Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

Werbung | Der Chicago Triathlon findet mit der olympischen Distanz alljährlichen seinen Höhepunkt. Nach dem Um den längsten und damit herausforderndsten Abschnitt meiner Triple Challenge geht es in diesem dritten Teil zum Chicago Triathlon. Alle Details zu dem spannenden und rasanten Rennen habe ich wieder mit zahlreichen Fotos von Oliver zusammengestellt. Super-Sprint am Vortag am nördlich von Downtown gelegenen Foster Beach die zweite von insgesamt drei Strecken. Dieser sogenannte international Course beeindruckt vermutlich am meisten durch den Sonnenaufgang über dem Lake Michigan, die schnelle Passage über den Expressway und komplett geschlossene Tunnel, die man von Batman kennt, sowie einer Skyline zum Verlieben!

4:30 Uhr. Ich lag in dem Wechselbereich des Chicago Triathlons auf dem Rücken, starrte meinen Müsliriegel kauend die Sterne an, hörte entfernt die Wellen rauschen und um mich herum den Wind säuseln. Ich war unglaublich müde und genoss so die Wiese unter mir gleich doppelt. Der Tag hatte einen unfassbar frühen Start hingelegt! Ich dachte an mein Frühstück im Hotel, den Weg zum Start und weiter zur Wechselzone, den Gesprächen mit den anderen Athleten. Es war der zeitigste Wecker, den ich jemals für einen Wettkampf gestellt hatte. Um 2:30 Uhr riss er mich aus dem Schlaf!

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GUTEN MORGEN, TRIATHLON!

Äh, nein! Nicht jetzt und schon gar nicht schon wieder. Doch, doch. Auf ein zweites und drittes Mal!

Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

Obwohl ich extra in der Nähe des Veranstaltungsgeländes mein Hotel gebucht hatte, kam ich nicht drum herum, mitten in der Nacht aufzustehen. Ich hielt das Frühstück auf dem Zimmer bewusst klein. Ein Matcha und Kaffee halfen mir zunächst etwas auf die Sprünge. Die drei Kilometer mit dem Rad durch die Stadt um kurz vor halb vier waren das Seltsamste, was ich je gemacht hatte. Mit Sack und Pack manövrierte ich zwischen den Häuserschluchten bis zum Buckingham Fountain entlang. Ich fuhr hinab zum Lake Michigan, um mir die Wellen, das Hochwasser und Startgelände im Herzen der Stadt in Downtown anzuschauen.

Kurz bevor der Wechselgarten öffnete stand ich mit einer Handvoll Athleten vor dem Eingang. Den Bike Check-In am Vortag hatte ich nicht in Anspruch genommen, weil mir das nach dem Super-Sprint zu stressig erschien. Deshalb hatte ich pünktlich das Gelände aufgesucht.

Bis zum Start um 6:00 Uhr waren es 2 Stunden. Wir mussten davon gut 15 Minuten abknapsen, um in Ruhe zum 1km entfernten Startbereich zu laufen. Wir Gelben von der Triple Challenge waren Startblock 1 an diesem Morgen für die olympische Distanz. Zuspätkommen wäre da wirklich unangebracht gewesen. Ich musste laut Plan auch noch einige Details erledigen, damit bei der Kleiderübergabe für uns Triple Challenger nichts schief ging. Zwei Stunden empfand ich da fast schon etwas knapp. Auf der Wiese liegend lichtete sich jedoch die innere Anspannung und Nervosität.

Die Nervosität hatte sich vor den Toren des Wechselbereichs etwas verstärkt, weil die Einheimischen überaus vorsichtig an dieses Tagwerk gingen. Wir kamen ins Gespräch. Natürlich. Woher ich komme, wieso, weshalb, warum. Nachdem die Höflichkeiten ausgetauscht waren, interessierte ich mich für die Insider Informationen. Davon gab es jede Menge. Ich ahnte nicht, dass mir gefühlt jeder Meter insbesondere der Radstrecke erklärt werden würde. Ich bekam Respekt ausgesprochen, dass ich die Triple Challenge anging und dafür extra aus Deutschland angereist war. Sie fragten sich bei den Windbedingungen aber schon, ob das mit den Hochprofilfelgen so eine gute Idee sein würde. Sie hatten alle geschlossen zu Rennrädern gegriffen. Ich hatte hingegen nicht das Gefühl, dass mich Lanzarote- oder Fuerteventurawind von der Strecke fegen würde. Eine Athletin mit Scheibenrad machten sie so verrückt, dass sie überlegte, zur Sicherheit nicht zu starten. Wie die Veranstalter sind die Athleten überaus vorsichtig.

