© Paramount Pictures Germany GmbH / Eric Linz wird in den Traumwelten Cirque du Soleils willkommen geheißen.
Zu Beginn ihrer Karriere konnten sie gerade einmal eine Show spielen, für mehr reichte das Geld nicht aus. Doch langsam aber sicher wurde das Programm immer mehr erweitert. Irgendwann war man bei 19 Aufführungen in über 271 Städten angelangt. Sie traten bereits auf jedem Kontinent der Welt auf, einzige Ausnahme bleibt die Antarktis. Eine ihrer Shows zieht etwa 4000 Menschen an, allein in Las Vegas werden sie an einen Abend von mehr als 9000 Menschen gesehen. Sie selbst beschreiben sich als Mixtur aus Zirkuskunst und Straßenunterhaltung: Die Artistik/Musik-Gruppierung Cirque du Soleil aus Kanada, die mit „Worlds Away“, in Deutschland: „Traumwelten“, ihr erstes 3D-Erlebnis auf der Kinoleinwand erschaffen haben – und wo schon 3D draufsteht: für den Film ist der Zirkus eine Kooperation mit James Cameron eingegangen, der unter den Produzenten von „Cirque du Soleil: Traumwelten“ auftaucht. Die Regie übernahm derweil Andrew Adamson („Shrek“, „Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“), der die Live-Shows, ein Potpourri von Zirkusstilen aus der ganzen Welt, auf die Leinwand gebracht hat. In den Hauptrollen spielen Erica Linz und Igor Zaripov, tanzen sich durch insgesamt sieben Stücke des Cirque du Soleil, die 2011 in Las Vegas aufgeführt wurden („O“, „Mystère“, „Kà“, „Love“, „Zumanity“, „Viva Elvis“ und „Criss Angel Believe“).
Diese sieben Welten sind eingebettet in der Geschichte eines jungen Paares: Mia und ein namenloser Luftakrobat, der Star eines Wanderzirkusses. Nachdem die beiden sich zum ersten Mal in die Augen geblickt haben, spüren sie sofort die Liebe füreinander. Doch ein falscher Handgriff lässt den Akrobaten in die Tiefe stürzen, wo er vom Boden aufgesogen wird. Mia rennt in die Manege, wird bei dem Rettungsversuch ebenfalls hinab gezogen. Beide finden sich in der traumhaften wie fantasiereichen Welt des Cirque du Soleil wieder. Voneinander getrennt begeben sie sich auf die Suche nacheinander, entdeckten dabei die buntesten Zirkuszeltwelten, die gespickt sind von Akrobatik wie Tanz, Wagemut und Geschicklichkeit.
Wasserballett mit Karussell-Pferden
Von all diesen Attraktionen bleibt allerdings Darstellerin Erica Linz die Faszinierendste. Sie wandelt mit rehgleichen Äuglein über das Gelände des Zirkus Marvellous, wie das bunte Treiben außerhalb der Traumwelt genannt wird. Hier, in alter Tradition, stellen sich die Menschen selbst zur Schau: Die dickste Frau der Welt, feuerspuckende Teufel in Menschengestalt, Clowns mit farbenfrohen Gesichtsbemalungen. In der Manege des Zirkuszelts hämmern sich Damen Nägel in die Nasen während der Direktor mit rauchig kratziger Stimme das Publikum in seinen Bann ziehen will. Aber nicht etwa an diesem alten Mann, der seine Attraktionen bewerben möchte, sondern eben an der Hauptdarstellerin hängen die eigenen Augen fest. Sie wird mit ihrem kurzen braunen Haaren und diesen gigantischen Augen selbst zur Attraktion.
Dann aber öffnet sich das Tor in eine andere Welt, in das Reich des Cirque du Soleil und der Fokus schwindet. Mia ist nicht mehr der Mittelpunkt aller Dinge, sondern die offenbar in der Unterwelt stattfindenden Akrobatikshows. In dieser Hölle müssen die beiden Liebenden voneinander getrennt leben, so schön die Welten auch sein mögen, durch die Mia und der Luftakrobat hier wandern, ihr Ziel bleibt es doch einander zu finden. Mal schlagen sie sich hierfür durch moderne Tanzeinlagen, dann wieder durch klassisches Ballett. Die Bewegungen der Tänzer sind zahlreich und vielfältig. Wählt man einen etwas märchenhafteren Vergleich als das Reich unter der Erde, so findet man sich vermutlich schnell bei einem Klassiker der Kinderliteratur wieder: Alice im Wunderland. Auch Mia ist auf der Suche, nicht etwa nach einem Weg nach Hause, sondern nach ihrem Akrobaten. Auch in diesem Wunderland ist nicht alles märchenhaft, auch hier spuken Clowns umher, deren Masken alles andere als lustig erscheinen. Dennoch sieht sich Mia niemals mit den morbid düsteren Pfaden, wie sie ein Tim Burton inszenieren würde, konfrontiert. Im Cirque du Soleil bleibt es bunt und fröhlich, hier tanzen Menschen unkontrolliert umher und es erscheinen Pferde eines Kinderkarussells inmitten eines Wasserballetts.
Luftakobatik mit Schirm
Das sind nur die kleinen Dinge, die sich durch die Welten hindurch ziehen. Immer wieder versucht man größer und imposanter zu werden, eine Schiffskonstruktion wird aus dem Wasser gehievt, ein knallig bunter Bühnenaufbau unterstreicht den Rock ‘n’ Roll der Elvis-Welt. Der erste Weltenwechsel lässt jedoch recht lange auf sich warten, man verweilt eine ganze Zeit lang im Anfangsstadium dieser als Traumwelt bezeichneten Nummernrevue, bis man sich so langsam den Weiterzug Mias herbei sehnt. So groß und spektakulär und bildgewaltig die Kulissen des Cirque du Soleil auch in Szene gesetzt wurden, so wenig Abwechslung bringen sie in das Gesamtkonzept des Films. Es ist eine Geschichte vom Suchen und Finden der Liebe, abgeschlossen mit einer gemeinsamen Akrobatikchoreographie zweier sich liebender Menschen. So fasziniert Mia aber zuvor durch die Welten des Cirque du Soleil wandert, so trist und eintönig ist es, wenn man dem als Zuschauer über eineinhalb Stunden beiwohnen muss.
“Cirque du Soleil: Traumwelten“