Alleine der Titel „The Department of Truth“ löst bei mir schon Glücksgefühle aus. Sofort muss ich an das Ministerium für Wahrheit von 1984 denken. Ähnlich großartiges erwarte ich auch hier. Wenn der Autor dann auch noch James Tynion IV heißt, sollte es noch deutlicher werden.
Dieser Comic wurde mir vom Splitter Verlag als Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Die Bewertung des Comics findet aber in üblicher Vincisblog Qualität statt.
Band 1: Das Ende der Welt
Cole Turner ist Special Agent der FBI. Er forscht über Verschwörungstheorien, wie sie entstehen, wie sie sich verbreiten und warum Menschen an selbige glauben. Bei einer Flat-Earther-Konferenz – die Erde ist eine Scheibe und so – sieht er etwas, was es nicht geben kann.
Deswegen denkt er, dass er aktuell bei Leuten ist, die ihn umbringen wollen. Dabei ist er aber im Department of Truth. Verschiedene Theorien und Epochen werden hier beobachtet. Es wird schnell klar, nichts ist wie es scheint und alles ist möglich, wenn genügend daran glauben.
- (c) Splitter Verlag
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Mein Comic Senf
Meine Erwartungen waren sehr hoch. Und der Comic hat mit dem ersten Panel abgeliefert. Es wird immer noch etwas darauf gesetzt und damit der Status Quo auf den Kopf gestellt. Der Flair von 1984 wurde in einem anderen Medium komplett aufgefrischt und trotzdem ähnlich wiedergegeben.
Ob es nun ein Doktor Aluhut ist oder Sprüche wie „Wer die Wahrheit kontrolliert, kontrolliert die Welt“, die Anleihen sind vorhanden und wurden ein wenig aktualisiert. Auch wer sind die „Guten“ ist ein Thema, mit dem The Department of Truth aktuell sehr gut spielt.
Besonders gefallen hat mir eine abgeschlossene Geschichte über eine Frau, die bei einem Amoklauf ihren Sohn verliert. Die Waffenlobby steht erneut am Pranger. Durch Verzweiflung und gezielte Desinformation beginnt die Mutter zu glauben, dass ihr Sohn nicht ermordet wurde, sondern ein Schauspieler seinen Platz eingenommen hat.
- (c) Splitter Verlag
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Das zeigt, wie „einfach“ man Verschwörungstheorien verfallen kann und das, obwohl man ja tatsächlich etwas Wichtiges verloren hat. Wenn Dinge zu komplex werden, versucht man sich lieber an einer vermeintlich leichten Lösung. Andere sind schuld und haben alles geplant.
Der Zeichenstil muss natürlich auch besprochen werden. Der Ersteindruck ist für viele sicher erst einmal Überforderung. Es ist ein nicht sofort zugänglicher Stil. Gekritzel trifft auf Fotorealismus. Mit dem ersten Panel – manche brauchen vielleicht 1–2 Seiten – beginnt dieser Stil aber zu funktionieren und vor allem zu harmonieren. Es ist ähnlich wirr, wie es Verschwörungen sein können. Sehr passend.
Ganz klar haben James Tynion IV und Martin Simmonds hier ein grandioses Werk abgeliefert. Man möchte definitiv mehr erfahren und sehen. Einziges Manko: die Geschichte bedient dabei sowohl die Menschen, die gegenüber Verschwörungen offen als auch skeptisch sind. Da wäre eine klarere Linie deutlich besser.
Meine letzten Worte:
Glaubt daran