Eine schönere Überraschung hätte das Fernsehen der ehemaligen DDR seinem früheren Chefsprecher gar nicht machen können: Pünktlich zum 75. Wiegenfest, das der legendäre Klaus Feldmann am kommenden Donnerstag feiern wird, hat der MDR dem einstigen Star der "Aktuellen Kamera" noch einmal die ganze große Bühne geöffnet. Zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt durfte Feldmann, der sich seit seinem Abschied aus dem Nachrichtenstudio des DDR-Fernsehens in einem kleinen Häuschen bei Berlin fitgehalten hat, wieder tun, was er am besten konnte. Routiniert holte der Mann mit der großen, klugen Brille Kommentare von den Kandidaten der Parteien der Nationalen Front ein, er interviewte Erstwähler und Prominente in der Wahlkabine, ordnete die Ereignisse ein und las immer wieder ganz offensichtlich erfreut Zahlen zur Wahlbeteiligung ab.
"Wir sind endlich wieder dahin unterwegs, wo wir schon mal waren", sagte Feldmann später. Nach dem tiefen Einbruch bei der Wahlbeteiligung, die zwischen 1989 und 2006 um mehr als die Hälfte eingebrochen war, gehe es nun "langsam wieder bergauf". Ihn als "alten Demokraten" (Feldmann) freue das. "Dafür sind wir doch nicht auf die Straße gegangen", sagte der Jubilar, noch ganz aufgeregt von seiner ersten großen Livesendung seit Herbst 1989. dass er die Aufgabe werde stemmen können, daran habe er jedoch keinen Zweifel gehabt, so Klaus Feldmann.
Vieles in der Welt habe sich geändert, die Grundlagen aber nicht, das habe er in jahrelangen Studien zu Hause vor dem TV-Gerät herausgefunden. "Heute wird mit viel weniger Aufwand für Planung, Führung und Leitung eine viel buntere Art von Einfarbigkeit hergestellt", glaubt er. Dieser Effekt sei im Fernsehen zu beoachten, aber auch in der gedruckten Presse. Dabei habe der "Stern" die Unterhaltungs- und Bildungsaufgaben der "Wochenpost" übernommen, die "Taz" spiele die Rolle der früher viel und gern gelesenen "Jungen welt", die FAZ wandele auf den Spuren der störrischen "Neuen Zeit" und der "Spiegel" gebe stets die Richtung vor wie seinerzeit das "Neue Deutschland". Beeindruckt hätten ihn die Selbstregulierungskräfte, die dabei zur Geltung kämen, gesteht Feldmann. "Hätten wir gewusst, dass es so viel besser funktioniert mit der einheitlichen Meinungsvielfalt, hätten wir das auch so gemacht."
Auf seine zwei Stunden im Wahlstudio schaut der Jubilär dennoch zufrieden zurück. Einige kleine Fehler seien ihm im Eifer des gefechts unterlaufen. So habe er Wulf Gallert, den künftigen Ministerpräsidenten der Linken, mehrmals mit "Genosse" angesprochen, Reiner Haseloff, den künftigen Ministerpräsidenten der CDU jedoch mit "Parteifreund". Nach den ehemals geltenden Regeln sei das korrekt, "inzwischen wird das aber wohl nicht mehr so gemacht", lächelt Klaus Feldmann. Sowohl die Kandidaten als auch die Zuschauer hätten ihm das aber sicher verziehen. "Bei Twitter und Facebook", so die Fernsehlegende, "gab es keinerlei negative Reaktionen."
MDR-Reporter beim Staatsfeind Nummer 1
Die DDR, mein Vaterland