Coco Chanel – Mehr als ein Name

Coco Chanel – ein Name, der viele Superlative und klassische Eleganz für sich in Anspruch nimmt. Ein Unternehmen, das die Hundert längst überschritten hat und sich doch in jeder Saison mit Altbewährten wieder neu erfindet. Der Name steht für die Gründerin, die Motor, aber nie alleinige Besitzerin war. Hinter der Marke stehen verschiedene Sparten und große Namen. Berühmte Models, Schauspieler und Designer haben sich mit ihrer Arbeit für Chanel einen Traum erfüllt. Und genauso geheimnisvoll wie das Leben der Gabrielle Chanel ist heute das Unternehmen, das zu den Top 10 in der Beauty Industrie zählt.

Die Namensgeberin

Gabrielle Bonheur Chanel wurde 1883 in Saumur geboren. Der Erfolg war ihr nicht in die Wiege gelegt. Als zweite von fünf Geschwistern lernte sie schon früh die Entbehrungen des Lebens kennen. Ihr Vater war ein Hausierer und ihre Mutter eine Wäscherin. Mit nur 12 Jahren wurde sie Halbwaise, als ihre Mutter starb. Ihr Vater war mit der Erziehung der Kinder überfordert und so wuchs sie im Waisenhaus Kloster Aubazine auf. Es werden wohl dunkle Tage gewesen sein, aber hier erlernte sie auch das Handwerk einer Schneiderin. Als sie das Kloster mit sechzehn Jahren verließ, führte sie ihr Weg geradezu nach Paris. Sie verdiente ihr Geld als Verkäuferin, Schneiderin und Sängerin. Ihre Auftritte brachten ihr im Übrigen den Spitznamen Coco ein. Mit 21 Jahren lernte Gabrielle die Sonnenseite des Lebens kennen. Durch ihre Beziehung mit dem Industriellensohn Etienne Balsan trat sie in die feine Gesellschaft ein und konnte, dank der finanziellen Unterstützung, 1910 ihr erstes Hutatelier eröffnen. Es roch nach Veränderung im Europa des beginnenden 20. Jahrhunderts. Und so traf sie mit ihren minimalistischen Hüten, die sie von Früchten, Blättern und anderen übertriebenen Accessoires befreite, den Nerv der Pariser Damen. Ein Jahr später eröffnete sie ihr erstes Modehaus mit der Unterstützung des britischen Bergwerkbesitzers Arthur Capel. 1913 war dann die Geburtsstunde der Chanel S.A.S., als sie die erste Chanel Boutique in Paris eröffnete. Dieser folgten weitere. Aber Gabrielle Chanel stand nicht lange an der Spitze ihres Unternehmens. 1923 suchte sie einen Geldgeber, um ihr Unternehmen zu erweitern und ihrem revolutionären Duft Chanel Nº5 einen größeren Markt zu bieten. Das brachte sie mit Pierre und Paul Wertheimer zusammen. Letzterer ist ebenfalls Eigentümer des Kosmetik Konzerns Bourjois.

Das Unternehmen

Es ist zu bezweifeln, dass die Brüder Wertheimer 1923 wussten, dass sie eines der größten Unternehmen der Mode- und Beautybranche aus der Taufe gehoben hatten. Mit 70 Prozent waren sie der größte Anteilseigner an Coco Chanel. 20 Prozent konnte Théophile Bader, der Gründer der Galerie Lafayette für sich verzeichnen und 10 Prozent der Anteile hielt Gabrielle Chanel. Zu diesem Zeitpunkt war die Parfümsparte noch ein eigenständiges Unternehmen. Die Modesparte blieb in den Händen von Coco Chanel. Aushängeschild blieb Chanel, die mit ihren frischen Ideen den Modemarkt eroberte. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, emigrierten die Brüder Wertheimer 1040 über Brasilien in die USA. Obwohl Mademoiselle Chanel Anstrengungen unternahm, die alleinige Leitung der Marke Chanel zu erlangen und die Wertheimers enteignen zu lassen, hatten diese vorgebaut und ihre Anteile treuhänderisch dem Flugzeugbauer Félix Amiot übertragen. Nach Ende des Krieges kehrte Pierre Wertheimer nach Frankreich zurück und übernahm 1947 die Anteile von Gabrielle. Diese ging in die Schweiz ins Exil. Mit Übernahme restlichen 20 Prozent von Bader im Jahre 1954 konnte sich das Haus Wertheimer die gesamten Anteile am Hause Chanel sichern. Aber die Umsatzzahlen waren alles andere als erbaulich. So verwundert es nicht, dass Gabrielle Chanel mit 71 Jahren im gleichen Jahr aus der Schweiz zurückkehrte und eine neue Kollektion auf dem Markt brachte. Diese blieb in Frankreich unbeachtet, aber in den USA, wo ein Teil der Familie Wertheimer lebte, wurde sie ein großer Erfolg. Das Revival der Modemarke Chanel war geglückt. Heute zählt die Coco Chanel S.A.S. zu den größten Unternehmen in der Mode- und Beautybranche. 2011 betrug der Nettoumsatz offiziell 5,9 Milliarden Dollar, aber im Allgemeinen folgt man auch heute noch dem Image, das Gabrielle Coco Chanel geprägt hat. Nicht zu viel erzählen und Platz für Fantasien zu lassen.

