„Was wäre, wenn“, sind immer wieder schöne Geschichten, die ein Blick in eine andere Welt geben (können). Manchmal können Kleinigkeiten dazu führen, dass alles anders ist, als es aktuell ist. Bei Primordial ist genau das die Prämisse.
Dieser Comic wurde mir vom Splitter Verlag als Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Die Bewertung des Comics findet aber in üblicher Vincisblog Qualität statt.
Der Plot
1961 wird Doktor Donald Pembrook vom MIT zum Projekt Pen Cap nach Cape Canerveral berufen. Nachdem der Wettlauf ins All kläglich gescheitert ist, sollen jetzt die noch brauchbaren Reste der NASA eingesammelt werden, um damit dann das Militär zu fördern. Das hat sich Pembrook ganz anders vorgestellt.
Was war passiert? Bei der Jupiter Mission 1959 wurden zwei Primaten – genauer der Rhesusaffe Able und der Totenkopfaffe Baker – ins All geschossen. Diese Mission endete aber mit dem Tod der Tiere. Ähnlich ist es zuvor der Sputnik 2 mit der Hündin Laika ergangen.
- (c) Splitter Verlag
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Statt auszuschlachten, findet Pembrook Anhaltspunkte, die darauf hindeuten, dass es doch ganz anders war als gedacht. In der Folge sucht er nach der Wahrheit und die Regierung nach ihm. Er muss ausgeschaltet werden, bevor die Wahrheit ans Licht kommt.
Mein Comic Senf
Primordial muss doch eigentlich ein Hit sein. Jeff Lemire und Andrea Sorrentino sind als Duo schon mal ein Wort. Dann blickt man auf das coole Cover – ein ähnliches mit der sowjetischen Flagge gibt es ebenfalls – und erwartet damit großes. On top gibt es den Wettlauf ins All. Das muss doch gut sein.
Die Serie „For all Mankind“ hat sich auch mit dem Wettlauf ins All beschäftigt. Dort waren die Sowjets zuerst auf dem Mond, die Folge war großer wissenschaftlicher Fortschritt (eher auf dem Mars, eher Smartphones usw.). Hier ist genau das Gegenteil der Fall. Man fällt zurück und der eiserne Vorhang wird stärker.
Das Problem: man muss diese Thematik selber rauslesen. Sie ist versteckt und wird nur unterschwellig erzählt. Die Folge: es wirkt unfertig und nicht durchdacht. Man hätte es viel mehr ausbauen und spannender schreiben können. Da es ein Einzelband ist, wird dieses Gefühl auch noch stark unterstrichen.
- (c) Splitter Verlag
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Mit anderen Worten ist die Arbeit von Jeff Lemire hier nicht so gut, wie gewohnt. Das Gleiche muss man leider auch von der Arbeit von Andrea Sorrentino sagen. Die Cover sind der Hammer, einige Panels und Seiten auch, aber zwischendrin wirkt es wie „schnell, schnell“ und unfertig.
In der Summe ist dieser Band eine große Enttäuschung. Es könnte so viel mehr sein, wenn man dem Rückzug aus dem All mehr Bedeutung und Tiefe gegeben hätte. Die oben skizzierte Thematik, haben sicher nicht alle Lesenden aus der Geschichte gelesen. So ist es nur ein ganz kleines Gedankenexperiment. Sehr schade.
Meine letzten Worte:
Verschenkt