Little Dragon „Partial Union“ (Peacefrog)
Es gibt Menschen, die wecken in ihrem Gegenüber einen reflexartigen Beschützerinstikt – hohes Stimmchen, zartes Wesen, da möchte man unweigerlich alles Böse dieser ach so verruchten Welt in den hintersten Winkel verbannen, weit weg vom vermeintlich Schutzbefohlenen. Paart sich scheinbare körperliche Zerbrechlichkeit dann noch mit dem passenden Soundtrack wie etwa bei Yukimi Nagano und der Musik ihrer schwedischen Band Little Dragon, wird aus dem Hörer erst der Fan und dann der Schirmherr.
Pure Einbildung, genauer besehen natürlich Nonsens, auch wenn sich mit Damon Albarn und David Sitek schon zwei ehrenamtliche Betreuer gefunden hatten – für ersteren besang Nagano zwei Tracks des letzten Gorillaz-Albums „Plastic Beach“, mit Sitek arbeitete sie für dessen Sideprojekt Maximum Balloon zusammen. Ihre Meriten haben sich Little Dragon allerdings mit den beiden Vorgängeralben erarbeitet – das selbstbetitelte Debüt und der Nachfolger „Machine Dreams“ enthielten eine beachtliche Menge feinster Elektronika, die sich auch optisch angenehm von gängiger Formatware unterschieden – die Clips zu „Twice“, „After The Rain“, „Fortune“ und „Never Never“ sind noch heute in guter Erinnerung.
Auch das neue Album „Ritual Union“ bietet jede Menge kunstvoll arrangierte Songs, deren Wirkung noch immer hauptsächlich auf der umsichtigen und sparsamen Instrumentierung und auf Naganos einschmeichelnden und letztendlich doch erstaunlich wandlungsfähigen Vocals beruht. Wie schon Twin Shadow, SBTRKT oder hierzulande Notwist und Lali Puna bevorzugen die Schweden eher die Reduktion und die Überraschung durch seltsame und ungewöhnliche Facetten, mit denen die Tracks verziert werden. Und wenn gelegentlich behauptet wird, Drumpads würden der Musik ihre Seele nehmen – hier kann davon keine Rede sein: Schon beim Titelstück nimmt einen der warme Beat bei der Hand, „Little Man“ danach hüpft förmlich zu denkbar einfacher Melodie, bei „Please Turn“ wird es zwingender, für „Summertearz“ fast tropisch.
Dazwischen werden synthetische Fleckenteppiche verlegt, die mal an die allgegenwärtigen 80er erinnern („Shuffle A Dream“), später zusammen mit Naganos Stimmpart verfremdet und leicht verzerrt wirken und an anderer Stelle nur noch als simples Pluckern („Seconds“), einem steten Tropfen gleich, dem Takt folgen. Angenehme Leichtigkeit bestimmt die Stücke, nichts ist überladen und die knappe Dreiviertelstunde erweist sich am Ende als unterhaltsame Distanz, fast zu kurz für den, der Gefallen daran gefunden hat.
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