Sparten und Produkte

Mode und Accessoires
Gabrielle Chanel war stets treibende Kraft hinter der Marke Coco Chanel. Mit ihren innovativen und zum Teil skandalösen Ideen traf sie den Nerv der Zeit. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts revolutionierte sie die Damenmode. Sicher ist sie nicht die Erfinderin all ihrer Kreationen, aber sie hatte das notwendige Gespür, um diese medienwirksam in Szene zu setzen. So verdankt ihr die Damenwelt „Erfindungen“ wie: das kleine Schwarze, das noch heute zu offiziellen Anfängen getragen wird, gestrickte, bis zum Oberschenkel gehende Badeanzüge, die Verwendung von körperbetonendem Jersey, das Chanelkostüm mit seinem typischen schwarzen Paspelierungen und Goldknöpfen, Hosen für Frauen, Slingbacks in Colorblocking, die berühmte 2.55, eine gesteppte Handtasche und Modeschmuck in vielen Farben und Formen. Bis 1971 war Gabrielle Chanel kreativer Kopf des Unternehmens. Nach ihrem Tod versuchten verschiedenen Designer, in ihre Fußstapfen zu treten. Dies gelang jedoch erst Karl Lagerfeld, der 1983 vom Unternehmen verpflichtet wurde. Heute ist er die kreative Kraft hinter Chanel und steht der Namensträgerin in Fragen der Extravaganz sicher in nichts nach. Er ist für 8 Kollektionen pro Jahr verantwortlich. Auch wenn sich in den vier Prêt-á-porter-Kollektionen, den zwei Vorkollektionen und den zwei Haute Couture Kollektionen die Keypieces in moderner Interpretation wiederfinden, hat Lagerfeld mit Erfolg gegen das Image der Kostüme für ältere Damen ankämpfen können und Chanel Mode verjüngt.
Kosmetik und Parfüm
Es ist das erfolgreichste Parfüm aller Zeiten – Chanel Nº 5. 1921 von Ernest Beaux, dem Parfümeur der Zarenfamilie, kreiert, war es so ganz anders als alles, was es bis dahin auf dem Markt gab. Klar, ohne überschwängliche Noten und blumige Verzierungen ist es bis heute einer der beliebtesten Düfte. Beaux war bis 1954 verantwortlich für Düfte wie Ivoire, Glamour, Gardénia und Cuir de Russie verantwortlich. Nachfolger Beauxs war Henri Robert, der für den ersten Herrenduft – Pour Monsieur – verantwortlich war. Seit 1987 ist Jacques Polge Chefparfümeur. Neben der Parfümsparte hat sich auch eine Kosmetiksparte mit Pflegeprodukten im Premiumsegment entwickelt. Markenzeichen der Flakons und Tiegel ist das einfache und minimalistische Design, zumeist in Schwarz oder Weiß, mit den beiden, ineinander verwobenen Buchstaben C. Gerade für die Kosmetik und Parfümlinie standen viele berühmte Gesichter als Markenbotschafter vor der Kamera. Zu ihnen gehören unter anderem Catherine Deneuve, Vanessa Paradis und Nicole Kidman.

Kurioses

Nach dem Zweiten Weltkrieg standen amerikanische GIs vor der einzigen Chanel Boutique in Paris Schlange, um Chanel Nº5 zu kaufen.
Der legendäre Satz Marilyn Monroes, dass sie im Bett nur einen Hauch von Chanel Nº5 trage, ist dem prüden Amerika der damaligen Zeit geschuldet. Die Schauspielerin wollte beim Interview das Wort „nackt“ nicht in den Mund nehmen.
Seit 1996 gehört der britische Waffenhersteller Holland & Holland zum Konzern, für den jedes Jahr eine eigene Jagdmodenkollektion entwickelt wird.
Mit Beginn des neuen Jahrhunderts standen erstmals männliche Models auf dem Catwalk Chanels. Karl Lagerfeld funktionierte einige Damenklassiker in Herrenmode um.
Es gibt weltweit circa 300 Chanel Boutiquen, von denen lange Zeit die Boutique in Honolulu die erfolgreichste war. Hier sorgten vor allem japanische Touristen für hohe Umsatzzahlen.
Die Kosmetikmarke Bourjois befindet sich immer noch in Familienbesitz und ist heute Teil des Unternehmens Chanel. Somit ist sie älter als die Marke Chanel.
2012 war erstmals ein Mann Gesicht der Werbekampagne von Chanel Nº5 – Brad Pitt.
Die Uhrenmanufaktur Chanels befindet sich in der Schweiz, wo auch Alain Wertheimer, Miteigentümer von Chanel seinen Wohnsitz hat. Zum Konzern gehört ebenfalls die Uhrenfirma Bell & Ross.
2013 rettete eine Chanel Tasche die Eheschließung eines Briten und einer Chinesin. Beamte stürmten die Hochzeit und wollten eine angebliche Scheinehe verhindern. Sie mussten jedoch ohne Ergebnis wieder abziehen. Fazit: Wer sich eine Chanel Tasche leisten kann, ist nicht auf eine Scheinehe angewiesen.


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