Gerade hat mich das heutige Google-Doodle daran erinnert, dass Charles Dickens heute vor 200 Jahren geboren wurde. Und prompt sehe ich auch die ganzen Zeitungsartikel, die anlässlich dieses Geburtstags erschienen sind. Also erspare ich der Welt und mir einen weiteren Charles-Dickens-Artikel – einige davon sind wirklich gut, mehr habe ich dazu auch nicht zu sagen. Insbesondere möchte ich auf den Artikel “Die toten Augen von London” hinweisen, den die junge Welt heute veröffentlich hat.
Hier wird nicht geistreich darüber sinniert, ob Dickens eher ein Romanautor oder ein Journalist war, sondern der Sozialkritiker gewürdigt, der Dickens Zeit seines Lebens war. Mit Oliver Twist schilderte er schonungslos, wie unmenschlich die Bedingungen in den britischen Arbeitshäusern waren, in die die Besitz- und Glücklosen nach dem Ausbruch der industriellen Revolution gesteckt wurden. Unzählige Menschen, die der technische Fortschritt um ihren bis dahin zwar nicht üppigen, aber doch ausreichenden Lebenserwerb gebracht hatte.
Dickens hatte verstanden, dass das Massenelend des Frühkapitalismus nicht alternativlos war, sondern von den herrschenden Interessen verursacht wurde, die sich eben nicht an einem guten Leben für die Massen, sondern am maximalen Gewinn für eine kleine Schicht Besitzender orientierten. Entlarvend auch, dass sich ausgerechnet Theologen zu Erfüllungsgehilfen der Kapitalisten machten, indem sie konstatierten, dass es nun einmal eine Menge Menschen gibt, die zu blöd sind, um sich um sich selbst zu kümmern, und denen es folglich auch nichts ausmachen kann, die Drecksarbeit für die nicht so Blöden mit zu erledigen. Klassengegensätze sind nun einmal gottgewollt und daher nicht zu überwinden.
Parallelen zur Gegenwart sind nicht zufällig, sondern unvermeidbar.