Conny meets Doro Pesch

Conny meets Doro Pesch Vor ein paar Tagen hat Doro Pesch sich ein neues Tattoo stechen lassen. Auf ihrem Arm steht nun der Schriftzug: "The one who loves the fans - Für immer".
Wenn man sich mit der sympathischen Rockröhre aus Düsseldorf unterhält, glaubt man ihr jeden einzelnen Buchstaben. Sie spricht von Europa- und Welttourneen und vermittelt gleichzeitig das Gefühl, eine gute Freundin zu sein, die bodenständig und vollkommen normal geblieben ist.
Wir haben mit Doro über ihre Ausbildung zur Grafikdesignerin, ihre Auftritte, das Verhältnis zu ihren Fans und den Tod von Ronnie James Dio gesprochen. Außerdem waren natürlich ihre beiden Jubiläumskonzerte am 2. und 3. Mai ein großes Thema.
Lest selbst!
Liebst,
Conny

Conny meets Doro Pesch

Foto: Frank Dursthoff

Conny: „Eigentlich hast du eine Ausbildung als Grafikdesignerin gemacht. Wie kommt man denn dann zur Musik?“ 
D. Pesch: „Ich wollte singen, seitdem ich drei Jahre alt war. Das war schon immer mein Traum. Ich konnte damals gerade eben so einen Plattenspieler bedienen. Es gab da einen Song, der mich wirklich überwältigte. Das war „Lucille“ von Little Richard, auch wenn ich nicht wusste, wer dieser Little Richard war. Das Lied hatte einfach wahnsinnig viel Power. Aufgewachsen bin ich in der Glam Rock Zeit und wurde also musiktechnisch von T-Rex, Alice Cooper und Led Zeppelin begleitet. Mein Vater war Transportunternehmer und ich bin quasi im LKW groß geworden. Er hatte immer zwei Jungs, die ihm geholfen haben und im besten BRAVO-Alter waren. Dann haben wir immer zusammen die Heftchen durchgeblättert und ich habe mich schon damals für die langhaarigen Bands begeistert. Das war faszinierend. Wir haben uns auch immer gegenseitig aufgenommen. Ich habe gebrüllt wie am Spieß und niemand hat geglaubt, dass aus so einem kleinen Wurm so eine Stimme heraus kommen kann. Dann bin ich zur Schule gegangen, habe eine Ausbildung gemacht, war aber immer den Künsten sehr zugewandt. Alles, was mit Malen, Fotografieren oder Musik zu tun hatte, fand ich toll. Schließlich habe ich eine Lehre als Typographin gemacht. Mein Ausbilder war selbst Künstler und wir haben uns supergut verstanden. Er hat mir sehr viel beigebracht. Dann hatte ich irgendwann meine erste Band und ich wusste: „Das ist es!“. Auf der Arbeit waren alle sehr kulant. Es hieß dann nur: „Ach, der Stift macht wieder was für seine Band!“. Irgendwann kamen die ersten Konzerte. Wir haben uns dann als „Warlock“ zusammengeschlossen. 1982 ging es richtig los. Wir waren zur rechten Zeit am rechten Platz. 1983 kam unsere erste Platte, für die wir bei einem belgischen Independant Label unterschrieben hatten. Die Erwartungen unsererseits waren nicht so hoch. Wir haben gehofft, von unserer Platte ca. 120 Stück zu verkaufen. Nachdem der erste Monat um war, meinte der Typ von der Plattenfirma nur: „Das läuft wie Sau! Wir haben weltweit 25.000 Platten verkauft!“. Wir fanden das so krass. Damals gab es ja auch kein Internet und keine Magazine. Es war unglaublich und eine totale Überraschung. Veranstalter aus dem Ausland haben uns gefragt, ob wir spielen wollen. Der Wahnsinn! Dann kam schnell die zweite Platte raus, wir haben lange getourt. Die dritte Platte brachte dann den letztendlichen Durchbruch. Irgendwann habe ich dann meinen Job quittiert… und zwar genau dann, als wir das Angebot bekamen, mit Judas Priest auf Welttournee zu gehen.“
Conny: „Du bist überall in der Welt unterwegs, du wurdest zur Legende gekürt, aber du wirkst immer so unheimlich bodenständig. Wie geht das denn?“
D. Pesch: „Ich möchte die Leute einfach glücklich machen und ihnen Power geben. Das liegt mir am Herzen. Mir liegt nichts daran, einen Starkult zu schaffen. Ich will die geilsten Konzerte abfeiern und den Leuten etwas geben, was man auch noch in 20 Jahren hört. Viele Menschen haben sich zu meinen Balladen verliebt oder sogar geheiratet. Ich habe auch schon in Kirchen und bei Bikerveranstaltungen gesungen. Das ist mir so wichtig. Die Zuschauer sollen sagen können: „Das war ein geiler Moment und den werde ich nie vergessen!“. Manche Songs helfen auch, schwere Zeiten zu überwinden. Es ist egal, ob du in China oder in den USA bist… die Leute haben letztendlich immer ähnliche Sorgen und Probleme. Musik kann einem viel bedeuten. Ich habe auch als Kind meine Lieblingsplatten aufgelegt, wenn es mir schlecht ging. Und nach ein paar Stunden ging es einem schon besser.“

