Ist eine Kombination aus Johnny Cash und Leonard Cohen überhaupt vorstellbar? Eigentlich nicht. Aber genau die kam mir als erste Assoziation, als diese Scheibe erstmals im Player rotierte. Da ist diese vom Alter gebrochene Stimme, Lieder voller Melancholie und Auflehnung und vor allem: eine lyrische Grundstimmung, die den Bogen vom Country zu den Chansons von Cohen andeutet. Absolut faszinierend.
Vom äußerlichen her ist "F**k" erstmal ein Zyklus von Songs über das Unterwegssein. Klassischer Stoff für Countrysänger also. Und genau das Thema, bei denen man wie beiläufig die kleinen Alltagsbeobachtungen einfließen lassen kann, die einem links und rechts der Straße ins Auge stechen. So tauchen dann die junge Gastarbeiterin oder der polnische Heimarbeiter, denen Taylor in New York begegnete ebenso auf ("Me And Rohillio") wie britische Zollbeamte, die seinen Pass einkassieren und von ihm Verbrecherfotos machten. Aber auch Bars und Gefängnisse, junge Mädchen bei einer Bar Mizwa oder Beschwerden über unfähige Musikkritiker. All das mit einer Melancholie und einer Herzenswärme vorgetragen, dass es einem zuweilen die Tränen in die Augen zu treiben droht.
Besonders kann das passieren beim Bonus-Track "This Darkest Day". Taylor war kurz vor dem brutalen Anschlag vom 22. Juli für ein Festival nach Norwegen gekommen. Als der Auftritt abgesagt wurde, schrieb er für ein Benefizkonzert für die Familien und Freunde der Getöteten diesen Song und sang ihn erstmals zu diesem Anlass.
"F**k All The Pefect People" ist ein Album über unvollkommene Menschen, eine Sammlung von Liedern voller Verständnis für ihre Schicksale und voller Bereitschaft zur Vergebung. Und es ist verdammt nah dran, ein absolut perfektes Album zu sein. Eines, das man nur wirklich guten Freunden vorspielt.