Chaung Tha – ursprünglichste Perle der Westküste Myanmars

Von Andersmond

Wer plant, auf Entdeckungsreise nach Myanmar zu reisen, wird natürlich auch die wunderschöne Westküste des Landes besuchen müssen. Der bekanntere Ngapali Beach wurde ja bereits vom Tourismus fest in die Arme genommen. Ich möchte euch aber von einem etwas weniger touristischem Platz an der Küste Myanmars erzählen, von einem wunderbaren Stückchen Erde, von Ngwe Saung und dem Ngwe Beach.

8 lange Stunden dauert die Fahrt mit dem Nachtbus von Yangon quer durch das Land nach Pathein und weiter an die Westküste nach Ngwe Saung. Ich liebe Nachtbusse, Nachtzüge, Nachtboote, ja, jede Art von Nachtfahrten in Südostasien. Ich finde, es ist eine super Möglichkeit, von A nach B zu gelangen, man kann normalerweise schlafen und kriegt wenig mit von der Fahrt und zudem spart man sich klarerweise eine Übernachtung. Das Problem an dem besagten Nachtbus war es allerdings, dass ein Schlaf für mich unmöglich war. Die Asiaten sind so dermaßen stolz auf ihre klimatisierten Busse, dass sie die Klimaanlage voll und ganz ausnutzen und sie an die unterste Temperaturgrenze treiben, egal ob Tag oder Nacht. Die Bustemperatur um die (gefühlten) 5 Grad machte es mir unmöglich, ins Traumland zu gelangen oder nur daran zu denken. Trotz mehrmaligem Gespräch mit dem Fahrer änderte sich nicht viel daran und wir verbrachten 6 der 8 Stunden bibbernd im Bus und freuten uns auf jede kleine Pause um die nächtlichen Temperaturen draussen zu geniessen. Also niemals genügend Kleidung vergessen, falls ihr die nächtlichen Reisebusse benutzt.

 

Ich kam so gegen halb 6 Uhr Früh in Ngwe Saung an und sah mich schon vor dem nächsten kleinen Problem. Da ich ein notorischer Nichtvorherbucher bin, hatte ich keine Unterkunft, das Dorf war gespenstig still und dunkel und meine Müdigkeit spürte ich am ganzen Körper. In dem Moment lernte ich ein weiteres Mal die Hilfsbereitschaft der Burmesen kennen, ein junger Mann, mit dem ich in der Zeit in Ngwe Saung noch viele Whiskeyabende verbrachte, nahm sich meiner an, lud mich auf sein Motobike und zeigte mir Guesthouses und Bungalowanlagen in verschiedenster Preisklasse. Er weckte sogar die Besitzerin für mich und somit erreichte ich innerhalb kürzester Zeit mein wohlverdientes Bett. Mann, ist schlafen was Geiles!!!

Der Ngwe Beach ist etwas zweigeteilt, im Norden des langen Sandstrandes liegt ein Resort neben dem Anderen und dient vor Allem Einheimischen fürs Wochenende als Urlaubsdestination. Auf westliche Touristen traf ich in der Woche Aufenthalt kaum. Die Resorts waren wider Erwarten eigentlich sehr luxuriös, Preise waren entsprechend, doch auch für die kleinere Geldbörse sind Bungalows und Guesthouses vorhanden. Für die Übernachtung sollte man aber schon mindestens 10 – 15 Dollar einplanen (untere Grenze).

Am südlichen Teil des breiten und wunderschönen Strands, den man mit Fahrrädern erkunden kann, die man am Strand zu 1000 Kyat/1 Dollar pro Stunde leihen kann, trifft man auf den ürsprünglicheren Platz des Ortes. Einige Fischerhüttchen, eine Bar, ein paar Souvenirshops befinden sich dort. Ein nettes Plätzchen zum Verweilen und zum Geniessen von Ruhe und Natur.

 

Der Ngwe Beach eignet sich, wie Myanmar allgemein, nicht für Party- oder Adventureurlaub. Viel geboten wird nicht, dafür sind Strände und Meer wunderbar und sauber. Viel mehr als Party sollte man sich auf die Einheimischen einlassen. Nach anfänglicher Schüchternheit werden sie sehr sehr neugierig und möchten ALLES wissen, von Familie und Heimatland, von anderen Lebensweisen und Sport. Sie stellen Fragen über Fragen und erzählen auch gleichzeitig auch sehr gerne über sich.

Ich verbrachte viele Abende damit, mit Einheimischen in der Runde zu sitzen und den ein oder anderen Whiskey mit ihnen zu genießen und mich trotz sprachlicher Barrieren hervorragend zu unterhalten. Aufgrund des Nichtvorhandenseins von westlichen Touristen, fühlte ich mich bereits nach 2 Tagen als Attraktion, Kinder bekamen große Augen, wenn sie mich sahen. Menschen, die ich noch nie gesehen hatte, wussten, wie und mit wem ich den Abend zuvor verbracht hatte und auch ein kicherndes und verschmitztes Lächeln der Mädchen auf der Strasse war mir gewiss. Nach einigen Tagen konnte ich kaum noch die Strasse überqueren, ohne von irgendeiner Seite ein „Hello Italiiiii (so war mein Name auf Ngwe ), Whiskey tonight???“ zu hören bekommen. Unzählige Male musste ich das Versprechen an meine Rückkehr irgendwann abgeben.

Glaubt mir, die Burmesen, gerade in Ngwe Saung, lernte ich als Frohnaturvolk kennen, die zwar nicht allzu viel besitzen, dafür ein lachendes, offenes und großes Herz haben. Der wunderbare Ort gab mir mein Lachen wieder zurück und ich ertappe mich gerade mit einem breiten Lächeln, wenn ich an die Zeit denke.

…ach übrigens, das Versprechen an meine Rückkehr, habe ich vor einzuhalten!! For sure…

…Andersmond