Ihr Leben lang dachte Nora Nybol, dass ihr Vater ein ausländischer Student gewesen wäre, den ihre Mutter Bente nach ihrer Zeugung nie wieder gesehen hätte. Zu erfahren, dass ihr Vater in Wahrheit samischer Abstammung und die große Liebe ihrer Mutter war, ist daher ein Schock für Nora. Doch die Neugier siegt und gemeinsam mit Bente macht sie sich auf den Weg nach Tromsø um die Stadt kennenzulernen in der ihre Mutter aufgewachsen ist und dort mehr über die Familie ihres Vaters zu erfahren. Die Spur führt sie nach Alto und schließlich nach Kautokeino mitten im norwegischen Bezirk Finnmark, in dem auch heute noch die größe Gruppe der Samen lebt. Für Nora ist dies zugleich eine fremde und vertraute Welt.
"Töchter des Nordlichts" von Autorin Christine Kabus ist die Fortsetzung des Norwegenromans "Im Land der weiten Fjorde". Erzählt wird hier die Geschichte von Nora (die die Cousine von Lisa aus dem ersten Buch der Autorin ist) und ihrer Familie auf der Seite des Vaters. Wer das erste Buch gelesen hat, der wird hier Kleinigkeiten und einzelne Figuren wiedererkennen. Die Bücher sind jedoch in sich abgeschlossen und lassen sich vollkommen unabhängig voneinander lesen.
Erzählt wird in zwei separaten Erzählsträngen, zum einen aus der Perspektive von Áilu, der Urgroßmutter von Nora, und zum anderen von Nora selber auf der Suche nach ihren Wurzeln. Die Autorin versteht es hier sehr gut immer dann die Perspektive zu wechseln, wenn es besonders spannend ist und so den Wunsch zu erwecken zu den jeweils anderen Figuren zurückzukehren. Oft geht es mir so, dass ich nur einen von zwei Handlungssträngen als wirklich interessant empfinde und den anderen mehr hinnehme als wirklich genieße. Doch in "Töchter des Nordlichts" haben mir beide Perspektiven sehr gut gefallen, auch wenn die Abschnitte aus der Vergangenheit mehr interessante Informationen bereit hielten als die in der Gegenwart. Ich hatte zuvor noch kein Buch über die samische Bevölkerung in Norwegen gelesen und habe daher viel für mich Neues erfahren. Mir war auch gar nicht bewusst, welchen Repressalien die nordische Urbevölkerung auch noch im 20. Jahrhundert ausgesetzt war und das hier ebenfalls Kinder aus ihren Familien entfernt wurden.
Die Geschichte ist sehr emotional und bewegend und durch die lebendigen Figuren fühlt man sich mitten in die Handlung versetzt. Die Abschnitte rund um Áilu fand ich teilweise sehr dramatisch, aber ohne das Gefühl zu haben hier in Kitsch abzudriften. Nora war mir von ihrer Art her sehr sympathisch und auch wenn hier einiges auf Zufall basiert hat mich ihre Geschichte bewegt und für sich eingenommen.
Insgesamt gesehen vereint "Töchter des Nordlichts" daher für mich in einer sehr guten Mischung einen historischen Roman mit Dramatik und Liebe.
Empfehlen kann ich dieses Buch an alle Leser die sich für dieses unrühmliche Kapitel norwegischer Geschichte interessieren und die generell Romane mögen, die auf mehreren Zeitebenen und aus unterschiedlicher Perspektive geschrieben sind.
So habe ich bewertet:
Und hier kann man das Buch kaufen: Christine-Kabus: Töchter des Nordlichts
Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin finden sich auf der Homepage des Bastei Lübbe Verlages.