Perry Rhodan. Ein Name, der deutsche SF-Fans automatisch aufhorchen lässt. Seit über 50 Jahren erlebt der Weltraumheld jede Woche Abenteuer in seiner eigenen Heftromanserie. Und nun kehrt er Dank Croiss Cult nach vielen Jahren der Abwesenheit auch die Welt der Comics zurück. Einen Vorbericht zu Perry Rhodan Comic gab es hier im Blog vor ca. zwei Wochen ( Link), und inzwischen ist das erste Heft im Handel erhältlich. Nehmen wir es also mal unter die Lupe.
Im Jahr 3540 ist Perry Rhodan auf einer Mission mit ungewissem Ausgang. Er befehligt das Fernraumschiff SOL mit rund 10.000 Personen Besatzung. Unter ihnen sind viele der legendären Mutanten: Menschen und Außerirdische mit scheinbar übernatürlichen Fähigkeiten. Irgendwo im Universum gestrandet, suchen sie gemeinsam den Weg zurück zur heimatlichen Milchstraße. Ohne eine Spur kann die Suche Jahrzehnte dauern. Doch die entscheidenden Hinweise liefern möglicherweise die Kartographen der Unendlichkeit.
Cross Cult hat Perry Rhodan Comic als eine Heftserie konzipiert, deren Geschichten zyklisch erzählt werden sollen. Den Auftakt macht der Dreiteiler Die Kartographen der Unendlichkeit, dessen Prämisse mit den oben zitierten Worten knapp umrissen wird. Da zur Zielgruppe des neuen Comics sind nicht nur bestehende PR-Fans gehören, sondern auch SF-Anhänger und andere Leser, die noch nie zuvor mit dem dem Perry-Universum in Kontakt waren, wurde ein Punkt innerhalb der Chronologie der Heldentaten des Protagonisten gewählt, der kaum oder gar kein Vorwissen erfordert. Und in der Tat kann man als PR-Newcomer der Handlung problemlos folgen. Der Plot stammt von Kai Hirdt, die Zeichnungen besorgte der Italiener Marco Castiello und die Kolorierung nahm der Amerikaner Michael Atiyeh vor. Hirdt gehört zu den Stammautoren von Perry Rhodan Neo, bringt also profunde Kenntnisse über die PR-Mythologie in die Serie ein. Castiello und Atiyeh hingegen arbeiten regelmäßig für US-Comicverlage wie DC, Marvel oder Dark Horse, was man dem Artwork in Perry Rhodan Comic #1 auch deutlich ansieht. Castiello bedient sich jener dynamischen Bildsprache, wie sie in Übersee zum Standard gehört und in ihren eng anliegenden, mit Designelementen aufgepeppten und bisweilen recht textilarmen Uniformen sehen Perry, Gucki und Co schon sehr wie Superhelden aus. Und gelegentlich gebärden sie sich auch so. Der Mix aus charakterlich sehr unterschiedlichen Figuren sorgt dafür, dass ein deutlich Hauch von Guardians of the Galaxy durch den Comic weht. Den Perry-Puristen mag diese Herangehensweise womöglich nicht so gefallen, doch vorurteilsfreie Science-Fiction-Fans und unbelastete Leser dürfen sich über den gelungenen Auftakt eines hoffentlich spannend bleibenden Dreiteilers freuen.
Wer sich für die gedruckte Version entscheidet, dem liefert Cross Cult ein großformatiges, wendefähiges Poster mit. Wer mag, kann sich entweder das Cover des Heftes oder eine Illustration des Raumschiffs SOL an die heimische Wand hängen. Eine schöne Idee, die zudem einen gewissen Mehrwert schafft. Jedenfalls für jene, die das Poster herauslösen wollen. Den Sammlern, die bekanntlich Ausgaben im Originalzustand belassen, bleibt lediglich ein dickeres Heft im Bestand. Apropos Umfang: Hier sorgt der Verlag leider für unnötige Irritationen. In der Vorschau für die Monate Oktober 2015 bis März 2016 ist für Perry Rhodan Comic #1 von 36 Seiten plus Poster die Rede. Und dies stimmt auch, denn es ist üblich, zu den 32 Comicseiten die vier Seiten des Umschlags hinzuzurechnen. Auf der eigenen Website spricht Cross Cult jedoch von 48 Seiten und auch eBook-Shops listen das Heft mit diesem Umfang. Weil Teil 1 nicht mit einem Verweis im Stile von "Fortsetzung folgt" endet, ist bei manchen Lesern der Eindruck entstanden, unvollständige Dateien erhalten zu haben. Und andere Kunden sind schlichtweg enttäuscht und/oder verärgert, weil sie für ihr Geld schlicht und ergreifend nicht jene 48 Seiten erhalten haben, die ihnen vor dem Kauf versprochen wurden. Wenn das mal nicht noch Ärger gibt. Auch im Hinblick auf das nächste Heft ist die Website nicht aktuell. Die angeblich 48 Seiten zum Preis von 4,99 Euro werden voraussichtlich nur 44 Seiten sein, für die man 5,99 Euro zu zahlen hat, wenn man die Print-Ausgabe erwerben möchte. Bei Cross Cult sind Profis am Werk, weshalb diese Schnitzer in der Informationspolitik doch sehr wundern. Vermeidbar wären sie auf jeden Fall gewesen.
Cross Cult darf durchaus für sich in Anspruch nehmen, mit Perry Rhodan Comic #1 ein Heft vorgelegt zu haben, das in puncto Story, Artwork und Ausstattung absolut punkten kann. Es bereitet den Boden für eine Serie, die uns hoffentlich noch lange erhalten bleiben wird. Heft #2 erscheint am 22. Dezember. Diesen Termin habe ich mir direkt mal vorgemerkt.
Perry Rhodan Comic ist eine Heftserie von Cross Cult. Ausgabe 1 ist seit dem 14. Oktober 2015 im Handel.