt geht, wenn ein Elefant unbedingt im Porzellanladen einen "Katzensprung" ausprobieren will. Nein, jetzt aber im Ernst: Nein, ich habe früher NICHT mit Puppen gespielt, sondern genau wie alle anderen Jungs in meinem Alter Fußball (sehr schlecht), Indianer (sehr überzeugend) und unverwundbarer Actionheld (sehr schmerzhaft). Seit ich 9 Jahre alt bin stehe ich auf der Bühne. Menschen zum Lachen zu bringen, war und ist meine große Leidenschaft. Aber anfangs war es „nur“ ein Hobby. Ich habe eine Ausbildung zum Zahntechniker gemacht und anschließend auch noch kurz in diesem Beruf gearbeitet. 1997 war mir dann aber schon klar, dass ich meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen möchte und habe meinen Zahntechnikerkittel an den Nagel gehängt. Inzwischen trägt ihn Prof. Hacke auf. Es war also nichts umsonst!"


Conny: "Haben Sie selbst Josie, Frederic Freiherr von Furchensumpf, Prof. Doktor Peter Hacke, Herr Schröder & Ursula und das Huhn erschaffen? Gab es Inspirationen?"
S. Grammel: "Die Ideen zu meinen Figuren entwickle ich selbst. Von der Idee bis zur fertigen funktionierenden Puppe ist es oft ein langer Weg. Was die "Inspiration" für die Puppen und Nummern betrifft: Wenn ich eine Idee habe, schreibe ich sie mir auf kleine Zettel, notfalls auch auf eine Serviette oder so. Sonst ist der Einfall weg. Später tippe ich die gesammelten Sachen in meinen Computer und überlege, was man daraus machen könnte. Aus manchen Ideen entstehen dann richtig schöne Dialoge, an denen ich so lange weiterarbeite, bis sie aus meiner Sicht perfekt sind. Einiges ergibt sich aber auch erst später, wenn ich mit den Puppen spiele. Ein gutes Beispiel dafür sind der außerirdischen Handelsvertreter Herr Schröder und seine Sternschnuppe Ursula. Die Charaktere sind fast durchs Spielen entstanden. Danach beginne ich, die Texte auswendig zu lernen und mit der Puppe zu proben. Soooo lange, bis auch die Puppe die Texte auswendig kann. Das kann bei Frederic dann schon mal dauern... Das Leben beschert uns Menschen auch traurige und einsame Momente."


Conny: "Hilft Ihnen Ihre Arbeit auch mal über den ein oder anderen „nicht so lustigen Moment“ hinweg?"
S. Grammel: "Na klar. Da geht es mir nicht anders wie meinen Zuschauern. Ich glaube meine Form der Comedy kommt deswegen so gut an, weil man von Herzen lachen kann. Und das, ohne dass ich dabei vergleichenden Humor einsetze, unter die Gürtelline wandere oder andere „runter“ mache. Viele Kollegen sind ja meist "political incorrect" und sollen und dürfen das auch, ich dagegen liebe aber meine heile, kunterbunte "Puppet Comedy"-Welt. So können meine Zuschauer und auch ich mal für zwei Stunden den Alltag und die damit verbundenen Sorgen vergessen."


Conny: "Wie wichtig sind für Sie (und für Frederic Freiherr von Furchensumpf) die neuen Medien (facebook/twitter/google+)?"
S. Grammel: "Ich finde sie nicht wichtig aber sehr praktisch. Sie erlauben mir einen direkten Kontakt zu meinen Fans aufzubauen. So kann ich auf Facebook inzwischen mit einer einzigen Meldung über 800.000 Fans erreichen und mit Neuigkeiten/Informationen versorgen. Und auch die Fans können mit mir persönlich in Kontakt treten und mir Nachrichten schreiben oder Fotos posten. Das ist super! Allerdings teilweise auch schwer zu handhaben. Es kann nämlich schon mal vorkommen, dass ich innerhalb weniger Stunden über 9000 Kommentare auf eine Nachricht bekomme. Schon verrückt wie schnell die neuen Medien sind. Manchmal kann man sich nach einem Auftritt noch in der Garderobe einen Handymitschnitt vom Auftritt auf Youtube anschauen. Diese Möglichkeit nutzt unser vorlauter Adlerfasan sehr gerne, um sich nach der Show selbst zu feiern. Frederic: Den "vorlauten Adlerfasan" nimmst Du gefälligst zurück! Für Dich immer noch "König der Lüfte"! SG: Entspann’ dich Frederic! Frederic: Wenn ich mich entspannen will, werfe ich mir ein Entenkostüm über und lass’ mich inkognito im Park großzügig mit Brotkrumen füttern – DAS entspannt!"


