Chris Kyle – American Sniper
Chris Kyle war ein SEAL. Als Mitglied dieser Spezialeinheit diente er im Irak als Scharfschütze. Er galt als einer der tödlichsten Schützen und das vorliegende Buch ist der Versuch einer Autobiografie.
Warum nenne ich es nur einen Versuch? Weil es im Grunde genommen nur eine Aneinanderreihung von Kriegserlebnissen ist. Ein wenig Kindheits- und Jugenderinnerungen, seine Soldatenausbildung und Szenen seiner Ehe. Bei Letzterem unterstützt ihn seine Frau mit kurzen Einschûben ihrer Sichtweise, der gerade erzählten Ereignisse.
Insgesamt handelt es sich um ziemlich harte Kost. Krieg ist nicht schön und das gezielte Töten eines Scharfschützen sicherlich auch nicht. Dennoch ist dies gar nicht das Erschreckende an diesem Buch.
Vielmehr sind es die Einstellung, die Gedanken und die Art und Weise von Chris Kyle, die ihn mit fortschreiten der Lektüre immer negativer dastehen lassen. Spätestens ab der Mitte des Buches ist alles Positive dahin. Kyle hasst die Iraker, die seinem Land den Krieg erklärt haben. Das gibt er selbst zu.
Wobei man sich auch fragen muss, wer hier wem den Krieg erklärt hat. Er spricht immer wieder von Wilden oder Schurken, die er bei den Gefechten ausschaltet. Auch spricht er immer wieder vom Indianergebiet, das er angreift. Hier stellt sich doch die Frage, welche Position er wohl bei den Indianerkriegen in der USA eingenommen hätte. Hier haben ja auch die Indianer Amerika den Krieg erkärt.
Schlimm ist meiner Ansicht auch die Prioritätensetzung Kyles: Glaube, Vaterland, Familie. In genau dieser Reihenfolge. Dies kritisiert auch seine Frau. Immer wieder thematisiert sie dies in ihren Ausführungen und hält dies für falsch.
Einzig hier zeigt das Buch tatsächlich kritische Züge. Kyle versucht sich zu hinterfragen, ob seine PRiorisierung richtig ist. Dennoch läuft es wieder darauf hinaus, dass er seine Familie verlässt und wieder in den Krieg zieht.
Und so wird der Lesefluss ab dem letzten Drittel wirklich nur noch zäh. Im Grunde sind alle Kriegsmittel und Waffensysteme erklärt. Der Leser kennt Kyles Einstellung zur Genüge. Ab da an folgen eigentlich nur noch Feldoperationen, Schusswechsel und Exekutionen. Das ist in seiner ständigen Wiederholung nicht nur langweilig, sondern in Anbetracht von Kyles Einstellung wirklich nur noch erschreckend und mitunter immer mehr abstoßend.
Der letzte Teil des Buches dreht sich um die Enstehung des Filmes „American Sniper“. Da Chris Kyle zu diesem Zeitpunkt schon bei einem Amoklauf erschossen wurde, kommt hier seine Frau als Erzählerin zum Tragen.
Fazit
Ein Buch das nicht einfach zu bewerten ist. Einerseits finde ich es wichtig, die Intentionen eines Scharfschützen bei den SEALs kennenzulernen. Andererseits erschrecken mich gerade diese sehr einfachen Beweggründe eines Menschen. Diese Schwarzweiss-Malerei. Und den unsäglichen Patriotismus, der keine Entscheidung seiner Regierung hinterfragt oder auch nur eine Spur von Kritik erkennen lässt.
Daten und Fakten
Titel: American Sniper
Autor: Chris Kyle mit Scott McEwen und Jim Defelice
Verlag: Riva Verlag
ISBN: 978-3868835830
Preis: 14,99 Euro