Schieb… zerr… ruckel…
Mein diesjähriges Türchen hat ein bisschen geklemmt, aber ich freue mich sehr, dass ich heute, am 3. Adventssonntag, die 14. Tür bei Zorras alljährlichem wundervollen Adventskalender öffnen darf. Der übrigens auch noch 10-jähriges Jubiläum feiert! Herzlichen Glückwunsch und danke liebe Zorra für deine alljährliche Mühe.
Lange hab ich mir überlegt, was ich denn für eine kleine Geschichte dazu schreiben könnte, irgendwie fiel mir keine hochinteressante Anekdote zu unseren Weihnachtsfesten ein (die immer herrlich gemütlich, aber somit recht unspektakulär sind) und somit hab ich beschlossen, den kleinen Krimi um diesen Cheesecake kurz zusammenzufassen.
Denn: wenn man etwas besonders hübsch machen will, kommt es meistens anders. Bei mir zumindest. Und auf die Adventskalendertürchen freue ich mich immer und möchte es besonders hübsch haben.
Einen weihnachtlichen Cheesecake hatte ich mir schon vor ein paar Wochen für euch ausgedacht, mit Spekulatiusboden, viel fluffiger Creme mit ein wenig Zitronenschale, darauf blutroten Granatapfel und sternförmige Spekulatiuskekse mit einem weißen Rand.
Hört sich soweit gut an, oder?
30.11., Erster Advent.
Beginn der Vorbereitungen, Backen der Sternchen aus Spekulatiusteig. Erster Versuch der Verzierung mit Zuckerguss, der auf dem dunklen Teig natürlich nicht weiß genug wird. Hätte ich eigentlich wissen müssen. Seufz, jetzt muss ich die Sternchen alle selbst aufessen.
03.12. Ein Tag vorm offiziellen Termin zum Schneiden der Barbarazweige.
Kauf einer Tube Royal Icing, das auf den fertigen Sternen schön strahlend weiß wird.
Festgestellt, dass man als eher grobmotorisch veranlagter Mensch sich sehr schwer tut, solche Ministernchen mit einem sauberen Rand zu versehen.
Festgestellt, dass man sich als sturer Mensch ebenfalls sehr schwer tut, von einem ursprünglichen Plan abzuweichen. Die Sternchen werden mühselig verziert und sehen – naja, handmade sehen sie jedenfalls aus. Und weiß ist das Icing jetzt ebenfalls.
06.12. Nikolaus.
Kopfschmerzen, bah.
Vorbacken des Bodens, zubereiten der Creme, erneutes Backen mit Cheesecakemasse obendrauf, auskühlen lassen im Ofen.
Et voilà, der Kuchen sieht absolut perfekt aus. Kein einziger Riss, eine wunderbar cremige, gleichmäßige Oberfläche. Weil er so brav war, darf er über Nacht im Kühlschrank schlafen.
07.12. Tag nach Nikolaus, zweiter Advent.
Immer noch Kopfschmerzen. Trotzdem weiter im Programm, der Kuchen will schließlich auch noch fotografiert werden. Der Cheesecake darf jetzt wieder aus dem Kühlschrank raus, bereitmachen für die Deko.
Den Anfang sollen die mühsam weißgeränderten Spekulatiussternchen machen, allerdings stellen Herr Kamafoodra und ich schon bei den ersten zwei Sternchen fest, dass das Weiß des Royal Icing einfach furchtbar zu dem gelbstichigen Ton des Cheesecake aussieht.
Geht gar nicht. Luft holen, Pause. Inhale, exhale, repeat. Machen wir halt einfach was anderes derweil.
Granatapfelkerne auslösen, Saft mit Zucker zu einem Sirup einkochen. Der Sirup wird für meinen Geschmack viel zu dunkel (ochsenblutrot trifft es ganz gut) und gibt dem fertigen Granatapfelgemisch einen äußerst mondänen Touch. Ich hätte es lieber frisch-fröhlich-rot gehabt, aber nun denn.
Sunday, bloody Sunday. Einen doofen Ohrwurm hab ich jetzt. Wie schön, dass heute wenigstens ein Adventssonntag ist und der Text so gut passt!
Für die Sterne ist mir inzwischen etwas eingefallen. Sternchen wie geplant auf den Rand legen, mit Kakaopulver bestäuben und dann wieder runternehmen. Wie immer, wenn man denkt “bloß nicht zittern”, passiert natürlich genau das.
Egal, Konturen sind sowieso maßlos überschätzt.
Granatapfel in die Mitte schichten und noch einen etwas größeren Stern darauf. Puh. Fertig? Fertig!
