“Ach hallo, guten Tag! Sie sind also, äh … Frau Logan, ja, ja, genau! Ja, und ich bin hier der Chefarzt, haha, aber das wissen Sie ja sicher schon. Immerhin mussten Sie auf einen Termin bei mir wochenlang warten, und ich auf Sie überhaupt nicht, haha.
Wenn ich kurz das Kärtchen Ihres Kindes …?
Danke.
Also, was kann ich für Sie tun?
Es geht um Ihr Kind, äh … Größtes, ja? Gut, gut.
Ja.
Äh.
Was hat es denn?
Ja gut, dann erzählen Sie mir halt von Anfang an und von Vorne.
…
Das nervt aber schon, so eine ganze lange Krankengeschichte. Ja, ich weiß: Ich habe Zwischenfragen. Aber trotzdem: Meine Zeit ist kostbar, wissen Sie?
Wie bitte? Das könnte ich doch einfach alles der Akte entnehmen? Welcher Akte denn?
Wie bitte?
Ach so, Sie waren mit Ihrem Kind, äh, wie heißt es nochmal? Ach ja: Größtes! Also, Sie waren mit Größtes Logan schonmal hier?
Äh … bei mir jetzt, oder wie?
Nein?
Ja?
Oh, ach so, Sie meinen hier auf Station.
Sogar schon zweimal?
Äh, ja.
Gut zu wissen.
Ja, da haben Sie durchaus Recht, die Akte könnte ich mir ja dann doch mal kommen lassen, anstatt mir hier nur ihre konfusen und wirren Reden anzuhören, da ist ja alles so hübsch chronologisch verzeichnet drin und auch die ganze Vorgeschichte, Anamnese nennen wir das, und da Sie Rabenmutter ja anscheinend bei den paar Infekten nicht auswendig wissen, was Ihr Kind wann wo wie gehabt hat und wie es jeweils wie lange womit vermedikamentiert wurde, wäre das sicher ganz hilfreich, ja, man muss ja letztendlich schon immer alles selber machen, nicht wahr?
Und ach ja, Sie haben – ich sehe es grade hier – ja auch im Vorfeld extra schon den Kollegen Dr. Kinderarzt die Akte rüberschicken lassen, also die von ihm jetzt, nicht von uns jetzt, mit allen Laborergebnissen und Blutwerten und Auswertungen der Allergietests und so weiter …
Ja, sehr schön! Ich würde vorschlagen, dass wir dann auch erstmal noch einen Allergietest machen lassen, bevor wir hier mal weitersehen!
Wie bitte? Ach ja, wissen Sie, was Ihr Kinderarzt da vor einem halben Jahr veranlasst hat, also das … Ja, auch wenn der uns das geschickt hat, also … Ist ja nicht so, als würden wir dem nicht trauen, aber …
Wie bitte? MEINE Leute auch? Vor ein paar Wochen erst?
Ach ja, wissen Sie, da gehen wir doch lieber nochmal auf Nummer sicher, nicht wahr, und machen nochmal einen Allergietest, weil … ja, also das machen wir dann mal, nicht wahr?
Wie bitte? Wegen des Asthmas? Das schon seit 3 Jahren besteht? Nuuun … Da machen wir doch mal einen Lungenfunktionstest, was? Melden Sie sich Vorne, die geben Ihnen einen Termin für irgendwann und dann kommen Sie einfach nochmal wieder vorbei.
Also.
Aber erst nach dem Allergietest, was?
Wie bitte?
Ja, weil das hier so Vorgabe ist!
Wie bitte?
Ja wie, ob man das hier jetzt nicht hätte ganz einfach und schnell telefonisch regeln können? Da ich Größtes ja auch nicht ein einziges Mal untersucht, sondern nur Blut für einen Ihrer Meinung nach völlig überflüssigen Test abgenommen habe, was auch problemlos Ihr Kinderarzt vor Ort hätte erledigen können?
Ja, aber dann hätte ich ja schließlich nicht nur nicht Ihre Zeit – im Kleingedruckten mit Hin- und Rückfahrt satte 3,5 Stunden plus 2 Euro Parkgebühr, 15 Euro Spritgeld, 4 verpassten Schulunterrichtsstunden und Zeit mit seinen Freunden für Größtes und sehr viel Organisationswahnsinn – verschwenden und zudem nicht Größtem Logan übers Haar wuscheln und ihm einen zahnschädigenden Lutscher schenken können. Das ist immerhin Chefsache, nicht wahr? Also die Nähe zum Patienten, nicht wahr?
So, wir sehen uns dann irgendwann wieder, Frau … äh … ja. Und wir uns auch, äh … ja. Tschüssi und da ist die Tür! Der Nächste bitte!”
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