werde.
Nun, Dennis Meadows und seine Kollegen sicherten sich dreifach ab. Erstens entwarfen sie unterschiedliche "Szenarien", die ein breites Spektrum von Weltuntergangsvarianten abdeckten. Dann schränkten sie ein, das alles werde auch nur geschehen,"wenn die gegenwärtigen Trends anhielten" hieß es einerseits. Und andererseits war der Zeitraum von "50 bis 100 Jahren" natürlich genau so bemessen, dass kein lebender Mensch einen noch lebenden Mitverfasser der ursprünglichen Studie wegen falscher Vorhersagen würde belangen können.
Zumindest medial tut das auch niemand. Obwohl der ursprüngliche Bericht an den Club of Rome heute als apokalyptisches Märchenbuch gelesen werden kann, dessen "wissenschaftliche Voraussagen" etwa so nah an der Wirklichkeit liegen wie die von einem Blinden aus einem Set Fußballsammelkarten gelesene Zukunft, erfreuen sich neue Mitteilungen des "Club" über das Ende der Welt auch nach 40 Jahren weiter großer Beliebtheit.
So darf sich auch der neue "Report 2052" über ein stürmisches Medienecho freuen, in den alle Standards der Schwarzmalerei bedient werden. "Die schlimmsten Befürchtungen der Klimaforscher", würden hier bestätigt, jubelt die Süddeutsche, ohne zu erwähnen, dass der Bericht des Club of Rome nichts anderes enthält, als die aufgrund der Daten der Klimaforscher hochgerechneten Befürchtungen.
Ein klassischer Ringschluss. Wer stolpert, fällt hin, wenn er hinfällt. Und dann liegt er. IM Jahr 1972 ging der Club of Rome von weltweiten Öl-Reserven von 460 Milliarden Barrel aus. Heute - nach 40 Jahren Ölverbrauch - sind Reserven von 1200 Milliarden Barrel nachgewiesen, vermutlich vorhanden sind 3000 Milliarden Barrel. Selbst die Vorräte an konventionellem Öl in Höhe von 152 Milliarden Tonnen würden bei gleichbleibendem Verbrauch weitere 43 Jahre reichen - genau weit, wie 1988, seitdem sind allerdings mehr als 90 Milliarden Tonnen gefördert worden.
Beim Gas ist es dasselbe: Der Club of Rome schätzte die weltweiten Gasreserven auf 32,3 Billionen Kubikmeter. Nachgewiesen sind heute förderbare Vorräte von 173 Billionen - fast sechsmal soviel.
Was tut man, wenn man so danebenliegt? Man redete nicht mehr davon, sondern konzentriert sich auf neue Bedrohungen. Ein unschlagbares System, das in sich seit vierzig Jahre geschlossen ist. genau so lange schadet "die Wirtschaft mit ihrem steten Wachstum dem Klima und den Naturschätzen" (SZ), wobei das Klima erst in letzter Zeit so richtig betont wird. 1972 war von "Schadstoffen" die Rede, und gemeint waren die Industrienebelschwaden und Giftdämpfe in den Fabrikstädten in Ost und West.
Was sie auch schrieben, sie lagen daneben. Der Meeresspiegel, hieß es 1972, werde nach der Jahrtausendwende "um 0,5 Meter höher sein". Aha. Das Arktiseis werde im Sommer völlig verschwinden. Soso. Und "das neue Wetter werde die Landwirte treffen", hieß es in der Prognose, die noch nichts ahnte von der steigenden Effektivität der Nahrungsmittelproduktion weltweit.
Logischerweise hatte denn auch schon damals "der Bevölkerungsdruck auf der Erde eine solche Größe erreicht", hieß es 1972, dass regulatorische Maßnahmen im Weltmaßstab nötig seien, das Überleben der Menschheit zu sichern. 3,8 Milliarden Menschen entfalteten damals diesen "Bevölkerungsdruck". 40 Jahre später leben sieben Milliarden auf der Erde, aber statt von verdoppeltem Bevölkerungsdruck zu sprechen, kommt das Wort im neuen Club of Rome-Bericht gar nicht mehr vor. Statt dessen heißt es, es gebe weniger Geburten, deshalb werde die Weltbevölkerung kurz nach 2040 bei 8,1 Milliarden ihren Höchststand erreichen und dann abnehmen.
Das scheint doch genau zu sein, was die von einem tiefen Glauben an weltweite Wachstumsverabredungen, staatliche Ressourcenkontrolle und ein globales Genehmigungssystem für Nachwuchszucht nach chinesischem Vorbild geprägten Verfasser anno 1972 forderten: Die Menschheit werde gezwungen, "einen Gleichgewichtszustand anzustreben", hieß es quasi am Geburtsbett des Begriffes Nachhaltigkeit. Dazu brauche es "letztlich eine grundsätzliche Änderung der Wert- und Zielvorstellungen des Einzelnen, der Völker und auf der Weltebene". was gebraucht werde, sei eine "zahlenmäßig beschränkte Weltbevölkerung" und Institutionen, die für eine "gleichmäßigere Verteilung von Wohlstand und Einkommen auf der ganzen Erde" sorgen.
Mit Regelkreisen und Szenarien begründete die Studie, warum sonst alles schiefgehen werde. Was die Forscher übersahen: Jeder Ressourcenverbrauch birgt in sich seinen eigenen Regelkreis, der Preis ist der zuverlässigste Wächter, die Endlichkeit der Vorräte der beste Freund der Nachhaltigkeit.
Sie übersehen es bis heute. Derselbe Glaube, der schon vor 40 Jahren ein negatives Bild der Entwicklungsmöglichkeiten der menschlichen Spezies zeichnete und zu den Schluss kam, dass ohne eine Art weltweiter Ökodiktatur alles verloren sei, gibt auch heute den Ton vor: Statt Bevölkkerungsexplosion ist es nun der Klimawandel, der sich "in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts dramatisch verstärken" und "dadurch viel Leid verursachen" werde: Statt das Ende des Ölzeitalters zu beschwören, beschwört der neue Bericht die Klimapanik. "Mehr Dürren, verheerendere Fluten und extremes Wetter sagen die Forscher für die nächsten vierzig Jahre voraus", konstatiert die SZ fasziniert und zitiert den Autor des 2052-Reports, einen norwegischen "Zukunftsforscher" namens Jorgen Randers. "Die Menschheit hat die Ressourcen der Erde ausgereizt und wir werden in einigen Fällen schon vor 2052 einen örtlichen Kollaps erleben", sagt der zuversichtlich und ganz nach dem Meadows-Muster: "in einigen Fällen". "Örtlicher Kollaps".
Dagegen ist nichts zu sagen, das wird auf jeden Fall eintreffen. Und reicht dem Generalsekretär des Club of Rome, Ian Johnson, "schnelles Handeln" zu fordern. Aber welches Handeln? Wer handelt? Wer soll die ersehnte Ökodiktatur führen? Wer legt fest, wieviel für jeden übrig sein wird beim "weltweiten Gleichgewichtszustand"? Fragen, die niemand stellt, in keiner von derzeit 292 deutschen Qualitätszeitungen. Hier schaut lieber niemand nach, was von den großen Vorhersagen eingetroffen ist. Hier werden die Scharlatane lieber als Propheten gefeiert.