Titel: Chucks Welt
Originaltitel: Lexapros und Cons
Autor: Aaron Karo
Genre: Kinder-/Jungendbuch ab 14 Jahren
Seiten: 288 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Boje)
ISBN-10: 3414823624
ISBN-13: 978-3414823625
Erste Sätze:
Im letzten Jahr habe ich exakt 487 Mal mastubiert. Durchschnittlich neunmal pro Woche und 1,28 Mal am Tag. Ich weiß nicht, was mich mehr beeindruckt: dass ich so oft wichse oder dass ich ein ganzes Jahr mitgezählt habe. Das habe ich nämlich.
Inhalt:
Chuck leidet unter einer Zwangsstörung, sein Alltag ist ein Spießroutenlauf. Dauernd muss er sich die Hände waschen, führt sinnlose Listen, muss ständig alles kontrollieren und verliert dadurch sehr viel Zeit. Neben diesen Hindernissen, ist sein Leben aber auch nicht unbedingt leicht: Er steht kurz vor seinem Schulabschluss, aber eine Freundin, die hatte er noch nie. Eines ist klar, irgendwas muss sich ändern und dann tritt Amy in sein Leben. Sie ist anders, sie ist cool und das Beste: sie scheint ihn zu mögen! Die Frage ist nur, wie kann ein Mädchen bloß einen Jungen lieben, der so viele Macken hat?
Meine Meinung:
Dieses Buch fand ich, als ich eigentlich auf der Suche nach einem Sachbuch zum Thema Zwangsstörungen war. Dieses Suchergebnis hat mich überrascht, wer rechnet schon damit, hierbei auf ein Jugendbuch zu stoßen? Dieses Ergebnisse musste ich näher unter die Lupe nehmen und nachdem ich die Inhaltsbeschreibung las, da war eigentlich klar: muss ich lesen.
Sachbücher sind gut, aber eine Störung in ein Buch gepackt, dass bringt einen irgendwie die Auswirkungen einer Erkrankung viel näher.
Das Buch, es fängt in meinen Augen furchtbar an: Die Wichsliste, eine Liste, auf der Chuck vermerkt, wie oft er sich einen runterholt und mein erster Gedanke war, na bravo, so ein bescheuerte Geschichte, warum habe ich es mir bloß gekauft und die ersten beiden Kapitel stimmten mich auch nicht versöhnlicher, aber dann gelang es dem Buch doch noch irgendwie, mich für sich zu gewinnen. Nach Startschwierigkeiten, die ich nicht dem Buch anrechne, sondern vielmehr mir selbst, funktioniert es doch erstaunlich gut.
Chucks Welt wird eindringlich beschrieben, seine Zwänge, sie werden verständlich erklärt, obwohl es für einen Außenstehenden sicherlich immer noch schwierig nachzuvollziehen ist, warum man einen Herd zigfach kontrollieren muss, weil man sich eben nie sicher ist, dass es wirklich stimmt, was man im ersten Moment wahrnimmt. Und so interessant dieser Aspekt dieses Buches ist, so ist Chuck doch auch einfach nur ein Teenager, mit ganz alltäglichen Sorgen und Nöten. Die Kombination aus Zwangsstörung und Alltagssorgen, die fand ich mehr als gelungen, überzeugte mich auf ganzer Linie.
Als Amy in sein Leben tritt, da ist für Chuck klar, es muss sich etwas änder, so kann es nicht weitergehen. Die Zwänge, so normal sie für ihn schon sind, fressen ihn doch ganz viel Lebensenergie weg und somit beschließt er, sie nun in Angriff zu nehmen. Klingt im ersten Moment ganz leicht, aber Zwänge sind nicht leicht zu tragen, sie foltern beinahe den Kopf und was man sich nicht alles ausmalt, wenn man einmal nicht alles kontrolliert. Diesen steinigen Weg nach einem zwanglosen Leben bestreitet man an Chucks Seite, man hat Rückfälle und viele Hindernisse, doch der Wille des Jungen ist groß. Für die Liebe. Für Amy.
Fazit:
Ein Jugendbuch über Zwangsstörungen ist mir ehrlich gesagt noch nie untergekommen, doch genau deswegen besticht dieses Buch. Das Thema ist unverbraucht und dadurch interessant, spannend zu betrachten. Wer mit dieser Störung noch nie in Berühung gekommen ist, wird sanft herangeführt und versteht, woraus sich Zwänge zusammensetzen.