#ChangeBrazil und #OccupyGezi – Die globale Revolution hat gerade erst begonnen!

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(Foto: http://25.media.tumblr.com/7c552a7b7d99a6d9e5d65facb8402dd2/tumblr_molxixei0d1r0as0yo1_500.jpg)

Eine Weile war es ruhig auf den großen Straßen und Plätzen der Welt, was viele von uns den fortschreitenden Zerfall eines nicht mehr funktionierenden Systems fast schon vergessen ließ. Ein System das global wirkt, das auf zahlreichen Ebenen miteinander verwoben ist und überall auf der Welt die selben zu verurteilenden Folgen hat: Armut, extreme Ungleichheit, Umweltzerstörung, Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Korruption, Einschränkung der Menschenrechte, Obdachlosigkeit, Hunger und Krieg.

Der große Dämon, „das System“, kennt heute viele Bezeichnungen: Kapitalismus, Neoliberalismus, Postdemokratie, Diktatur der Märkte – keine dieser Begriffe reicht aber aus, um die mannigfaltigen Problemebenen erfassen zu können. Wir müssen „das System“ schon aufdröseln, in seine Bestandteile zerlegen und genau untersuchen – doch diese Mühe lohnt sich, finden wir so doch die Mechanismen, die letztendlich der Grund sind warum Menschen zu Hunderttausenden seit Jahren demonstrieren, besetzen, Bewegungen aufbauen, eigene Medien gründen und auch an neuen Konzepten der gelebten, dezentralen Basisdemokratie arbeiten, diese erproben, sich dabei auch zerstreiten – und letztendlich doch wieder zusammenfinden.

Wir nutzen für diesen Kampf weltweit sich ähnelnde Symbole und Techniken – natürlich ist es also ein gemeinsamer Kampf. Ein Kampf der 1983 im lacadonischen Urwald in den Bergen von Chiapas begann. Die mexikanische Ejército Zapatista de Liberación Nacional  (EZLN) und ihre Forderungen “Obdach, Land, Arbeit, Brot, Gesundheit, Bildung, Unabhängigkeit, Gerechtigkeit, Gesundheit, Demokratie, Freiheit“ können auch heute noch als große Inspirationen und als Leitfaden für die Neuen Bewegungen verstanden werden, die sich vor allem seit 2011 zunächst im arabischen Raum, dann, 2012 in Spanien, in den USA, in Zentraleuropa und schließlich der ganzen Welt konstituierten. Im Sommer 2013 sind es die Menschen in der Türkei und in Brasilien, die einen neuen Impuls setzen und der Welt zeigen: Die globale Revolution hat gerade erst begonnen!

Auf dem langen Weg, der bis dato beschritten wurde, erweiterten wir unsere Fähigkeiten, unser Wissen und gewannen mächtige Werkzeuge hinzu. Allen voran das Internet, das es uns heute ermöglicht, die dezentral agierenden Inseln des Widerstandes und des Neuaufbaus miteinander zu vernetzen. Wir konnten in den letzten Jahren zahlreiche Erfahrungen sammeln und sind nun in der Lage diese zu teilen. Aus Ägypten und Tunesien wissen wir: Es reicht lange nicht aus, einen Despoten aus dem Amt zu fegen. Freilich ist dies ein notwendiger Schritt.

Zwar gewählt, aber aus moralischer Sicht längst nicht mehr legitimiert, ist zu hoffen, dass Recep Tayyip Erdoğan schon bald Husni Mubaraks und Zine el-Abidine Ben Alis Schicksal teilen wird. Einige Probleme mag ein solcher Schritt lösen, viele neue Aufgaben werden sich dann aber erst stellen: Die bisherigen Demokratieversuche basierend auf Mehrheitswahlrecht und faulen Kompromissen sind global gescheitert, führen zu politischen Systemen die sich dem wirtschaftlichen Profitdenken zu unterwerfen haben und sind Spiel- und Werkzeug der Oligarchien, statt eine Möglichkeit die Bedürfnisse der Bevölkerungen zu organisieren.

