Harry ist ein älterer, einsamer Mann, der seit seiner Kindheit ein besonderes Verhältnis zum Weihnachtsmann pflegt. Ein Trauma aus der Vergangenheit hat ihn nie verlassen. Heute ist er Einzelgänger und wird von Verwandten, Kollegen und Freunden schikaniert. Doch das Weihnachtsfest nähert sich und es ist Zeit die richtigen Leute zu beschenken oder zu bestrafen.
Jahre vor Silent Night, Deadly Night aber auch Jahre nach Black Christmas schuf Lewis Jackson mit seinem Debüt und bis heute einzigem Film ein seltsames, schwer einzuordnendes Konstrukt aus Drama und Slasher. Fast eine ganze Stunde lang ist Christmas Evil eher als Psychostudie eines traumatisierten Mannes zu bezeichnen. Die Geschichte wird dabei überraschenderweise ziemlich humorlos erzählt und man empfindet als Zuschauer tiefes Mitleid mit Harry, der in all seiner Einsamkeit, den Leuten in seiner Umgebung den wahren Wert eines Familienfestes wie Weihnachten wieder näher bringen möchte. Doch sein Umfeld reagiert weniger als verhalten auf Harrys Versuche.
Christmas Evil ist dabei sehr ernsthaft und wirkt wie ein trashiges Psychodrama. Ich sagte ja, sehr seltsam. Das Tempo des Weihnachtshorrors ist dabei sehr schleppend und zäh. Zwar schafft Jackson damit viel Raum für eine tiefgründigere Auseinandersetzung mit sexuellen und kulturellen Subtexten und einer entsprechenden Charakterisierung der Hauptfigur, aber der schmutzige, billige Trashlook des Films, der durchaus für die nötige Atmosphäre sorgt, lässt eine ernsthafte Wahrnehmung des Films und seiner möglichen Intentionen nie wirklich zu.
Die ganze Art des Films erinnert mich etwas an William Lustigs Maniac. Nur sind die Gewaltausbrüche in Christmas Evil deutlich rarer und weniger explizit. Bis überhaupt etwas in diese Richtung passiert, vergehen locker fünfzig Minuten auf der Uhr. Spaß macht Christmas Evil jedenfalls nicht. Dafür sorgt allein schon das langatmige Pacing. Spannung erzeugt maximal der minimalistisch gehaltene Synthie-Soundtrack. Ein gewisses Interesse an Harrys Wandlung vom Opfer zum Täter zurück zum Opfer der Gesellschaft kann ich jedoch nicht abstreiten.
Ebenfalls muss man Lewis Jackson positiv anrechnen, dass er es vollbrachte, so lang wie möglich auf typische Slasher- und Horrormuster zu verzichten. Aber am Ende packt kein trashiges Psychogramm eines Mörders über 100 Minuten. Ein Slasher ohne Slasher macht mir keinen Spaß. Und so würde ich letztlich am Ende doch wieder zu den anderen, deutlich bekannteren Weihnachtshorrorfilmen wie Black Christmas, Silent Night oder Gremlins greifen.
OT: Christmas Evil AT: You Better Watch Out DT: Böse Weihnacht VÖ: 1980 Laufzeit: 100 Minuten FSK: 18 R: Lewis Jackson D: Jeffrey DeMunn, Dianne Hull, Andy Fenwick
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Christian
Bildquelle: Arrow Films