Conny meets Doro Pesch

Foto: privat

Conny: „Anfang Mai gibst du zwei Jubiläumskonzerte in Düsseldorf. Was erwartet denn die Zuschauer?“
D. Pesch: „Hier in Düsseldorf hat alles begonnen. Wir wollten unser 30jähriges Jubiläum überall feiern, aber besonders hier, in meiner alten Heimat. Wir haben schon unser 20jähriges hier gefeiert. Beim 25jährigen waren damals auch die Scorpions da. Außerdem viele andere Rockgrößen, die uns inspiriert haben. Ich wusste gar nicht, wie ich das alles mit dem 30jährigen toppen sollte, da das 25er schon so toll war. Es war der Hammer! Jetzt feiern wir zwei Nächte. Die Musiker kommen aus der ganzen Welt. Wir machen eine Nacht mit Orchester und vielen Gästen. In der zweiten Nacht geben wir noch mal so richtig Vollgas… und erwarten auch sehr viele Gäste (lacht). Full Metal! Ich wusste nicht, wie wir das alles in einen Tag packen sollten. Das Orchester haben sich viele Leute gewünscht, aber es ist eben ein wahnsinniger Aufwand, 50 Leute aus der ganzen Welt zusammen zu bekommen. Aber zum Jubiläum machen wir das. Manche Songs bekommen mit Orchester noch mehr Power und Ausdruck. Das ist emotional und Power pur.“
Conny: „Was hälst du denn vom deutschen Musiknachwuchs? Müssen wir uns Sorgen machen?“ 
D. Pesch: „Nein, das glaube ich nicht. Ich bin im Kuratorium der Wacken Foundation, die sich um junge Rockmusiker kümmert. Junge Bands können sich hier auch finanzielle Hilfe holen, wenn sie zum Beispiel eine Platte machen wollen oder auf Tour gehen. Die Musiker kommen aus der ganzen Welt. Wacken ist ja international (lacht). Nachwuchsförderung ist da sehr wichtig. Im Popbereich gibt es so viele kommerzielle Sachen. Wir befassen uns eher mit Rock und Metal. In diesem Bereich gibt es zu wenig Förderung. In den 80ern durfte ich von den Besten lernen und wir wurden super supported. Alle waren so liebevoll. Deswegen hatte ich viele Chancen, überall reinzuschnuppern. In Düsseldorf unterstütze ich auch das „Haus der Jugend“. Da haben wir damals auch bei einem Nachwuchswettbewerb mitgemacht und wurden von einer Raggaeband besiegt. Man war als Metal-Musiker irgendwie doch immer ein kleiner Outlaw. Wir sind damals nur schwer drüber weg gekommen (lacht).“
Conny: „Ronnie James Dio! Gutes Stichwort! Du hast damals auf dem Tribute-Album gesungen. Was war das für ein Gefühl und wie hast du denn damals auf seinen Tod reagiert?“ 
