Was Comicverfilmungen für die große Leinwand angeht, so befinden sich Warner Bros. und DC Comics in einer paradoxen Situation. Da verfügt man mit Superman, Batman und Wonder Woman über weltweit bekannte Superhelden und kann mit The Dark Knight einen der wirtschaftlich erfolgreichsten Filme überhaupt für sich verbuchen, doch abseits der Batman-Reihe will einfach nichts gelingen. Superman Returns enttäuschte am Box Office, Green Lantern ebenso und Watchmen ist eigentlich ein grandioser Film, der jedoch am Geschmack des Publikums vorbeiging. Gleichzeitig liegen Comicverfilmungen voll im Trend und Konkurrent Marvel zeigt eins ums andere Mal, wie an es richtig macht und eilt von Erfolg zu Erfolg. Auf die Tatsache, dass man seinerzeit ein Drehbuch für einen Wonder Woman-Film aus der Feder von Joss Whedon ablehnte, der als Autor und Regisseur Marvel's The Avengers in eine Gelddruckmaschine verwandelte, spricht man bei Warner besser auch niemanden an, wenn einem die Gesundheit lieb ist.
Im Juli verspricht The Dark Knight Rises, der Abschluss von Christopher Nolans Batman-Trilogie, endlich wieder volle Kassen, doch wie es mit dem Dunklen Ritter anschließend weitergeht, steht noch in den Sternen. Nolan will aufhören, Hauptdarsteller Christian Bale wahrscheinlich auch, wenngleich er sich bereits ein Hintertürchen offen gelassen hat. Wahrscheinlich läuft es auf die entsprechende Gage hinaus, vorausgesetzt, The Dark Knight Rises hebt an den Kinokassen wirklich wie erwartet ab. Nächstes Jahr will dann Zack Snyder beweisen, dass er Superman in Man of Steel wieder zu alter Größe verhelfen kann. Kein einfacher Job, vor allem deshalb, weil der Erfolg des Streifens wegweisend für die weitere Entwicklung in Sachen Comicverfilmung im Hause Warner/DC Comics sein könnte.
Allerdings gehen die Planungen dort bereits über 2013 hinaus, wie Variety nun in Erfahrung gebracht hat. So hat man Will Beall an Bord geholt, um ein Drehbuch für einen Film mit der Superheldentruppe Justice League zu schreiben, dem DC-Pendant zu Marvel's The Avengers. Von Beall stammt das Drehbuch zu Warners kommenden Film Gangster Squad, der mit Josh Brolin, Ryan Gosling, Nick Nolte, Robert Patrick, Michael Peña, Giovanni Ribisi, Anthony Mackie, Emma Stone und Sean Pennhochkarätig besetzt ist. Die Aufzählung macht deutlich, warum die Wahl auf Beall fiel: Er kann offenbar Ensemble-Filme schreiben. Solch ein Mann wird auch gebraucht, denn die Justice League bestand zumeist aus sieben Helden. Was die Besetzung des Teams angeht, so kann man davon ausgehen, dass auf jeden Fall Superman, Batman und Wonder Woman dabei sein werden. Auch Green Lantern war in den Comics eigentlich immer Mitglied der JLA, während der Rest der Truppe häufig wechselte. Eigentlich bräuchte Warner also nur noch einen Film mit der Amazone Wonder Woman zu drehen und hätte damit den Kern des Teams bereits auf der Leinwand in Solofilmen etabliert. Und genau solch einen Film hat man nun angeblich in Angriff genommen, denn Variety meldet außerdem, dass Michael Goldenberg, der auch schon das Drehbuch für Green Lantern schrieb, den Auftrag erhalten haben soll, ein Skript für Wonder Woman abzuliefern. Warner wollte dies nicht bestätigen oder dementieren.
Vor dem Hintergrund dieser neuen Entwicklungen stellt sich natürlich die Frage, wie Warner im Detail vorgehen will. Dass man Wonder Woman vor Justice League an den Start bringen wird, erscheint logisch, weil damit die Figur beim Publikum eingeführt wird. Marvel ist so im Falle von Iron Man und Co verfahren und hat gute Ergebnisse damit erzielt. Christian Bale als Batman wäre sicherlich die Traumbesetzung, Henry Cavill im Falle eines erfolgreichen Man of Steel ohnehin gesetzt. Green Lantern war hingegen ein Flop und ob man Ryan Reynolds eine zweite Chance geben wird, scheint zumindest ungewiss. Vielleicht nimmt man sich auch in dieser Hinsicht ein Beispiel an Marvel, wo man die Rolle von Bruce Banner/Hulk trotz gleich zweier vorangegangener Filme neu besetzte und mit Mark Ruffalo einen Volltreffer landete. Außerdem gibt es bekanntlich mehr als eine Green Lantern.
Warner scheint auf jeden Fall entschlossen, Marvel das Feld nicht komplett überlassen zu wollen. Die Comicfans dürfen sichauf jeden Fall freuen.
Link: Bericht bei Variety