Comic-Kolumne Girlsplaining – Anleitung zum Frausein

Ich erinnere mich noch, wie mich die Jungs im Sportunterrricht auf meine Beinbehaarung angesprochen haben. “Boah, hast du lange Haare.” Und zum ersten Mal wurde mir bewusst, das Mädchen kein Fell an den Beinen zu haben hatten. Am Ende des Tages saß ich auf dem Wannenrand und rasierte mich mit dem Rasierer meines Vaters – und säbelt mir dabei auch noch jede Menge Haut ab. Vielleicht hätte mich Katja Klengels Comic Girlsplaining mit ihren Anekdoten über das Frauwerden davon abhalten können. Oder zumindest der Geist der rostigen Rasierklingen?

Schonungslos ehrlich, humorvoll und auch ein bisschen nerdig geht Katja in ihrer Comickolumne Girlsplaining auf Themen wie Geschlechterrollen, Sexualität und Weiblichkeit ein. Es liest sich wie eine Botschaft an das jüngere Ich zwischen Sailor Moon, Prinzessin Fantaghiò und Mr. Spok.

Darum geht´s in Girlsplaining

Müssen sich Frauen wirklich für ihre Körperbehaarung schämen? Warum haben wir vor dem Wort „Vulva“ mehr Angst als vor „Voldemort“?  Wieso werden im Schulunterricht hauptsächlich männliche Autoren gelesen? Und warum sind die Geschlechterrollen bei Kinderspielzeug in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stecken geblieben?

Katja Klengel versucht diesen und weiteren Fragen auf den Grund zu gehen und erforscht dabei mit Humor und schonungsloser Offenheit auch ihre ganz persönlichen Ängste, Sorgen und vermeintlichen Unzulänglichkeiten – und was es bedeutet, heute eine Frau zu sein.

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Mädchen, wir müssen reden

Ich muss gestehen: Ich bin keine Feministin. Jedenfalls nicht das, was man unter dem Wort versteht. Für mich war immer klar, dass ich auch als Mädchen das erreichen kann, was ich will. Als kleines Kind spielte ich mit Autos, brauste mit meinem E-Motorrad bei 5 kmh/h in der Nachbarschaft herum und die Jungs im Viertel beneideten mich um meinen exquisiten Fuhrpark. Ich war das Mädchen mit der Jungsfrise, den aufgeschürften Knien und dem eigenwilligen Kleidergeschmack. Ich durfte alles sein was ich wollte, vielleicht gerade weil ich ein Mädchen war.

Und auch heute sehe ich oft keine “Ungleichberechtigung”, auch wenn anderswo der feministische Aufstand schon im Gange ist. Ich brauche kein “-in” hinter jedem Nomen, nur um mich gleichwertig mit Männern zu fühlen. Und mir ist es auch ehrlich gesagt ziemlich schnurz, wie andere ihre Geschlechtsteile benennen oder ob sie manche Worte meiden. Von mir aus kann die nächste Superheldin auch gleich Vulvarina heißen.

Und doch musste ich beim Lesen von Girlsplaining an vielen Stellen nicken. Wenn Katja von ihren Erinnerungen als Teenie erzählt, von Schamhaaren, Binden mit Blümchenduft oder unpassenden Anmachen, habe ich mich aber doch ab und an ertappt gefühlt, weil ich Ähnliches erlebt habe. All die Unsicherheiten und Unzulänglichkeiten auf dem Weg zum “Frauwerden” kamen mir sehr bekannt vor. Genauso wie der Film und Serien Geschmack, obwohl ich so viel älter bin.

Im mag Katjas Zeichenstil sehr. Ich finde finde den rosa-retro Touch grandios. Mir gefällt dieses feministische Comicbuch. Perfekt als Lektüre für junge Frauen, die hier gezeigt bekommen, dass sie gar keinen Grund haben an sich zu zweifeln. Sondern dass es doch die Gesellschaft ist, die optimiert werden sollte.

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Girlsplaining 

 Autor: Katja Klengel
 Verlag: Reproduct
 ISBN: 978-3-95640-160-2
 Seiten: 160 Seiten
 Preis: 18,- Euro


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