Vor fünf Jahren drehte Jon Watts einen Fake-Trailer für einen Film namens Clown. Dabei bewarb er den Streifen fälschlicherweise als von Kult-Regisseur Eli Roth produziert. Dieser wurde daraufhin auf Watts und Clown aufmerksam und leitete u.a. die tatsächliche Umsetzung des Stoffes in Spielfilmlänge an. Das Ergebnis ist nicht spektakulär, aber sehenswert geworden und orientiert sich thematisch überraschend eher an Cronenbergs The Fly als an It, was ja nichts schlechtes bedeutet. Im Gegenteil!
Der angeworbene Clown erscheint nicht auf der Geburtstagsparty eines kleinen Jungen. Als Vater Kent davon Wind bekommt, engagiert er sich einfach selbst für den Job des geschminkten Stimmungsmachers, denn er findet zufällig ein Kostüm in einem Koffer. Der Spaß kommt gut an, doch als sich Kent am nächsten Tag des Ouffits entkleiden will, wird es problematisch. Kleidung, Nase und Haare scheinen wie verflucht an seinem Körper zu kleben. Und in der Tat liegt ein Fluch auf dem Kostüm, der Kent langsam aber sicher zum blutigen Killer mutieren lässt.
Der Ansatz liegt also tatsächlich dem von Cronenbergs The Fly ziemlich nahe. Dieses Ventil ist auch durchaus interessant und gestaltet auch die Einleitung recht temporeich. Dabei kommen auch einige Slapstick-Momente nicht zu kurz. So wird man zügig feststellen, dass der Tenor des damaligen Fake-Trailers nicht in den Spielfilm transportiert wurde. Atmosphärisch ist Clown dann doch eher ein typischer Eli Roth Film mit makabren Szenen (Hunde köpfen, Kinder töten), deftigem Humor unter der Gürtellinie und einem gewissen Ekelfaktor. Inwiefern Jon Watts wirklich noch seine eigenen Ideen umsetzten durfte, bleibt unklar.
Schön ist, dass der Film nach seiner Einführung die dramatischen Momente nicht außer Acht lässt und die Verwandlung Kents zum Killerclown in Etappen vollführt. Auch die Auswirkungen auf die Familie werden klar deutlich. So war die Verpflichtung der Hauptdarsteller mit den unbekannten Andy Powers und Laura Allen ein echter Glücksgriff. Gar als kleiner Coup ist die Besetzung des Kultdarstellers Peter Stormare (Fargo, The Big Lebowski) zu bezeichnen. Diesen Typen muss man einfach lieben.
Den scheinbaren Höhepunkt erreicht Clown dann im letzten Viertel. Hier dreht der Film richtig auf. Die Horror-Motive sind zwar nur selten ansatzweise gruselig, aber immerhin schön blutig. Während Watts desbezüglich vorher noch geizig war, ist der Blutzoll nun markant höher. Die Transformation des Clowns ist zu diesem Zeitpunkt auch abgeschlossen und optisch ein echter Leckerbissen. Wer so aussieht muss mir nicht mal in der Nacht begegnen um Angst zu verbreiten. Passend dazu verlagert man das Setting für den Schlussakkord dann in ein Kinderspielparadies. Das erinnert irgendwie ans Spiegelkabinett aus The Guest. Eine spaßige Angelegenheit, die aber ihren Blick für das wesentliche verliert und inhaltlich zur Standardware verkommt.
Obwohl der Film durchaus gut unterhält, fällt recht früh auf, dass es Watts und Roth nicht schaffen dem Genre etwas neues abzugewinnen. Die meisten Elemente, auch in Kombination, sind dem Horrorfan längst bekannt. Hier ein paar Jumpscares, dort ein Finalgirl, der älterer Herr, der alle vor dem Bösen oder dem Untergang warnt - Clown wirkt von A bis Z nach Checkpunkten abgearbeitet. Ich laste das dem Film nicht negativ an, hätte mich aber nach dem überraschenden Beginn über weniger konventionelle Lösungen des Films gefreut. Ansonsten Daumen hoch!
OT: Clown VÖ: 2014 Laufzeit: 100 Minuten FSK: - R: Jon Watts D: Andy Powers, Eli Roth, Peter Stormare, Laura Allen
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Christian
Bildquelle: Studio Canal