Che – Revolucíon & Che – Guerilla


Zwei Filme mit einer jeweiligen Laufzeit von 135 Minuten, welche drei Tagebücher des Guerilleros thematisieren, verlangen einem als Zuschauer viel ab.

Zumal die Regie unter Steven Soderbergh erfolgte, der sich für Hollywood-”Kühlschrank-Kino-Hits” wie „Ocean’s Eleven“ verantwortlich zeigte. Da erwartete ich anfangs reine Mystifizierung der Person Ernesto Guevara de la Serna und lag dahingehend zum Glück falsch.

Che – Revolucíon & Che – Guerilla

Soderberghs Filme über Che – Keine unkritische Mystifizierung

Zwar erlaubt sich die Geschichte einige Freiheiten, um die Filmstruktur zu erhalten, doch ist sie dennoch authentischer als so manch anderes Machwerk, wie zum Beispiel die Guevara-Verfilmung mit Fehlbesetzung Omar Sharif, welche kurz nach dem Tode des Commandante über Leinwände flimmerte und heute nur noch auf DVD-Wühltischen verstaubt.

Die Filme basieren primär auf dem kubanischen und bolivianischen Tagebuch Ernesto Guevaras, ab und an auf einigen Motiven seiner Reisen durch Lateinamerika. Ohne dabei jedoch Tendenzen einer Latino-Odysee wie „Die Reisen den jungen Che“ aufzuweisen.

Logistik und Psychologie der Guerilla-Kriegsführung (2) werden im Film mit historischen Details gepaart. Politische Hintergründe und Aspekte, die zur Revolution führten, werden nur anfangs kurz beleuchtet. Dennoch wird Che nicht als „Jesus Christus mit der Knarre“ überhöht, wie es einst Wolf Biermann in seiner freien deutschen Übersetzung und von eigener Meinung sozusagen überschatteten Version des Liedes „Hasta Siempre, Commandante“ tat. Stattdessen wird einem der Mensch hinter dem Guerillero gezeigt: Ein Asthma-geplagter Argentinier, welcher sich als Ausländer und Sonderling der kubanischen Revolution nicht nur anschloss, sondern mitorganisierte.

Erfreulich ist, dass gerade im abschließenden Teil „Che – Guerilla“ auf das Geschwätz eines Felix Rodriguez verzichtet wurde. Dieser Todesschütze, welcher unter CIA-Aufforderung einst Che schnappte und exekutieren ließ, erzählte gern in Interviews, dass ihm eine enge Vertrautheit mit dem Commandante verband. Er habe jedoch letztlich Befehle befolgen müssen. Im Film selbst ist die Darstellung dahingehend jenen Zeugen vor Ort nachempfunden worden, die Rodriguez nicht als sympathischen US-Büttel zeigen. Sondern als den Kommandant der Konterrevolution, auf Profit aus die Waffe in der Hand. Dies führt in filmischer Betrachtung auch nicht zu affektierter Glorifizierung des Protagonisten, den man letztlich in 4,5 Stunden ins Herz schloss. Eher wird dort ein politischer Aspekt angesprochen, von dem sich Soderbergh in seinem Schaffen wie bereits erwähnt bewusst distanzierte. Somit thematisieren Anfang und Ende des Zweiteilers die Umstände einer Revolution, die dem Zuschauer Stoff für eigene Gedanken und Erörterungen liefern. Interessierten dürfte dies nicht schwer fallen, -auch Kritik nicht- ist vieles in den Filmen selbst noch immer pure Berieselung. Auch wenn diese nicht so ausfällt, wie Uli Edels „Der Baader-Meinhof-Komplex“ zum Beispiel, dessen historische Abläufe in A-Team-ähnlicher Darstellung entgleisten. Entgegen einiger Kritiken anderer Quellen handelt es sich bei „Che“ eben nicht um reine Actionfilme.

Die darstellerische Leistung der Schauspieler ist grandios. Man schaut Benicio Del Torro gern in seiner Rolle zu und spürt, dass er diese gern übernahm und viel Herzblut vergossen wurde. Auch Demián Bichir als Fidel Castro beobachtet man gern, hat er sich die ausladende Gestik des Maxímo Líder überzeugend antrainiert und im spanischen Original auch Betonungen dementsprechend überzeugend rübergebracht.

Unter den Darstellern finden sich auch namhafte Schauspieler wie Matt Damon oder die deutsche Franka Potente wieder, welche jedoch nicht in klischeehafter Hollywood-Manier agieren, sondern in ihren Nebenrollen das Zentrum auf Del Torros Che legen.

Für mich waren es faszinierende Stunden im Kino, aber sicher nicht jedermanns Sache.

eine Filmbesprechung vom “stadtguerillero”

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Quellen – weiterführende Links

Che – Teil 1: Der Argentinier,USA 2008, Regie: Steven Soderbergh, Buch: Peter Buchman Darsteller: Benicio Del Toro, Demian Bichir, Rodrigo Santoro, Julia Ormond, Ramon Fernandez, Yul Vazguez, Länge: 126 Minuten, Format: 1:2,35 (Scope), Verleih: Central, Kinostart: 26. März 2009

Che – Teil 2: Guerilla, USA 2008, Regie: Steven Soderbergh, Buch: Peter Buchman, Benjamin A. van der Veen, Kamera: Peter Andrews (aka Steven Soderbergh), Schnitt: Pablo Zumarraga, Musik: Alberto Iglesias
Darsteller: Benicio Del Toro, Demian Bichir, Rodrigo Santoro, Lou Diamond Phillips, Franka Potente, Pablo Duran Länge: 131 Minuten, Format: 1:1,85, Verleih: Central, Kinostart: 23. Juli 2009

(1) Video: Che – Revolución / Che – Guerrilla – Deutscher / German Trailer, Youtube.com, uploader: deutschertrailer
(2) Zum Begriff “Guerilla” und “Guerillero” Infos auf Wikipedia
(3) Foto: “CHE -Hausfassade, Havanna” by Alexander Hoffmann, http://www.pixelio.de


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