Comic – eine ungewöhnliche Kunst!

Von Lukas Röthlisberger @Adekagabwa

Der Kaiser Karl der Grosse, 747-814 n.Chr. (auch Vater Europas genannt) galt als gebildet, betrieb Mathematik und berechnete den Lauf der Gestirne. Er förderte im ganzen Frankenreich auf vielfältige Art Bildung und Kunst. Aber er konnte weder lesen noch schreiben.

Damals war das nichts ungewöhnliches, dafür hatte man ja Schreiber, die konnten auch vorlesen. Kaiser, Fürst und Volk hörte zu, und las nicht, allerdings hatte es in jeder Kirche an Wänden und Decken Bildergeschichten, welche die Heilslehre für jeden interpretierbar darstellte. Auch im nichtkirchlichen Bereich gab es unzählige Wandteppiche (zB der Teppich von Bayeux) die von Sagen und Heldentaten berichteten.

Nach der Renaissance (mit Erfindung des Buchdrucks) wurde das Lesen rasch wichtiger, gehörte auch zum guten Ton und war ein Zeichen von Bildung.  Zugleich kamen auch die Bildergeschichten in Verruf. Nicht zuletzt die Reformation mit ihrem Bildersturm unterstützte diesen Trend.

Vor gut hundert Jahren kamen zaghaft wieder die ersten Bildergeschichten zurück. Es war aber ein neues Genre, genannt „Comic“. Allerdings wurden diese  während wohl zwei Generationen, von allen Erziehungsberechtigten, als Schund (Micky Maus, Lessie und Batman) bekämpft – denn die Kinder sollen lesen lernen, und nicht Bilder anschauen. „Bilderbücher“ war den ganz Kleinen vorbehalten – und auch nur bis sie richtig lesen können.

Endlich ist der Comic als Kunstform weitgehend anerkannt. Nicht zuletzt Künstler wie Roy Lichtenstein (1970) haben (ungewollt?) einiges dazu beigetragen. Zudem ist der Fernseher auch eine Art Bilderbuch und hat so mitgeholfen, die Ablehnung des Comics durch die ältere Generation etwas zu dämpfen.

Was ist eigentlich ein Comic? Man definiert ihn keineswegs mit einem cartoon-artigen Zeichnungsstil. Es gibt Comic als Fotografien (in Japan beliebt), als Ölbild (bei Science-Fiction-Comic häufig) oder auch ganz abstrakte Bilder. Comic wird definiert als “sequentielle Kunst” – gemeint ist die Aneinanderreihung von Bildern, die eine Aussage machen.

In Deutschland sind etwa 10% der Bevölkerung Analphabeten. In der Schweiz sind es etwa 6%. Früher gab man manchmal den Comics dafür die Schuld. Aber leider kann man als Analphabet die meisten Modernen Comics auch nicht lesen, denn sie enthalten dann doch wieder viel zu viel Text …

Ich mag Comics, insbesondere History und Fantasy, aber auch die experimentellen Arbeiten können mich inspirieren.

Was hältst Du von dieser Kunstform zwischen Literatur und Bildender Kunst?


Bilder oben: Einige Exemplare aus einer Bilderreihe zu den Abenteuern eines Stadt-Kobolds. 2004 / gestempelt/gefärbte Papierstücke, gerissen und neu geklebt.