Charli XCX: Schold bald ein Klassiker

Charli XCX: Schold bald ein KlassikerCharly XCX
„Sucker“
(Asylum Records)
Das ist sicher jedem schon mal aufgefallen: Keiner hat wirklich Lust darauf, sich seinen Jahrgang madig machen zu lassen und so läßt sich die folgende Argumentationslinie beliebig variieren und fortsetzen. Beispiel: Als die New Kids On The Block auf dem Schirm auftauchten, galten sie nach dem atomaren Erstschlag und der Schweinepest als das drittgrößte Übel der Generation 1984. Schon drei Jahre später allerdings mussten sie als originäres Boybandwunder herhalten für alle, die sich von Leichtgewichten wie Bros einlullen ließen. Diese wiederum erwiesen sich gegenüber Take That zu Beginn der 90er noch als okay und halbwegs geschmackvoll, bevor die Jungs um Gary, Mark und Robbie gegenüber Boyzone als nächste Entschuldigung herhalten mussten – weiter mit Westlife (98), US5 (05), One Direction (10) und, und, und … Auch Charlotte Aitchison aka. Charli XCX läßt sich mühelos in eine solche Besserwisserkette einbauen, die irgendwo bei einer gewissen Sabrina Ende der 80er beginnt und später die Namen Spears, Aguilera, Lavigne, Perry aufgefädelt bekommt – heute allesamt schon wieder begnadete Klassiker. Was Aitchison auf „Sucker“ zu Gehör bringt, ist also keinesfalls neu – bunter und maßvoll provokanter Parolenpop der unterhalterhaltsamen Sorte. „I don’t wanna go to school, I just wanna break the rules…“, es wird schnell klar, für wen hier die Großraumdisko gefüttert wird. Muß man das ernst nehmen? Nicht unbedingt. Kann man das mögen? Durchaus. Schließlich arbeitet die zweiundzwanzigjährige Britin, Tochter eines Schotten und einer Inderin, die ihren größten Hit („I Love It“) dummerweise nicht einmal selbst singen sollte, gekonnt mit einer ansprechenden Palette verschiedener Stile. Zu knorrigen Gitarrenriffs gibt’s bei „London Queen“ den passenden „Oi!Oi!Oi!“-Chorus, „Breaking Up“ kommt mit rotzigem College-Rock und „Boom Clap“ als satter und äußerst eingängiger Bassbumper daher. Schon klar, zu Zeilen wie „I don’t need you, my touch is better“ („Body Of My Own”) gab es in diesem Jahr von BANKS und FKAtwigs schon Subtileres, wirklich wichtig ist das aber nicht. Auch wenn’s mit zunehmender Spieldauer etwas eintönig wird – zeitgemäßer kann massenkompatibler Dancepop dieser Tage kaum klingen. Und über den wahren Wert der Platte wird, siehe oben, ohnehin erst der nächste Jahrgang entscheiden…
26.02.  Wien, Stadthalle
01.03.  Zürich, Hallenstadion
02.03.  München. Olympiahalle
05.03.  Köln, Lanxess Arena
12.03.  Hamburg, O2-World
13.03.  Berlin, O2-World

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