Conny: "Ihr Privatleben halten Sie gekonnt aus der Medienwelt heraus? Ist das mitunter nicht schwierig?" 
S. Grammel: "Mein Privatleben ist mein sicheres - und lebenswichtiges - Rückzugsgebiet. Das beschütze ich ganz bewusst. Ich denke dafür hat jeder Verständnis."


Conny: "Sie sind Gründer des Benefiz-Projektes LACHEN TUT GUTes! Was müssen wir uns darunter vorstellen?"
S. Grammel: "Früher habe ich einmal jährlich einen Wohltätigkeitsauftritt, z.B. auf der Krebsstation in der Charité oder für das Deutsche Rote Kreuz, gemacht. Nach einer längeren Pause hatte ich jedoch ein schlechtes Gewissen und hätte gerne wieder etwas in dieser Richtung getan. Aus der Notwendigkeit heraus, für meine DVD-Produktion zu üben, entstand dann die Idee, meine Übungsauftritte mit dem Charity-Gedanken zu verbinden. So ist die Veranstaltungsreihe: „Lachen tut Gut(es)!“ entstanden. Von den Leuten wurde das so gut angenommen, dass ich dabei geblieben bin. Und so spiele ich nun schon seit 2007 meine Benefiz-Show einmal im Monat im Kulturhaus Spandau für den guten Zweck. Mit den Erlösen unterstütze ich die „Roten Nasen – Clowns im Krankenhaus e.V.“. Das sind speziell ausgebildete Clowns, die in Krankenhäusern auf die Kinder- oder Altenstationen gehen und vor Ort den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wer einmal gesehen hat, wie die kleinen aber auch großen Patienten strahlen, wenn die Clowns auf den Stationen unterwegs sind, der muss dieses Projekt einfach unterstützen! Und Lachen hilft heilen!"
Conny: "Wird es in Zukunft mehr Zaubereinlagen als im aktuellen Programm „Keine Ahnung“ geben?"
S. Grammel: "Ich versuche meine Programme immer möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für mich. Deshalb mische ich Comedy, Puppenspiel, Bauchreden und Zauberei miteinander – das kommt bei den Leuten gut an. Sicherlich wird das Bauchreden aber wieder den größten Teil der Show ausmachen. Das macht mir einfach am meisten Spaß."


Conny: "Manchmal lachen Sie während der Aufführung über Ihre Figuren und sich selber. Ist das gespielt und gehört zum Programm? Wenn nicht: Wie kommt man dann wieder zurück zum Programm?"
S. Grammel: "Das ist immer sehr situationsabhängig. Manchmal lache ich über einen Witz, den ich mir zwar schon vor längerer Zeit mal ausgedacht habe, der aber trotzdem auch beim x-ten Mal erzählen noch immer sehr, sehr witzig ist. Manchmal lache ich auch über die realistisch gesehen schon bemerkenswert skurrile Situation, dass ich da gerade auf einer Bühne stehe, mit mir selbst rede und mir hunderte, immer öfter tausende, Menschen dabei zuschauen. Und manchmal gibt es Sätze und Formulierungen - z.B. wenn Herr Schröder von der Beschaffenheit seines Heimatplaneten Callirrhoe und seiner Familie erzählt - die ich noch nie, ohne dabei zu lachen, rausbekommen habe. Ich lache einfach sehr gerne."


Conny: "Wird es irgendwann einmal Autogrammstunden von Josie, Frederic Freiherr von Furchensumpf, Prof. Doktor Peter Hacke, Herr Schröder & Ursula geben?"
S. Grammel: "Nach den Shows fehlt uns dafür leider die Kraft und für eine richtige Autogrammstunden-Tour fehlt uns schlichtweg die Zeit. Zeit ist bei uns sowieso Mangelware. Zum „KEINE ANHUNG!“-Tourstart Anfang 2013 hab ich deswegen eine lebensgroße Pappfigur von mir anfertigen lassen, die statt meiner bei diversen Familienfesten und Treffen mit Freunden, Verwandten und Bekannten bis dato recht gute Dienste geleistet hat. Weil auch ich natürlich irgendwann mal Urlaub brauche, ich dafür aber ebenfalls absolut keine Zeit habe, wird mich dieselbe Pappfigur im kommenden Jahr bei einer mehrwöchigen Ferienreise nach Pompolompusien vertreten."