Um das mal zu relativieren. Ja, ich bin nicht die weltbeste Fahrerin. Aber wir reden hier über knapp 40km. Die Hälfte davon in sehr geschütztem Raum als Tunnel und neben Bahngleisen eingekesselt von hohen Wänden. Dass es dort Wind geben würde, schloss ich einfach mal aus. Es blieben also 24km Expressway mit vollem Wind vom Lake Michigan. Schlimmster Fall für mich wäre, dass es sich wie auf den Kanaren anfühlt. Dass wir unsere Flitzer nicht in Aeroposition zum Halten bringen können und den Lenker greifen. Also sicher nichts, weshalb man nicht starten sollte.

Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

Was mich persönlich etwas nervöser machte, waren die Horrorszenarien, die sich im Zusammenhang mit dem Abschnitt im Tunnel auftaten. Die Athleten berichteten davon, wie finster es dort unten wäre. Dass man auf dem Expressway das intensive Morgenlicht hat und kaum etwas sieht, wenn man plötzlich unterirdisch unterwegs sein muss. Viel schlimmer dann noch der Moment, wenn man da rauskommt und der Sonne Richtung Wechselzone wieder entgegenfährt. Ob mein Helm mit getöntem und festem Visier eine gute Wahl war? Wobei ich nicht wirklich eine Wahl hatte. Denn einen anderen Helm hatte ich nicht mit. Aber dazu später mehr.

Der Check-In meines schwarzen Flitzers und meines Zubehörs verlief wie immer problemlos. Ich zog mein Fuji über den Hügel des Wechselbereichs entlang tausender Bikeständer. Sie war ganz in der Nähe vom Bike-Out unterhalb der Auffahrt zum Expressway auf Asphalt an einer nicht zu übersehenden Betonwand vor einem Baum. Der Abschnitt für die Triple Challenge Athleten. Hervorragend. Ich musste also "einfach" zum Wechseln über den Berg und dann sollte ich mein Fuji schon sehen. Perfekt. Mein kleines Plätzchen (jeder hatte wieder die freie Wahl) war direkt am Beginn des Bikeständers. Ideale Bedingungen. Innerhalb von irritierend wenigen Minuten war ich fertig. Hin und wieder kamen einige Durchsagen vom Veranstalter. Zeit des Sonnenaufgangs. Dass wir super in der Zeit liegen. Wellenbedingungen. Temperatur. Startblöcke. Aufbau des Wechselbereichs. Infos zum Bike-Out...

Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

CHICAGO TRIATHLON SCHWIMMSTRECKE DER OLYMPISCHEN DISTANZ

Der Wind wehte um nicht herum. Die Wellen wurden lauter. Mein Gefühl immer schlechter! Seit dem Abend zuvor stand bereits fest, dass das Schwimmen ähnlich wie anfangs beim Super-Sprint als optionale Disziplin stattfinden konnte. Man wäre dann aber natürlich wieder aus der Wertung raus. Der Wellengang war gerade im geschützten Hafenbereich immer noch üppig, aber wie schon beim Training handhabbar. Eigentlich stand für mich so fest, dass ich in meinem Arena Neoprenanzug den Lake Michigan bei Sonnenaufgang durchpflügen würde!

Um kurz vor halb 5 dann die schockierende Durchsage.

Das Schwimmen ist abgesagt.

Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

Der Start um 15 Minuten nach hinten verschoben. Nicht, weil das Wasser zu hoch stand; weil der Wind zu stark war; weil der Wellengang für uns Athleten zu heftig schien. Nein! Nach Rücksprache mit den Helfern stand fest, dass weder die Bojen an Ort und Stelle halten würden, noch die Helfer in Booten und auf Surfboards ihre Position im Wasser für länger einnehmen konnten. Wellen und Strömung zusammen ergaben ein nicht handhabbares Szenario. Enttäuschung pur. Aber diese Entscheidung musste man respektieren. Sie war absolut verständlich. Es gab kein Gequengel, kein Murren und kein Maulen. Es bestand einhellig die Meinung, dass es zum Besten für uns alle wäre. Dass man die Gefahr eher seitens der Organisation beziehungsweise der Helfer sah, war verständlich und nachvollziehbar. Damit konnte man weder für ihre noch für die Athleten Sicherheit Sorge tragen.

Das hieß dann Duathlon. Das erste Mal in dieser Form für mich. Um die verbleibende Zeit noch etwas zu entspannen, schnappe ich mir mein zweites Frühstück und legte mich auf die Wiese. Schüttele meine Waden aus. Spürte die Schwere der Beine vom Vortag.

Kurz nach 5 Uhr lief ich deutlich entspannter und vor allem wacher Richtung Start zum Monroe Harbor. Ganz langsam zog die Morgenröte auf. In der Ferne waren Leuchttürme zu hören. Das Wasser klatschte auf den Beton, wo wir wenig später entlanglaufen würden. Der Wind wollte einfach nicht nachlassen. Es pfiff kalt vom See rüber.

Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

Der Bereich um den Start füllte sich langsam. Das lokale Fernsehen war vor Ort. Ich beobachtete einige Zeit die Techniker, die die Zeitmessmatten auslegten. Schaute mich um, wie die Startböcke sich verteilten und suchte anschließend die Helfer Carlene und David, die für uns Triple Challenge Athleten da waren. Denn mit dem gestrichenen Schwimmabschnitt ergaben sich auch einige Änderungen mit unseren Kleiderbeuteln für die zweite Distanz gegen Mittag. Letzte Fragen konnte ich so zeitig klären. Auch hier stach die Orga wieder positiv hervor. Ich erwärmte mich leicht, was ich angesichts des kühlen Windes gut gebrauchen konnte.

Draußen wurde aus Rot langsam Organe. Die Wasserrettung kreiste wippend mit einem Wasserspektakel vor dem Schwimmabschnitt hin und hier. Die Sonne übernahm glühend die kitschige Regie. Dazu trat das Chicago Police Department in den Vordergrund. Die Nationalhymne ertönte mit Dudelsack-Spielern. Da kann man dann schon einmal eine ordentliche Gänsehaut bekommen!

Ich reihte mich in meinen Startblock ein und traf auf all die bekannten Gesichter vom Vortag. Wir begrüßten uns. Natürlich war das Schwimmen Thema. Wie man nun loslaufen würde? Die meisten entschieden sich für entspannt. Im Prinzip war der gute Kilometer zu Beginn das Warmlaufen, um über den Hügel im Wechselbereich zu kommen. Ich startete von relativ weit hinten in meinem gelben Startblock zufällig mit zwei Athletinnen. Einige rasten vor uns los und an uns vorbei. Ich blieb bei meiner Strategie eines zügigen aber nicht zu schnellen Laufs. Schließlich wollte ich nicht gleich zu Beginn des Rennens meine Waden herausfordern. Nach 71/2min und einem guten Kilometer kam ich am Eingang des Wechselgartens an. Er gehörte ganz uns. Es war leer und trotz der fast 8000 Räder übersichtlich. Ich wusste ja genau, wo ich hinsollte.

DIE RADSTRECKE

So ganz ohne Schwimmsachen ging der Wechsel trotz gefühltem Berg mitten auf dem Weg rasend schnell. Es sollte nicht einmal zwei Minuten dauern, bis ich Helm und Schuhe anhatte und auf mein Fuji steigen konnte. Allerdings nahm ich den Flitzer vom Radständer und wollte (unglaublich(!)) sofort aufsteigen. Ist mir echt noch nie passiert. Ein anderer Athlet, der sah, wie ich mein Bein wieder zurück zum Boden brachte, raste vorbei und meinte:

Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

I really like your enthusiasm!

Wir lachten gemeinsam laut los und bewegten uns schnurstracks zum Ausgang. Mitten auf der Unterführung des Expressways durften wir nun endlich aufsitzen. Dort stand für einen Moment die Wärme so wie im geschützten Bereich der Wechselzone, wo ich mir mein Fuji schnappte. Gerade einmal zehn Meter weiter ging es eine Rampe zur zweispurigen Schnellstraße hinauf. Bei der Wettkampfbesprechung wies der Kommentator noch darauf hin, dass ein Berg auf uns warten würde. Alle aus Colorado sollten den Begriff Berg allerdings ignorieren. Alle aus Chicago oder flachen anderen Städten sollten die Gangschaltung entsprechend für einen ordentlichen ersten Anstieg vorbereiten. Das war jetzt keine wirkliche Hürde (sieht man auch sehr schön auf den Fotos). Wobei ich es doch steiler in Erinnerung habe. Die Beine durften ordentlich mitarbeiten.

Dank Race Briefing wusste ich auch, dass auf der Brücke gleich mehrere Dehnungsfugen, die ungewöhnlich breit und tief waren, auf uns warteten. Insgesamt war die Straßenqualität für eine Schnellstraße in den USA ok. Diese Streifen und zahlreiche Schlaglöcher machten das Fahren in Aeroposition etwas anstrengender als erwartet. Um mein Fuji und mir größeres Leid zu ersparen, kam ich immer wieder nach oben, um mehr oder weniger über Hindernisse zu hüpfen. Nur damit du mal eine Vorstellung bekommst.

Obwohl ich nicht schwimmen war, hatte ich am nächsten Tag deshalb und aufgrund des starken Windes von der Seite Muskelkater in den Händen, Unterarmen und Schultern!

Eine Besonderheit beim Chicago Triathlon ist das Linksfahrgebot. Die Radstrecke war komplett in alle Richtungen gesperrt. Zwei Spuren gehörten uns Triathleten. Ein sensationelles Setting, wenn du mich fragst! Ob ich links fahren konnte, wusste ich nicht so genau. Ich musste aber. Anfangs war es irritierend. So wie schon am Vortag beim Super-Sprint. Denn überholt wird rechts. Was noch irritierender war. Jedoch nicht so, dass man es nicht hinbekommt. Zumindest in meiner Vorstellung. Denn zahlreiche andere Athleten waren trotz ausreichender Beschilderung im gesamten Streckenverlauf nicht in der Lage, links zu fahren. Ich fragte mich zwischendrin wirklich genervt und immer wieder brüllend, weil die Straße verstopft war, wie schwer es denn bitte sein kann, sich daran zu halten!?! Zumal alle paar Kilometer die erwähnten Schilder standen.

Im gesamten Streckenverlauf gab es eine zweite Besonderheit. Die helfenden Radmechaniker waren ebenfalls mit Rädern und sehr verteilt unterwegs. Eine tolle Sache für alle, die sich einen Platten einfuhren. Ich blieb davon verschont und konnte mich auf meine Beine und den Wind konzentrieren. Die Radstrecke gehörte im Prinzip uns Triple Challengern! Wir waren allein dort draußen und jeder konnte für sich sein Rennen fahren. Absoluter Luxus. Schon deshalb würde ich auch immer wieder eher die Triple Challenge in Betracht ziehen als einen einzelnen Wettkampf des Chicago Triathlons. Hätte ich noch den Mut gehabt, ganz vorn zu starten, wäre der Expressway quasi meine Straße gewesen. So hatte ich hier und da auf dem ca. 12 km langen Abschnitt nach Norden Athleten zu überholen. Insgesamt verlief es aber extrem ruhig. Mittags bei dem Sprint sollte das ganze Gegenteil der Fall sein!

Ich fühlte mich wirklich super auf dem Rad!

Es war der erste Triathlon, bei dem ich mir wirklich wie so eine erwachsene, erfahrene Triathletin vorkam!

Das schreibe ich grinsend und wohlwissend, dass nicht alles glatt lief. Siehe weiter oben, als ich in der WZ auf meinen Flitzer steigen wollte. Aber der Rennverlauf als solches und die Versiertheit auf dem Rad, machten Spaß. So wie schon in Berlin. Ich fühlte mich super, mit dem was ich tat, obwohl ich die Strecke nicht kannte. Hatte meinen Spaß und bewegte mich an meine Leistungsgrenze heran. Vielleicht nicht so, wie ich es mit perfekt mitarbeitenden Waden gemacht hätte, aber die Richtung stimmte.

Der Seewind war auf der linken Spur raus aus Downtown nicht so stark zu spüren. Nach der Wendemarke änderte sich das ordentlich. Anfangs fühlte es sich an, als würde ich stehen und müsste doppelt so viel Watt treten. Dass ich das nicht bei zwei Triathlons durchhalten würde war klar. Also reduzierte ich die Geschwindigkeit und versuchte mich so dicht wie möglich an der begrenzenden Mauer des Expressways links aufzuhalten. Der Unterschied zur zweiten Spur, die ich beim Überholen nutzte, war deutlich spürbar. Der Kampf sollte aber nicht lange währen. Der starke Wind und die Intensität führten dazu, dass ich ziemlich zeitig fast mein Trinken aushatte und meinen Riegel sowie ein Gel verputzt.

Als ich das Riesenrad des Navy Piers auf dem Lake Michigan winzig vor mir sah, passierten wir den Lincoln Park Zoo. Plötzlich lag die Skyline wie gemalt in der Morgensonne am Ende der Schnellstraße. Ab da freute ich mich auf die Tunnelpassage. Es ging vom Expressway hinab in die Dunkelheit. Mit einem etwas mulmigen Gefühl. Ich hoffte, dass es irgendwie ausreichend Licht geben würde. Damit mein Helm und das Visier nicht zum Problem werden würden.

Was soll ich sagen?! Natürlich war es dunkel. Aber es gab alle paar Meter intensiv orange leuchtende Lichter. Es war, als würde man in der Nacht auf ganz normal beleuchteten Straßen fahren. Kein Thema also! Von da an rollte es wie von selbst. Kein Windhauch. Eine seltsame Stille war es schon. Hin und wieder waren Klimaanlagen der Bürogebäude und Hotels zu hören, die über dem Tunnel lagen. Wieder zwei Spuren. Niemand war vor mir und auch niemand hinter mir. Ich rutschte auf meinem Sattel nach vorn. Krallte mich am Aerolenker fest und trat, was die Beine hergeben konnten. Bis zur nächsten Wende waren es knapp 3 Kilometer. Es war eine sonderbare Erfahrung, dort unten zu fahren. Unterirdisch. Also Kilometer für Kilometer unterhalb von Chicago.

Da, wo sonst Batman unterwegs ist.

Es gab einige Kurven zunächst nach links, dann einige auf dem Rückweg wieder nach rechts. Anschließend fuhren wir hinauf an die frische Luft und nein. Auch das war nicht schlimm. Mein Visier schützte mich vor der tiefstehenden Morgensonne, als ich den Tunnel vom Wacker Drive verließ, um auf den Busway zu kommen. Eine zweispurige Straße, die nach unten versetzt ist und parallel zu den Gleisen, auf denen die Pendlerzüge unterwegs sind, verläuft. Drüber hinweg gehen die Brücken des Grand Parks. Das macht diesen Streckenabschnitt unglaublich zuschauerfreundlich und für die Athleten ebenfalls zu einem Erlebnis. Windgeschützt fuhren wir so etwa 5 Kilometer parallel zum Lake Michigan Richtung Süden bis weit hinter das Adler Planetarium.

Jeder einzelne Abschnitt der Radstrecke hatte etwas Großartiges an sich. Erst der Expressway, dann der Batman-Tunnel und zum Abschluss die tiefliegende Straße mit all den Brücken und den nebenan verlaufenden Bahnschienen. Während ich auf dem Rückweg war, wurde es um mich herum und hinter mir immer voller. Ich sah Massen an Athleten mir entgegenkommen. Manchmal wurde es eng. Durch das Linksfahrgebot gab es hier und da Situationen, in denen andere Athleten ordentlich schreien mussten. Ich machte mich auch jedes Mal bemerkbar, weil es mir wirklich zu unheimlich war, wie manche fuhren. Ich kündigte mich jedes Mal an, was aber tatsächlich eigentlich Standard bei dem Rennen war. Jeder überholende Athlet machte sich mal lauter oder leiser bemerkbar.

DIE LAUFSTRECKE

Nach 40km war der Spaß ziemlich abrupt zu Ende. Direkt nach der letzten Kurve, die an einem riesigen unterirdischen Drehkreuz alle drei Richtungen zusammenbrachte, endete die Radstrecke. Ich sah winkende Helfer mit Fähnchen. Räder, die in alle Richtungen zu fahren schienen. Eigentlich eine Situation, die mich etwas überforderte nach der Geschwindigkeit. Es gab kein Ausrollen, einzig bremsen, kurz orientieren und hoffen, dass man dem richtigen Handzeichen folgte. Vermutlich war es nicht so wild, wie mein Eindruck vermitteln wollte.

Ich kam nach 1:13h auf dem Flitzer rechtzeitig zum Stehen. Stieg ab und lief sofort los. Rein in den Wechselbereich, immer in meine Waden hineinspürend. Die eher fest als entspannt waren. Etwas murrend nahm ich das zur Kenntnis, versprach ihnen aber innerlich, dass es gar nicht schlimmer werden würde.

Ich dachte weder an meinen Forerunner noch an wirkliche Verpflegung. Wie am Tag zuvor stand eins fest: so schnell es geht raus aus dem Wechselgarten. Nach knapp zwei Minuten stand Fuji an Ort und Stelle, hatte ich mich für das Laufen fertig gemacht, sauste den Hügel zum Wasser hinab, rückte die Startnummer zurecht, verließ durch den großen Lifetime Tri Bogen den Wechselbereich und hängte mich an eine Triple Challenge Athletin. So muss das laufen, sollte im Idealfall nur noch schneller gehen.

Die Stimmung war bei bestem Sommerwetter mit dem herrlich kühlen Seewind, der morgens noch viel zu frisch war, großartig. Es ging zunächst parallel zur Promenade durch den Park entlang. Denn direkt am Wasser wurden nach wie vor eine Startwelle nach der nächsten an den Start geschickt. Das sollte noch bis zum Mittag zu meinem dritten Start so weiter gehen. Ohne Pause. Unentwegt.

Es war irgendwie komisch, dass ich in zwei Stunden genau dort ebenfalls von vorn anfangen würde!

Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

Kurz hinter dem Start führte uns der Weg direkt ans Wasser. Wir umliefen auf dem Weg nach Süden erst das Shedd Aquarium, dann das Adler Planetarium. Anschließend ging es weiter am Soldier Field vorbei. Auf einer niemals enden wollenden Geraden am Wasser entlang, fragte ich mich, wann denn endlich der Wendepunkt kommen würde. Irgendwie schien es einen Moment aussichtslos zu sein. Meine Oberschenkel glühten. Meine Waden muckerten. Ich wollte umdrehen.

Die einzige Abwechslung war das Hin und Her mit der anderen Athletin, der das aber irgendwann zu bunt wurde. Sie ließ mich stehen. Ich versuchte mich mit den Verpflegungsstationen bei Laune zu halten. Nahm hin und wieder ein Gel und immer einen Schluck Wasser. Wir hatten Gegenwind, was die Luft erträglich machte. Das große Glühen kam auf dem Rückweg. Hinter einer Senke war nach knapp sieben Kilometern der Wendepunkt, den man fast übersehen konnte. Ein Helfer lotste uns aber gekonnt entlang.

Seltsamerweise schienen die Wasserstation, die ja exakt die gleichen wie auf dem Hinweg waren, viel weiter auseinander zu stehen. Es täuschte so sehr mit der Sonne von vorn und dem Rückenwind. Die Laufstrecke wurde voller und voller. Sie war sowieso nicht sonderlich breit. Ich fragte mich, was werden würde, wenn mittags alle Athleten darauf unterwegs sein würden?! Nur noch gut drei Kilometer waren es bis zum Ziel. Ich sehnte das Planetarium herbei, das ich mit einem soliden 5er Schnitt auch bald erreicht hatte. Ich wollte so viel mehr, wusste aber, dass ich nicht mehr durfte. Der dritte Triathlon war nur noch kurze Zeit entfernt. Die Pause dazwischen kaum erwähnenswert. Die Waden wollten eigentlich da schon nicht mehr wirklich.

Chicago Triathlon Triple Challenge Teil III: Olympische Distanz

Das Adler Planetarium ließ ich rechts liegen, lief nach links zum Shed Aquarium exakt meine morgendliche Laufstrecke nach. Es folgten zwei Unterführungen vom Lakeshore Drive. Trommler schoben einen förmlich die Rampe hinauf, die uns Athleten zum Columbus Drive brachte. Genau dorthin, wo auch der Chicago Marathon sein großartiges Ziel hat. Etwas abschüssig gelegen kann man bereits dreihundert Meter vorher den Zielbogen sehen. Im Hintergrund die Skyline. Rechts und links dieser monströsen Straße Massen an Zuschauer! Sie jubelten uns ins Ziel.

Es gab in der Ferne keinen Zielbogen. Stattdessen ein riesiges TRI. Zwischen dem T und R und dem R und I konnten wir hindurchlaufen. Eine wunderbare Idee für einen Triathlon.

Ich genoss die letzten Meter und ließ austrudeln. Nach 48:26min war die Laufstrecke und insgesamt nach 2:11h die olympische Distanz Geschichte. Damit heimste ich mir den 4. Platz unter den Frauen in der Triple Challenge und den 35. Platz in der Gesamtwertung ein. Großartig, wie ich finde, obwohl ich mit meinen persönlichen nicht ganz zufrieden war.

Dennoch war ich unglaublich glücklich darüber, dass es noch nicht zu Ende war. Es war noch so früh am Morgen. Ich war in Chicago. Das konnte noch nicht alles gewesen sein und war es ja auch nicht. Trotzdem ein ganz seltsames Gefühl...


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