Auch wenn es im Sommer ziemlich ruhig auf dem Blog war; untätig war ich nicht.
Nicht erst seit dem Minimalismus und Magic Cleaning groß in Mode sind, weiß ich: ich bin eine hoffnungslose Sammlerin. Das kann durchaus ein schönes Hobby sein, wenn es sich denn auf einen bestimmten Bereich beschränkt. Leider ist das bei mir nicht der Fall: Zeitungsausschnitte und Papierreste, die man ja irgendwann mal zum Basteln benutzen könnte, Kosmetikproben, die man für Kurztrips aufhebt, Schmuck, den man zwar nie trägt, der einen aber an die Klassenfahrt in der 4. erinnert und Kleidung mit der man sich in der Öffentlichkeit nie blicken lassen würde, die man aber irgendwann mal ganz sicher zum Tapezieren anziehen wird. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie selbst tapeziert...aber dann eben zum Streichen ;)
Schon länger fasziniert hat mich das Konzept der Capsule Wardrobe, von dem Ihr sicher schon gehört habt: Ziel ist es, eine überschaubare Anzahl an Kleidungsstücken zu besitzen, die sich vielfältig miteinander kombinieren lassen. Dabei begrenzt man Kleidungsstücke, Schuhe und Accessoires auf eine Summe x. Je nach Ansatz erstreckt sich dies auf das ganze Jahr, manche brechen die Anzahl auf ein halbes Jahr oder viertel Jahr herunter. Vorbei die Zeiten mit einem vollen Kleiderschrank und dem Gefühl nicht zu wissen man anziehen soll. Die Vorteile liegen auf der Hand: man spart Platz, Zeit und Geld.
Abgesehen vom Platz - vor unserem Umbau habe ich meine Kleidung tatsächlich an 3 verschiedenen Orten gelagert -, habe ich mich jedoch gefragt, ob so eine strenge Begrenzung für mich überhaupt Sinn ergibt. Ich hatte morgens noch nie das Problem, dass ich vorm Schrank stand und eine halbe Stunde überlegen musste, was ich anziehen soll. Lassen sich die häufig genannten "Key Pieces" überhaupt in meinen Kleidungsstil integrieren? Und, ist das nötig? Ich arbeite im Sozialwesen; selbst bei offiziellen Terminen kann ich tragen was ich möchte. Ich liebe den Zwiebellook und trage meine Kleidung ohnehin das ganze Jahr hindurch. Und manchmal trage ich auch einfach gern mal mein T-Shirt vom Stader Turnfest '96 ;).
So richtig limitieren wollte ich mich also nicht. Fakt ist aber, dass ich einfach zu viel besitze und mich das nicht glücklich macht. Auch beim Prinzip Capsule Wardrobe steht an erster Stelle das Ausmisten und ganz ehrlich; was ich seit dem Einzug hier vor 4 Jahren nicht getragen habe, werde ich auch die nächsten 4 Jahre nicht mehr anziehen. Mit diesem Ansatz habe ich mich also durch die Klamotten gewühlt, anprobiert und aussortiert. Und war überrascht wie konsequent ich war! Es mag esoterisch klingen, aber jede Entscheidung mich von einem Stück zu trennen, hat mich gleichzeitig er"leicht"ert. Und das hat es wiederum leichter gemacht, das nächste Stück auszusortieren. Am Ende waren es dann insgesamt 4,5 blaue Säcke!
Ein Schlupfloch habe ich mir als Nostalgikerin dann aber doch gelassen: in einem Karton kamen ein paar ausgesuchte Teile, die ich aus verschiedenen Gründen zur Zeit nicht trage; weil sie dann doch zu sommerlich sind oder weil ich das Gefühl habe, dass ich erst 5kg abnehmen muss, um sie tragen zu können. Hier habe ich mir dann aber doch ein Limit gesetzt, um mich nicht selbst zu betrügen und eine Frist; alles, was ich innerhalb der nächsten 6 Monate nicht anziehe oder vermisse, kommt ebenfalls weg.