In Brasilien ist die politische Lage ohnehin komplexer: Die repressive Machtausübung geht hier weniger direkt von der Bundesregierung aus, sondern vor allem von den konservativen Oppositionsparteien, die den Nationalkongress, große Teile der Bundesstaaten und damit auch die Polizei kontrollieren. Eine direkte Konfrontation der Bewegung mit Präsidentin Dilma Rousseff wäre hier kontraproduktiv und würde noch destruktiveren Kräften einen Korridor öffnen.

Umso mehr ist es nötig auf die Strukturen der Macht, Ausbeutung und Unterdrückung als solche zu blicken und diese gemeinsam zu überwinden.

In der politischen Sphäre heißt dies, Instrumente der gemeinsamen, hierarchiefreien Entscheidungsfindung, der Konsensierung, zu entwickeln und zu erproben, ebenso die Implementierung direkter Bürgerbeteiligung und Mitbestimmung voranzutreiben, die ein Zwischenschritt auf dem Weg hin zu echter, dezentraler Autonomie sind.

Auf der wirtschaftlichen Ebene heißt dies, den Global Playern, seien es nun Konzerne wie Monsanto oder Organisationen wie die FIFA, die Macht zu entziehen, indem wir sie funktional überflüssig machen. Selbst angebaute Lebensmittel schmecken ohnehin besser als Tiefkühlpizza und frei organisierte Fußballturniere bieten mehr – und vor allem authentischere – Unterhaltung als professionell durchdesignte Großevents. Hier sind es viele kleine Projekte, Initiativen und Ansätze, die dezentral umgesetzt in Verbindung die großen Maschinen überflüssig machen. Die Wirtschaft muss wieder dem Menschen dienen, nicht der Mensch der Wirtschaft. Dies gelingt nur indem wir uns von einseitigem Profit- und Wachstumsdenken befreien und wirtschaftliches Handeln nach sozialen und ökologischen Gesichtspunkten neu ausrichten – sprich gemeinwohlorientiert wirtschaften. Auch Eigentumsfragen sind letztendlich neu zu stellen.

Wir müssen ebenso global unsere Geldsysteme reorganisieren. Der Vollgeld-/Positive Money-Ansatz bietet hier einen sinnvollen Zwischenschritt und kann das destruktive, global wirkende, Giralgeldsystem ablösen.

Es ist darüber hinaus unsere Aufgabe, weiter das Netz dezentraler Medien aufzubauen, die den Konzernmedien eine andere Sicht auf all diese Fragen entgegenstellen. Zu oft haben wir schon gesehen, dass sich profitorientiert organisierte Medienhäuser kaufen lassen, wichtige gesellschaftliche Themen ausklammern und umdeuten, oder sich gar zum direkten Handlanger der Oligarchie machen lassen.

Wir sehen wie mit globalen Überwachungsmaßnahmen versucht wird, uns diese neue Macht mittels Einschüchterung und Kontrolle zu entziehen. Hier gilt es standhaft zu bleiben. Das Internet gehört uns allen.

Die Bildungssysteme, Gesundheitssysteme, Rentensysteme, Sozialversicherungssysteme und viele weitere Sphären gilt es ebenfalls neu und gerecht zu gestalten. All dies wird Jahrzehnte beanspruchen. Wir gehen langsam, weil wir weit gehen.

Und auch gilt: In letzter Instanz sind wir es selbst, „das System“. Der große Dämon ist das Ergebnis all unserer aufsummierten Handlungen. Global ist zu beobachten, dass die Entstehung neuer Zentren des Aufbegehrens vor allem bei den direkt Beteiligten zunächst zu großer Euphorie führt. Die Vernetzungsdichte nimmt zu, ebenso die Kommunikation, Freundschaften werden geschlossen, man ist sich einig. Kein Zustand jedoch, der lange anhält. Schon bald rücken die Differenzen in den Vordergrund, Streit entsteht, Freundschaften zerbrechen, Ernüchterung setzt ein. Doch auch ist diese Stufe nur ein Zwischenschritt, der genau in dem Moment überwunden ist, in dem wir nicht nur intellektuell sondern auch emotional und spirituell verstehen:

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

Albert Einstein

cc



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