Manchmal reichen schon die ersten Noten, die jemand singt, um den Hörer vollkommen zu überzeugen. So wie damals, als Tracy Chapman mit ihrer Gitarre beim Konzert für Nelson Mandela auf der Bühne stand. Hinterher kannte man überall auf der Welt die Frau mit ihrer Stimme. Ähnlich ging es mir, als mit "House Been Burnin" das Album "Back-Road Highways" zu spielen begann: Eine Stimme voller Kraft und Emotionen, sparsame Gitarren und ein hypnotischer Groove. Akustik-Soul könnte man die Mixtur nennen. Auf jeden Fall eines dieser Lieder, die man so schnell nicht wieder los wird, die einem irgendwie immer durch den Kopf spuken, wenn man stimmliche Vergleiche braucht.
Und es ist vor allem nicht nur dieses eine Lied am Anfang des Albums, das diese hypnotische Überzeugungskraft entfalten kann. Chastity Brown hat für ihr Album gleich eine ganze Menge Lieder geschrieben, die in einer gerechten Welt in jedem Radioprogramm laufen würden. Etwa der persönliche Gospel "If You Let Me", in dem die Sängerin mit Gott ringt und erklärt, was sie alles schaffen könnte, wenn er sie denn lassen würde. Fast gebremst ist die Stimme hier, nur ab und zu blitzt diese in den Kirchen geschulte Power auf, die jeden Saal zum Beten bringen könnte. Oder "Leroy", das Lied an einen imaginären Geliebten: Fast verzweifelt versucht sie ihn dazu zu bringen, sich endlich zu erheben, damit man gemeinsam in die Zukunft reisen kann. "When We Get There" ist dann fast eine sehnsuchtsvolle Country-Ballade. Und die Single "After You", die fast an afrikanische Chorgesänge gemahnt, bevor Brown mit ihrem Banjo einen munteren Boogie Groove darunter legt, während ihre Stimme feinstes Soul-Timbre vertrömt. Kein Wunder, dass die Plattenfirma das Album unter dem Label "Americana" vertreibt: Hier wird mal wirklich Ernst gemacht mit einer Synthese der verschiedensten amerikansichen Musikstile. Speziell natürlich derer der Südstaaten. "Back-Road Hotels" dürfte Chastity Brown in eine Liga mit Musikerinnen wie Ruthie Foster katapultieren. Und mit Songs wie den hier aufgenommenen, hat sie in dieser Liga kaum was zu befürchten - sie ist als Sängerin und Songwriterin einfach eine der Entdeckungen des Jahres 2012.