Trotzdem steh ich jetzt verwirrt vor dem Kuchen, denn das geplante rot-weiß-fröhliche Drumherum will so gar nicht zu dem Tizianrot des Granatapfeltoppings und dem dunklen Kakao passen. Der Kreativteil des Hirns macht sowieso schon seit Tagen einfach mal Pause und ich stehe ratlos vor meinem Esstisch…
Nach einigen Minuten umdekorieren und -disponieren stelle ich fest, dass der Tortenständer derweil wohl etwas schief stand und ein Teil des Granatapfelsirups in die hellen Sternchen reingelaufen ist.
Immer noch Kopfschmerzen, ich beginne leicht zu transpirieren.
Gefühlte Stunden später habe ich die Bilder endlich fertig und sie gefallen mir gar nicht mal so gut, aber dann kommt der schönste Moment: wir gönnen uns das erste Stückchen.
Erste Reaktion: wow.
Ist mir doch egal, welche Sternchen darauf sind und welche Pantone-Farbe die fertige Granatapfelmischung nun hat.
Der Kuchen schmeckt einfach traumhaft, würziger Spekulatiusboden, eine superfluffige, moussige Cheesecakemasse und knackige Granatapfelkerne. Genau so darf ein Weihnachtskuchen schmecken, wunderbar!
Wer übrigens gerne ein bisschen aus dem Alltag einer “richtigen” Foodstylistin lesen möchte, bei Denise von Foodlovin’ gab es letzte Woche einen schönen Artikel dazu.
Mein Fazit von der Geschicht’? So schön sind diese Bilder nicht.
Doch trotz der rot verlaufnen Ränder – sind wir im Adventskalender!
Das war mein Türchen 2013:
Sternen-Maronenravioli mit Portweinbutter, Walnuss-Preiselbeerpesto und Speckknusper
Und das gab es 2012:
Weihnachtliche Schoko-Gewürzküchlein mit flüssigem Kern
Dieser Cheesecake wurde ohne Wasserbad gebacken und hatte trotzdem keinen einzigen Riss und die Füllung hatte eine wirklich wunderbare Konsistenz. Die Zutaten müssen gut verrührt werden, aber es darf trotzdem nicht zu viel Luft eingeschlagen werden, ich habe mich bei der Füllung an diesem Rezept orientiert und kann die Zubereitungsart nur empfehlen. Erst kurz bei starker Hitze backen, dann noch etwas bei kleiner Hitze und dann (ganz wichtig!) im Ofen ganz auskühlen lassen.
Das Rezept ist für eine 26-er Springform.
Für den Boden:
220 g Spekulatius – am besten selbstgebacken, hier geht’s zum Rezept
100 g Butter, geschmolzen
Ofen auf 180° vorheizen.
Spekulatius im Blitzhacker fein mahlen, mit der flüssigen Butter vermischen und die Mischung fest und gleichmäßig als Boden in die Springform drücken. Auf mittlerer Schiene ca. 10-12 Minuten backen, dann auskühlen lassen.
Für die Füllung:
700 g Frischkäse
200 g Sauerrahm oder Schmand
250 g Zucker
abgeriebene Schale einer Zitrone + 1,5 TL Saft davon
1,5 TL Vanilleextrakt (oder das Mark einer Schote)
3 ganze Eier + 1 Eigelb
3 TL Mehl
1 Prise Salz
Den Ofen auf 240° vorheizen. Zuerst mit dem Rühreinsatz der Küchenmaschine den Frischkäse gut verrühren, bis er cremig ist. Bei kleiner Geschwindigkeit den Zucker unterrühren, dann das Mehl und zuletzt das Salz.
Jetzt den Rühreinsatz gegen den Schneebesen tauschen. Vanille, Zitronenschale und -saft hinzufügen. Bei mittlerer Geschwindigkeit die Eier unterrühren, ganz zum Schluss den Sauerrahm.
Wenn alles gut vermengt ist, die Masse auf den Boden gießen und auf der mittleren Ofenschiene für 10 Minuten bei 240° backen. Dann sofort die Hitze auf 110° herunterschalten und weitere 25 Minuten backen.
Ofen ausschalten und den Kuchen bei geschlossener Ofentür 2-4 h auskühlen lassen, dann für einige Stunden, am besten über Nacht, im Kühlschrank ziehen lassen.
Für das Topping:
150 ml Granatapfelsaft
2,5 EL Zucker
ausgelöste Kerne von 1/2 – 1 Granatapfel, je nach Größe
Kakao zum Bestäuben
Granatapfelsaft mit Zucker einige Minuten zu einem dickflüssigen Sirup einkochen. Abkühlen lassen und mit den Granatapfelkernen mischen (durch den Sirup bleibt der Granatapfel etwas länger haltbar).
Den Rand des Kuchens mit dem Kakaopulver bestäuben, in der Mitte dann gleichmäßig die Granatapfelmischung verteilen, fertig.
Diese Mischung nun in der Mitte des Kuchens verteilen, fertig.
Kühl aufbewahren, aber ich verspreche euch, dass dieser Kuchen nicht allzu alt werden wird.