Eine wahre Geschichte kann sehr intensiv und spannend sein. Wenn dann auch noch kulturelle Themen aufgegriffen werden, die einem sonst fremd sind, umso besser. Ohne Islam Bashing, aber auch ohne Rosa-Rote-Brille, wollte ich mich dem Comicband „Liebe auf Iranisch“ widmen. Die durchweg positiven Reviews meine Blogger Kollegen, hat mich ermutigt, einen Blick in den Band zu werfen. Kann ich mich der Meinung anschließen?
Dieser Comic wurde mir vom Splitter Verlag als Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Die Bewertung des Comics findet aber in üblicher Vincisblog Qualität statt.
Der Plot
Es handelt sich bei diesem Comic um eine Verbilderung einiger Interviews von zwei Journalisten, welches sich als Ehepaar ausgibt um das Leben im Iran – vor allem mit Blick auf das Thema Liebe – besser zu beleuchten. Dabei werden lose Interviews von unterschiedlichen Iranern gezeigt. Was sie erleben, was sie erlebt haben und wie sie die große Welt sehen. Dementsprechend werde ich hier nur Beispiele im Plotteil erwähnen.
(c) Splitter Verlag
So bekommen wir einen Einblick, wie eine Frau im Iran einen Mann kennenlernt und wie sie über ihre Hochzeit reden. Das ist deutlich anders als bei uns bekannt. Ein Mann und eine Frau dürfen in der Öffentlichkeit, nur wenn sie Verheiratet sind, gesehen werden. Deswegen kennen sich die Paare nur Oberflächlich. Die Familie des Mannes werben bei der Familie der Frau um eine Eheschließung. Schöne Männer, mit Geld, einem Auto, einer Wohnung und einem guten Job, haben bessere Chancen.
Frauen arbeiten selten und dann oft nur Alibi mäßig. Anstatt nur einen Blickwinkel auf die Dinge zuzulassen, haben die Journalisten – die sich hinter dem Pseudonym Jane Deuxard verstecken – auch eine Frau interviewt, mit einer etwas anderen Einstellung. Sie bezeichnet die „freien“ Frauen, als getriebene. Schließlich würden die Männer um sie buhlen und für sie arbeiten. Beim Shoppen geben die Frauen das Geld der Männer aus. Das Land wäre ein Traum für Frauen.
Natürlich werden auch Politik und Revolutionen thematisiert. Bei einem Interview-Partner werden die USA als Zufluchtsort benannt. Auch wenn das nicht ganz den Tenor im Iran wiederspiegelt.
Auch das Thema Sex wird nicht ausgelassen. Es geht dabei um Bedürfnisse und Regeln, sogar um Jungfräulichkeitstests. Das Ausleben von Islamischen „Gesetzten“ werden thematisiert. Diese decken sich mit dem allgemeinen Weltbild, welches ich bereits abgelegt hatte. Mir wurde von einigen Muslimas erklärt, das sie selbst entscheiden dürfen, ob sie ein Kopftuch tragen wollen oder nicht. Das ist im Iran scheinbar nicht der Fall.
Mein Comic Senf
Wahnsinn! Die Idee eine Art Interview – in verschiedenen Formen – in einem Comic zu packen ist eher ungewöhnlich und gefiel mir von der Idee, vorab nicht so ganz. Nach ein paar Seiten waren alle Zweifel weg und ein „What the fuck“ Haltung hat sich bei mir eingestellt. Die Geschichten sind bedrückend und lassen einen an der Glaubwürdigkeit zweifeln. Das kann doch einfach nicht stimmen. Aber auch Gespräche mit einem Kollegen, der Iranische Wurzeln hat, stärkten dieses flaue Gefühl.
(c) Splitter Verlag
Zeichnerisch geht der Comic klar, auch wenn er ganz gewiss keine Augenweide ist. Hier steht klar die Erzählung im Vordergrund. In der Folge des Lesens hat der Band etwas an Begeisterung eingebüßt. Die Erzählung waren doch zu gleich, und die „What the fuck“ Momente, sind „das haben wir ja schon gelesen“ -Momenten gewichen. Das heißt aber nicht das es dann schlechter geworden ist.
Die Geschichte und der Inhalt gehört zur Pflichtlektüre und sollte jeder gelesen haben. Egal ob ihr Comics lest oder nicht, das MUSS sein!
Erscheinungsdatum: 19.04.2017
Format: Hardcover
Seiten: 144
Autoren: Jane Deuxard
Zeichner: Deloupy
Preis: 19,80 €
Meine Wertung: