Der Marathon in Chicago stand schon lang auf meiner Wunschliste und nun sollte es endlich soweit sein. Die Aufregung vor einem Wettkampf steigt ins Unermessliche, wenn man seine Startnummer für ein lang erwartetes Rennen endlich abholen kann. Wenn dieses Rennen in der Lieblingsstadt stattfindet, kann man den Tag X kaum mehr abwarten.
Zwischen mir und meiner Startnummer lag aber erst einmal ein langer Flug. Natürlich freute ich mich wie auch bereits bei meinen letzten Besuchen dieser Stadt unglaublich auf Chicago! Warum? Ein wenig habe ich darüber geschrieben, als ich jetzt wieder dort war: Chicago laufend genießen.
Erwartet hat mich eine Stadt im Sonnenschein zur Mittagszeit. Also schnell raus aus dem Flughafen hinab zur Bahn. Ran an den Fahrkartenautomaten. Alles flink erledigt. Fühlt sich ja an wie zu Haus und dann ungeduldig die Fahrt mit dem Zug abwarten. Schneller als gedacht war ich in Downtown. Das Hotel kannte ich von den letzten Besuchen. Irgendwie war mir der Eingang in Erinnerung geblieben. Jetzt überraschte mich das Michael Jordan Restaurant direkt am Lobby Eingang, das vor drei Jahren eröffnet hat.
Mit der Corner Bakery am Chicago River habe ich bereits vor Jahren ein Café gefunden, in das ich sofort nach dem Ankommen renne. Von dort aus hat man einen fantastischen Blick auf die andere Seite Richtung Norden auf den Trump & Tribune Tower und die NBC & WGN Gebäude, lokale Broadcaster. Im direkt gegenüberliegenden Gebäude befindet sich nun seit zwei Wochen der neue Fan Shop der Blackhawks, der Eishockey Mannschaft der Stadt… So kann ich ankommen und die Stadt ganz in Ruhe genießen. Weniger ruhig ging es die folgenden Tage zu. Nun hieß es die Stadt durchqueren und dem Marathon entgegen sehnen. Mit flotten Schritten eilte ich an allen Tagen überall dort hin, wo ich etwas Neues vermutete oder etwas besuchen wollte, was ich vorher nie geschafft habe. Mindestens siebzehn Kilometer ließ ich so hinter mir. Einen Tag fast sogar doppelt so viel. Einen anderen Tag verbrachte ich zusätzlich halb auf dem Fahrrad. Die Zeit verflog und der große Tag rückte rasend schnell in greifbare Nähe.
Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich noch einmal in einem Schulbus sitzen würde. An diesem Messetag sollte es aber wieder soweit sein. An drei vorher bekannt gegebenen Orten in Chicago fuhren Shuttle ab. So wie von meinem Hotel um die Ecke aus. Es ging für mich mit einem der ersten Busse direkt von Dowtown auf einer Express Route zur Messe. Eine Schülerhelferin wies mir den Weg. Also rein in den Bus und den Fahrer begrüßt. Wie es sich gehört. Er hat uns alle natürlich sehr herzlichen willkommen geheißen. Ich möchte mich auf diesem Weg bei Olivia Zary und Piper Woodal entschuldigen. Ich weiß nicht, ob die Kleinen das hier lesen werden, aber bei all dem Geholper zusammen mit der Aufregung habe ich etwas Matcha auf ihren Sitz gekleckert.
Am frühen Morgen war es seit Tagen das erste Mal recht frisch. Zum Glück hatte ich dies und das übereinander gezogen, denn in den Messehallen genossen die Amerikaner die windige Klimaanlage während ich mit eisigen Händen versuchte die Orientierung zu behalten. Nur ganz wenige Athleten waren bereits mit ihrem Startbeutel und einigen neuen Sportsachen von der Messe auf dem Weg nach draußen, als ich aus dem Bus stieg.
Noch während ich auf dem Weg zur Marathon Expo war, füllten sich die Messehallen aber. McCormick Place ist das riesige Messezentrum im Süden Chicagos. Ein Katzensprung bis nach Chinatown, wo mich ein köstliches Mittagessen erwartete. Ein auf Hochglanz polierter Glaspalast mit endlosen Hallen. Zahlreiche davon waren noch im Bau oder wurden gerade erneuert. Einige Rolltreppen, gelaufen bin ich und würde ich ja noch genug, und Gänge mit Coffee Shops und Fast Food Ständen später stand ich am Eingang der Marathon Messe.
Meine Erwartungen waren nicht gerade gering. Ich hatte vorab einige Bilder der vergangenen Jahre gesehen und freute mich auf etwas Entertainment und Messeneuheiten. Aber zuerst gab es einen kleinen Foto-Stopp. Ich knipste zwei Italienerinnen und einen Herrn aus Chicago, der bereits zig Mal an diesem Lauf teilgenommen hatte. Seine Aufregung und Freude über die erneute Teilnahme war aber immer noch zu spüren. Wir tauschten einige Informationen aus und ich freute mich noch mehr auf die Strecke. Endlich Insider Wissen. Das im Wesentlichen aber nur daraus bestand, dass ich unheimlich viel Unterstützung von den Zuschauern auf der gesamten Strecke erhalten werde. So recht glauben konnte ich das nun nicht. 42km sind schließlich sehr sehr, also wirklich sehr lang und da kann ja nun nicht an jedem Meter jemand stehen. Aber er sollte recht behalten.
Ich ging zu einem Stand mit den offiziellen Marathon Postern. Eine so schöne Geste des Veranstalters und diese Illustration der Stadt ist wirklich sehr hübsch gestaltet. Dann zu einer netten Dame, die aber keine Unterlagen für mich hatte. Als Service direkt hinter dem Eingang mit der Fotostation und den Postern, quasi zum Hinüberfallen konnte man sich seine Bestätigungs-Email ausdrucken lassen. Für alle die vor Aufregung das elektronische Ticket gelöscht, das Zettelchen zu Haus vergessen oder während ihrer weiten Reise verloren hatten. Sie schickte mich direkt zu einer weiteren Dame, die meinen Code auf dem Handy scannte und mit meinem Ausweis verglich. Zum Glück passte alles zusammen und es wartete einige Meter weiter die nächste Helferin auf mich. Sie sprach mich direkt mit Namen an. Ich staunte nicht schlecht, als ihr Kollege und der Rest des Teams auf Deutsch mit mir weiter sprachen.
Es funktionierte alles elektronisch und so schnell. Wir wurden regelrecht durchgeschleust. Die iPads für die Bestätigung der Startnummer waren leider genauso unausgeschlafen wie ich. Genau da kam das deutsche Team ins Spiel, denn sie halfen der Technik auf die Sprünge. Als alles wieder lief, bekam ich vier Sicherheitsnadeln und meine Startnummer. Quersumme 18. Prima, sagt mir etwas. Das wird ein guter Tag. Kann ja nur. Dazu gab es Wünsche und einen Plan für das Startgelände. Der war am Renntag Gold wert. Wenn man ihn richtig herum hielt! Es war von Anfang bis Ende eine absolut perfekt durchgeplante Organisation.
Schnell noch zum letzten Punkt geeilt. Startbeutel und Race Shirt eingesammelt. Das hatte Sponsor Nike beigelegt, aber das triste Grau führte dazu, dass ich mir später noch ein schönes Oberteil in Himmelblau zulegen musste. Auch das Team an diesen ‘Packet Pick-Up’ Ständen war super zuvorkommend. Leider war mein Beutelchen direkt gerissen und so konnte ich es unmöglich am Sonntag abgeben. Natürlich erhielt ich eins extra.
Ich stöberte anschließend zwischen einigen Sachen von bekannten Marken. Viele fehlten aber auch oder hatten sehr kleine Stände. Deutschland muss sich mit seinen Messen auf gar keinen Fall weder mit den angebotenen Produkten noch mit den speziell angefertigten Messeständen verstecken. Irgendwie hoffte ich auf ein paar Neuheiten. Aber wo war denn der neue Forerunner von Garmin? Was Asics wohl mit ‘Hell And Back‘ meinte? Nein, bei Brooks musste ich nicht mal eben schnell wohin sondern nur schnell etwas anprobieren. Das Shirt durfte mich dann direkt mit nach Haus begleiten. Interessant fand ich die Altra Laufschuhe mit 0mm Sprengung und üppiger Dämpfung. Etwas zu ungewohnt für eine schnelle Kaufentscheidung, aber irgendwie super bequem.
Besonders gefreut hat mich, dass ich den Stand von ‘Athlete Inspired’ entdeckt habe. Dort findet man kleine Anhänger für Armbänder, Schnürsenkel oder Ketten aus gebürstetem Metall mit kurzen, knackigen Motivationssprüchen. Dazu gesellten sich einige Souvenirs wie ein überdimensionierter Magnet perfekt für diese amerikanischen Großraumkühlschränke. Aber absolutes Objekt der Begierde war natürlich die Medaille des Chicago Marathons, die ausgestellt war. Ich wollte sie unbedingt!
Es gab einiges zum Staunen und Mitmachen. Erst einmal wurde man überhäuft mit Produkten. Mag an dem frühen Morgen gelegen haben oder es ist dort immer so. Aber man bekam an so vielen Ständen etwas unter die Nase gehalten. Wenn man zaghaft einen Riegel oder ein Getränk vom Stand annahm, wurde man gefragt, was man da machen würde. Schon gaben sie einem sprichwörtlich die ganze Hand. Wehren war zwecklos.
Auf einer kleinen Bühne gab es hin und wieder Vorträge und Videos über den Chicago Marathon. Die Aneinanderreihung von Charity Organisationen war bis jetzt die größte, die ich bei so einer Messe gesehen hatte. Niemand läuft ohne Grund oder einfach nur so oder für sich. Diese Organisationen riefen natürlich zum Spenden und Teilen von Informationen auf.
Aber die Amerikaner sind allgemein in Sachen Social Media ganz klar vorn mit dabei. Man konnte hier und da Mitmachen, Videos schauen, seinen Namen mit Wünschen oder Grüßen an Leinwänden hinterlassen, Fotos und Slow Mo Videos aufnehmen lassen, oder auch einen Fußabdruck hinterlassen. Genau dort, wo man den meisten Spaß haben möchte. Da ich nicht nach ganz oben reichte, wo ich hin wollte – auch nicht mit Springen – fiel meine Wahl auf das kleine Stadtviertel Old Town. Dort bin ich sowieso immer sehr gern. Eine schöne Wahl diese 10km Marke, wie sich später herausstellte. Dort gab es Bands an der Strecke, Picknick im Park und alles schien noch so idyllisch an diesem Rennmorgen.
Als ich den Messekomplex endgültig verließ, war es bereits Mittagszeit und ich fuhr weiter bis nach Chinatown. Instagram Nutzer und Follower meines Accounts wissen, dass ich einen riesigen Teller Grünzeug verspeist und den leckersten Tee der Stadt entdeckt habe. Zum Thema ‘Tea Time’ in Chicago gibt es aber noch einmal einen extra Beitrag. In den nächsten Tagen dann mehr zu meinem Lauferlebnis: Chicago Marathon!
PS: Meine Nike Air Zoom Pegasus habe ich schon einmal für den Marathon warm spaziert. Ober- und Unterteile von Lululemon und Moving Comfort haben mich bequem und warm durch den Tag gebracht. Das obligatorische Eiswuerfel Im Schuh Visor und mein Salomon Agil 12 für Kleinigkeiten durften nicht fehlen.