Conny: "Kann man Bauchrednern in jedem Alter erlernen? Haben Sie vielleicht zwei drei kleine Anfängertipps?"
S. Grammel: "Ja und ja. Denn: Ja, generell kann jeder Mensch Bauchreden. Ich vergleiche das immer gern mit einem Flic-Flac, einem Handstand-Überschlag, den theoretisch ja auch jeder lernen kann. Der eine braucht dazu drei Jahre, bis er’s kann, der andere vielleicht nur zwei Monate. Mit dem Bauchreden ist es ähnlich. Wir alle haben die dafür benötigten Muskeln und können sie trainieren. Aber man muss es wirklich wollen, denn es ist ein mühseliger Weg. Eigentlich muss man dafür nur sechs Laute neu bilden: v, w, p, b, m und f. Ich nenne sie liebevoll „die fiesen Dinger“. Um diese auszusprechen, beziehungsweise zu formen, benutzen wir im Deutschen die Lippen. Das ist beim Bauchreden natürlich nicht mehr möglich und man nimmt dafür die Zunge sowie die oberen Vorderzähne. Das Schwierigste ist gar nicht mal, diese neuen Laute zu bilden, das Abschalten der ja seit frühester Kindheit erlernten und automatisierten Lippenbewegungen ist das Problem, das ist einfach zu fest in uns verankert. Der Trick ist: üben, üben und noch mal üben. Und vielleicht anfangs möglichst wenige der „fiesen Dinger“ im Text der Puppe benutzen.

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Conny: "Dürfen Puppen auf der Bühne frecher sein als wir Menschen?" 
S. Grammel: "Ich behandle meine Puppen auf der Bühne wie Menschen. Und sie verhalten sich auch so. Die Frage müsste also eher lauten: Darf man auf der Bühne frech sein? Und das hängt wohl von der eigenen Humor-Schmerzgrenze ab. Ich persönlich mag es nicht, wenn man nur Witze auf Kosten anderer macht. Das ist natürlich der einfachste Weg. Aber es geht auch anders. Ich bin etwas stolz, dass ich meine Zuschauer zwei Stunden lang aufs Beste unterhalten kann, ohne jemanden fertig zu machen."


Conny: "Wo und wie findet Sascha Grammel Ruhe und Entspannung? Immerhin geht die Tour bis Dez.2014!!"
S. Grammel: "Eigentlich wie viele Menschen. Ich treffe mich mit Freunden, gehe ins Kino, treibe regelmäßig Sport, sitze vorm Kamin und lese Bücher, fahre mit meiner Yacht raus aufs Meer, schwimme mit Delfinen oder fliege mit dem Privatjet durch die Karibik und fotografiere Wolken... ab und zu gerate ich aber auch ins Träumen, während ich ein Interview beantworte. (lacht) Im Ernst: Auszeiten sind mir extrem wichtig, und die nehme ich mir auch regelmäßig. Es nützt ja niemandem, wenn ich sonst nach ein paar Vollgas-Monaten ausgebrannt dasitze und plötzlich keine Lust mehr auf das habe, was mir doch eigentlich einen Riesen-Spaß bringt."


Conny: "Was dürfen wir denn 2015 erwarten?"
S. Grammel: "Generell muss 2015 schon selbst wissen, was es macht. Ich möchte 2015 da gar nichts vorschreiben. Sehr gern kann sich 2015 aber an 2013 oder 2014 ein Beispiel nehmen und genauso super werden. Privat plane ich gleich Anfang Januar urgemütlich über den pazifischen Atlantik gen Pompolompusien und zurück zu schippern. Außerdem hat mich Professor Hacke gebeten, seinen Blockbuster-Bestseller-Buch-Erfolg "Das Hacke Peter-Prinzip - wer mehr isst, als er trinkt, kann öfter auf Toilette als er muss" als Hörbuch zu sprechen. Mit mir als ICH und George Clooney als ER. Mal sehen, ob's klappt. Definitiv wird aber die KEINE ANHUNG-Tournee 2015 in die nächste Runde gehen und meine Puppenfreunde und mich wieder quer durch Deutschland führen. Ich freu' mich sehr darauf!"