D. Pesch: „Wir haben 1987 zum ersten Mal zusammen getourt. Das war die Hochzeit des Metal. Er war unheimlich nett und total liebenswürdig. Man konnte sich super mit ihm unterhalten. 2000 haben wir noch mal gemeinsam durch Amerika getourt und dann entwickelte sich eine wunderbare Freundschaft zwischen uns. Ich bekam dann einen Anruf und wurde über das Tribute-Album informiert. „Egypt“ war ohnehin einer meiner Lieblingssongs, den ich damals zu Ehren von Ronnie aufgenommen hatte. Als ich von seinem Tod hörte, war ich über Monate nieder geschlagen. Ich habe mich mit vielen Fans von ihm unterhalten. Alle waren einfach nur todtraurig. Dann habe ich eine neue Platte aufgenommen und der allererste Song kam mir direkt aus dem Herzen geschossen. Ich war in New York, lag im Bett und mir kam die Melodie von „Hero“ in den Kopf. Es war dann der erste Song, den wir für die aktuelle Platte, „Race your fist“, aufgenommen haben. Ich möchte Ronnie damit danken, ihn ehren und … ja, ich möchte seinen „spirit“ am Leben halten. Es gibt so viele junge Leute, die nie die Chance hatten, Ronnie live zu sehen. Das Album habe ich dann auch an Wendy Dio geschickt. Wir sind immer in Kontakt geblieben. Letzte Woche habe ich mich erst wieder mit ihr unterhalten. Wir möchten in Zukunft etwas zusammen machen und zusammen arbeiten. Sie meinte immer wieder, dass Ronnie sich sicherlich tierisch freuen würde. Wir mochten uns einfach sehr, sehr gern. Er war einer der begnadetsten Sänger. Ich bin nach wie vor ein großer Fan. Er war ein feiner Mensch mit einem unheimlich guten Humor.“
Conny: „Welche Pläne hast du für die Zeit nach den beiden Jubiläumskonzerten? Urlaub?“ 
D. Pesch: „Nein, Urlaub habe ich noch nie gemacht (lacht). Zum 30jährigen kommt die „Race your fist“ am 2. Mai noch mal mit einer Bonus-CD raus. Auf der Platte ist dann u. a. auch ein Demo drauf. Sowas habe ich noch nie gemacht, aber ich wollte den Fans mal zeigen, wie Lieder in Rohform klingen. Natürlich sind auch die Lieblingssongs von meiner Band und mir drauf. Eben Songs, die uns inspiriert haben. So möchte ich den anderen Musikern und Bands „Danke!“ für all die Inspiration sagen. Und die Fans bekommen ein Album mit allen Schikanen. Wir haben auch eine Kette mit „Doro“-Logo, Patches, Aufkleber und so weiter dazu gepackt. Es ist einfach super! Eine Woche nach den Jubiläumskonzerten geht dann die Europatour und die Festivals los. Außerdem geht es dieses Jahr noch in Richtung Amerika. Im Oktober geht dann die Tour weiter. Irgendwann im nächsten Jahr schreiben wir dann neue Songs für eine neue Platte.“
Conny: „Du hast wirklich keine Zeit für Urlaub, oder?“
D. Pesch: „So war das immer in den letzten 30 Jahren. Es macht mir aber so viel Freude. Wenn man auf den Konzerten sieht, wie die Leute eine Superzeit haben und sich freuen, ist das einfach wundervoll. Ich weiß das immer mehr zu schätzen. Ich liebe meine Fans über alles. Familie ist nicht in Sicht. Meine Fans sind meine Familie.“

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