Chandrahas Choudhury – Der kleine König von Bombay

Chandrahas Choudhury – Der kleine König von Bombay

Das Leben ist nicht gerade zimperlich mit dem Filmvorführer Arzee umgegangen. Wie ein Spielball hat das Leben den kleinwüchsigen Inder in der brodelnden Metropole Bombay umhergetrieben. Er findet seine erste große Liebe, nur um diese kurz darauf zu verlieren. Und kaum erfährt er davon, dass der erste Filmvorführer des Noors, Phiroz in den Ruhestand gehen will und damit freie Bahn für seine Beförderung macht, soll das legendäre Filmtheater für immer geschlossen werden. Eben noch voller Hoffnung und in nächster Minuten in einen Scherbenhaufen der Verzweiflung, dabei will Arzee doch nur eines: endlich seinen Platz im Leben finden.

Chandrahas Choudhury – Der kleine König von Bombay

“So ist es. Der Mensch liegt in Ketten, wo immer er ist!” sagte Dashrath, der jetzt so richtig in Schwung kam. “Das Einzige, was ihn am Leben hält, ist seine Vorstellungskraft. Seine Füße sind immer an den Boden gekettet, und doch fliegt er auf den Flügeln der Phantasie. Er wird von der Realität verurteilt und von der Phantasie begnadigt.”

Während Arzee durch die Straßen Bombays zieht und dabei laut über sich und das Leben nachdenkt bleibt der Leser leider ein bisschen auf der Strecke. Choudhury schreibt in seinen Debüt zwar sehr ausschweifend und an manchen Stellen leider fast etwas zu schwülstig über das Leben und Bombay, die hitzige, stinkende, überfüllte Stadt wird dadurch zwar lebendig, allerdings bleiben die Charaktere über lange Teile des Romans eher fremd. Der Protagonist Arzee ist ein manchmal etwas größenwahnsinniger Zwerg, der sich für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr selbst leid tut, auch wenn ihn das Leben gebeutelt hat und er im Laufe der Geschichte noch den einen oder anderen Schicksalsschlag zu verkraften hat. Letztendlich wird aber – natürlich – wieder alles gut und vieles bleibt, was es ursprünglich war: viel Wirbel um Nichts.

Ich will nicht ungerecht sein, “Der kleine König von Bombay” hat durchaus Unterhaltungswert und gibt einen -wenn leider auch eher spärlichen- kleinen Einblick in die indische Kultur. Dadurch, dass Choudhury aber so ausschweifend erzählt fehlt mir als Leser aber die nötige Distanz, die ich brauche um erst richtig ergriffen zu sein und Nähe zu den Charakteren aufbauen zu können. Das mag Geschmackssache sein, die Hindustan Times schreibt über Choudhurys Romandebüt: “Arzee ist ein magischer Geschichtenerzähler. Mit Worten zaubert er bewegende Augenblicke hervor, macht den Leser zu einer Hauptfigur in seiner Geschichte.”.  Bei mir hat das leider nicht so richtig geklappt. Das gute Gefühl, dass ich direkt nach dem Lesen hatte hat sich schnell verflüchtigt. “Der kleine König von Bombay” ist tatsächlich ein schönes Märchen, aber leider eines ohne bleibende Eindrücke.



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