Ein Urlaub in der portugiesischen Metropole Lissabon ohne auch nur ein wenig den schmerzerfüllten und tränenüberströmten Klängen des Fado zu lauschen ist nicht komplett. Der Fado, zu Deutsch “Schicksal” oder auch “Göttlicher Wille”, ist die Seele der Portugiesen, ihr innerster Schmerz, in ganz wunderbare Gesänge und melancholische Melodien verpackt. Meist geht es um unglückliche Liebe, welche inbrünstig besungen wird. Wenn man so will ist es der portugiesische Blues, allerdings fast immer gesungen von Frauen. Begleitet wird die Künstlerin dabei in der Regel von einer portugiesischen Gitarre und einer Bassgitarre.
Der Empfang war freundlich, der Platz jedoch sehr beengt. An den rot gestrichenen Wänden hingen zwischen Gitarren drei hübsch gerahmte LCD-Bildschirme. Dazu erklang aus kleinen Lautsprechern ein Konzert der derzeit wohl berühmtesten Fado-Sängerin Portugals namens Mariza. Hier der Mitschnitt des fantastischen Konzertes mit den Lissaboner Symphonikern, welchen ich hier gerade wieder laufen lasse während ich schreibe… lasst auch Ihr Euch von diesem Fado in Vollendung verzaubern während ihr hier lest – was für eine herrliche Musik!
Das Lokal füllte sich langsam, vorranging mit Engländern, während wir die kleine Speisekarte studierten. Es gab entweder ein volles viergängiges Menü, inklusive der Livemusik zu einem recht stolzen Preis oder einzelne Gänge der Speisenfolge zuzüglich einiger Euro Eintrittspreis für den Fado. Wir entschieden uns für letztere Variante, da wir ehrlich gesagt nicht mit einem solch hohen Preis gerechnet hatten und auch nicht damit, dass man hier eine auf “Nouvelle Cousine” macht. Leider stand das auch vorab nirgends, so hatten wir schlicht etwas zu wenig Bargeld eingesteckt. Insgesamt kam uns der Abend mit drei Gängen, zwei Gläsern Wein und einer Flasche Wasser auf über 140 Euro.
Aber die Atmosphäre passte und zu unserer Vorspeise kamen dann bereits die Musiker und Sängerinnen zum Einstimmen. Pünktlich um 21:00 Uhr legten sie dann auch los mit dem etwa einstündigen Programm, unterbrochen von kurzen Pausen.
Die erste Fado-Sängerin erklärte uns in portugiesisch, französisch und englisch den Inhalt der kommenden Titel und dann ging es auch schon mit viel Herzschmerz los… unplugged!
Die zweite Fado-Sängerin stand ihrer Kollegin in nichts nach und beide konnten sich zum Ende ihrer Titel die Tränen nicht verdrücken. Dafür gab es extra Applaus, so läuft das wohl bei einer perfekten Fado-Aufführung.
Hier zwei ganz kurze Mitschnitte von den Betreibern des Lokals Cascais em Fado, damit man sich etwas besser vorstellen kann wie es dort klingt und aussieht.
Zu Essen gab es unter anderem…
Kartoffel-Lauch-Suppe mit geräuchertem Alentejo-Schinken.
Gegrillter Lachs mit Gemüse und Püree.
Das Essen war frisch und schmeckte uns gut, obwohl ich nicht so der Fisch-Esser bin.
Mein Fazit: Lissabon ohne den Fado ist fad. Macht Euch aber auf gesalzene Preise gefasst, man weiß was die Touristen hier erleben wollen und zieht ihnen das Geld gekonnt aus der Tasche. Wir fanden es auf jeden Fall sehr schön bei einem guten Essen den Klängen des Fado zu lauschen und danach bei sternenklarer Nacht an der Uferpromenade zurück zum Hotel zu schlendern. Ein ganz besonderes Urlaubserlebnis der kulturellen Art…
Disclaimer: Die komplette Pauschalreise nach Lissabon samt Besuch des Restaurants “Cascais em Fado”, sowie alle damit verbunden Kosten wurde von meiner Freundin und mir selbst bezahlt. Tolle Tipps für den Aufenthalt haben wir vom Reise Know-How CityGuide Lissabon: Reiseführer mit Faltplan und des Reise Know-How KulturSchock Portugal, vielen Dank dafür an den Reise-Know-How-Verlag. Dennoch ist meine Meinung wie immer offen und ungeschminkt.