Allein schon diese Problematik sollte objektiv betrachtet Grund genug sein, die beiden Banken nicht miteinander zu verschmelzen – jedenfalls nicht jetzt. Denn die dadurch entstehende kulturelle Komplexität dürfte unter den hiesigen Rahmenbedingungen für kein Managementteam beherrschbar sein.
Hinzu kommt, dass beide Banken gemessen am Geschäft viel zu viele Mitarbeiter haben. Das heutige Banking kommt mit weitaus weniger Mitarbeitern aus als die beiden Bankhäuser mitbringen. Und in Zukunft wird der Headcount im Finanzdienstleistungsbereich noch weiter reduziert werden müssen, weil schlicht und einfach immer mehr Prozesse digitalisiert und automatisiert durchlaufen werden können. Im Privatkundengeschäft braucht man defacto kein Personal mehr. Darlehen werden ohnehin nur noch anhand von automatisch generierten Bonitätskennzahlen gewährt und Beratung für Finanzprodukte braucht in wenigen Jahren auch niemand mehr. Im Firmenkundengeschäft hingegen werden noch Mitarbeiter benötigt, um bei komplexeren Auslandsgeschäften und Finanzierungen behilflich zu sein. Allerdings droht der deutschen Wirtschaft ein Ende des starken Wachstums. Das bedeutet auch weniger Geschäft für die Banken. Mit Wachstum in diesem Bereich sollte man also vorerst nicht rechnen.
Und selbst dann, wenn man die kulturellen Schwierigkeiten einer Fusion sowie die viel zu vielen Beschäftigten nicht berücksichtigt, findet man auf den ersten Blick nichts, was für eine Fusion spricht. So wurde die Deutsche Bank noch im Jahr 2016 vom IWF als dahingehend gefährlich eingestuft, dass sie einen sehr hohen Bestand an Derivaten hält. Nur zur Erinnerung: Kreditderivate haben die letzte Finanzkrise ausgelöst. Zwar hat die Deutsche Bank seinerzeit eine reihe von Dingen verändert, wie z.B. den Eigenhandel mit Derivaten eingestellt, allerdings muss man hier die Frage stellen, ob diese Aussage nicht ein wenig schöngefärbt ist. Denn Derivatgeschäfte „mit Kundenbezug“ werden weiterhin getätigt und es dürfte sehr schwierig sein, den Kundenbezug in jedem Fall klar verneinen zu können.
Die Problematik dabei ist denkbar einfach. Im Falle einer Fusion würde das mit den Derivaten verbundene Risiko nicht eliminiert werden. Vielmehr würde im Falle eines nächsten Finanzcrashs oder der Pleite einer großen Gegenpartei die neu entstandene deutsche Großbank auf der Kippe stehen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass der Steuerzahler hier für das Versagen privatwirtschaftlicher Fehler einiger weniger aufkommen dürfte, ist groß.
Darüber hinaus bleibt noch eine weitere Problemstellung, die man im Falle einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank berücksichtigen sollte. In Deutschland gibt es die Sparkassen sowie die Genossenschaftsbanken. Beide bieten gewissen Vorteile, verzerren aber den Wettbewerb. Das wiegt insbesondere dann schwer, wenn eine bereits teilverstaatlichte Bank mit einem anderen Kreditinstitut verschmolzen werden soll und es dann zu einer Schieflage kommt.
Natürlich ist die Idee einer großen, deutschen, schlagkräftigen Bank grundsätzlich nicht die schlechteste. Allerdings sollten nicht zwei nicht optimal aufgestellte Organisationen ohne weiteres zusammengebracht werden. Bevor Fusionsträume in die Realität umgesetzt werden, sollten beide Banken gesundgeschrumpft und bereinigt werden. Anschließend müssen die strategischen Ziele der Fusion im Detail ausgearbeitet werden. Dann kann man wieder Gespräche führen. Derzeit sind Gespräche über eine mögliche Fusion entweder Zeitverschwendung oder aber realwerdende, brandgefährliche Fieberphantasien.