Aber ob nun Capsule Wardrobe oder nicht: das Ausmisten ist das eine, aber was macht man mit den Dingen, die man aussortiert hat?
Ich wollte mich gern schnellstmöglich von dem Ballast trennen; wegwerfen kam aber natürlich nicht in Frage. Toll ist es, wenn man schneiderisch begabt ist und einige der Stücke einfach umnähen kann. Kann ich aber leider nicht. Auch Tauschparties mit Freundinnen sind eine super Sache: meine haben allerdings alle ganz unterschiedliche Größen und können (und wollen, weil wir einfach unterschiedliche Stile haben) meine Kleidungsstücke nicht tragen. Klar war für mich, dass ich den Großteil spenden würde. Einen kleinen Teil wollte ich gern verkaufen, um langfristig in faire Mode zu investieren. Anders als mein Freund zuerst vermutete, nämlich, dass ich nur aussortiert hätte, um mich neu einzukleiden, möchte ich eben nicht losrennen und meinen Kleiderschrank dumpf wieder auffüllen. Aber das ein oder andere Stück könnte vorhandene Lücken schließen.
Für den Urlaub hatte ich mir gebrauchte Bücher bei Medimops gekauft. Inzwischen gibt es eine passende Plattform für gebrauchte Kleidung ( momox). Die Idee alles in ein Päckchen zu packen und so den Aufwand minimieren, fand ich erst mal großartig; kein frühes Aufstehen, um mich auf den Flohmarkt zu stellen und am Ende vielleicht nichts zu verkaufen oder die Gefahr entweder kaum etwas zu verdienen und tausend Päckchen zu packen (eBay) oder ewig warten zu müssen (Kleiderkreisel). Allerdings sind die Kriterien recht hoch: es wird nur Markenkleidung gesucht, die nicht älter als 5 Jahre ist und möglichst keine Gebrauchsspuren aufweist. Mal abgesehen davon, dass ich sowas kaum besitze - ich scheine ein gutes Händchen bei der Auswahl zu haben und trage meine Stücke über Jahre hinweg -, fand ich für die Anforderungen die Ankaufspreise auch etwas...mau. So sollte es dann etwa 0,50€ für eine Bluse von Mexx geben.
Dann doch lieber spenden. Aber wohin? Praktisch sind natürlich die allseits bekannten Altkleider-container. Aber gerade bei diesen ist Vorsicht geboten, denn die wenigsten Teil landen dort wo sie eigentlich sollen, nämlich bei Bedürftigen. Das Gros endet in 2nd-Hand-Läden vor allem im Ausland, die unbrauchbaren Stücke werden zu Putzlappen recycled. Altkleider sind inzwischen ein riesiger Markt geworden, auf dem sich auch viele dubiose Anbieter tummeln.
Wenn man also sicher gehen möchte, dass die Kleidung direkt dorthin geht, wo sie hin soll, sollte man sich in der Nähe umschauen: Frauenhäuser, Kinderheime, Flüchtlingsunterkünfte oder Sozialkaufhäuser. Unser Sozialkaufhaus platzt allerdings aus allen Nähten. Ich habe mich deshalb dazu entschieden meine gebrauchte Kleidung an die Deutsche Kleiderstiftung zu spenden, die die Stücke sortiert und dorthin verteilt, wo sie benötigt werden; eben an Kleiderkammern und Sozialkaufhäuser im Inland, aber auch als unmittelbare humanitäre Hilfen im Ausland. Um die Mittel dafür aufzubringen, wird ein Teil der Spenden im Charity-Shop Zweimalschön verkauft. Mir hat das Konzept gut gefallen, zudem trägt die Organisation das Fairwertungssiegel und hält die entsprechenden Standards ein.
Wie sieht Euer Kleiderschrank aus? Platzt er aus allen Nähten oder seid Ihr eher minimalistisch?
Was macht Ihr mit Kleidung, die Ihr nicht mehr tragen mögt?
Interessiert Euch das Thema "Altkleidercontainer"?