In Deutschland leben mehr als 300.000 Menschen die in einem nicht Eu-Land ihren Abschluss gemacht und trotzdem meist in Berufen arbeiten, die sie weder studiert haben noch ihrer Qualifikation entsprechen. Um diesen Leuten eine bessere Perspektive zu geben und den Fachkräftemangel zu senken, arbeitet die Bundesregierung an einem Konzept, dass ausländische Abschlüsse anerkennen soll.
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Der Gesetzentwurf zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse wird nach Auskunft eines Sprechers voraussichtlich bis Ende des Jahres im Kabinett beraten, das entsprechende Gesetz könnte schon 2011 in Kraft treten.
Chancen bieten, Qualifikation nutzen
Die Wirtschaft klagt zwar über Fachkräftemangel, was "Einwanderer" im Ausland gelernt haben, zählt hierzulande bisher wenig bis gar nichts. Denn wer sich seinen Abschluss anerkennen lassen möchte, muss zunächst den richtigen Ansprechpartner ausfindig machen und dann bis zu drei Jahre auf die Anerkennung des Abschlusses warten. Nur jeder fünfte der 2,8 Millionen Migrantinnen und Migrantinnen mit ausländischen Abschlüssen lässt sich laut Institut der deutschen Wirtschaft in Köln auf diesen Anerkennungsmarathon ein. So kommt es das türkische Ärzte hier bei Mc Donalds arbeiten müssen, iranische Chemiker als Taxifahrer und so weiter.
Bisher hat nur ein kleiner Teil der ausländischen Fachkräfte das Recht, ihre mitgebrachten Qualifikationen zertifizieren lassen, sollen künftig alle Menschen einen Anspruch darauf haben, im Ausland erworbene berufliche Fertigkeiten an deutschen Standards messen zu lassen, und zwar nach einheitlichen Kriterien und innerhalb von drei Monaten nach Abgabe aller erforderlichen Unterlagen, dabei soll nicht mehr die Herkunft der Person und der Ort des Abschlusses entscheiden. Durch Arbeitsproben, Gespräche und Prüfungen, soll nachgewiesen werden, dass die Menschen die Fähigkeiten und Qualifikationen für denjeweiligen Beruf erfüllen und somit wieder ins Arbeitsleben einsteigen können.
Bildungs- und Wirtschaftsministerium ziehen an einem Strang
Das Bildungsministerium, welches die Gesetzesentwürfe entwickelt hat, wird dabei kräftig vom Wirtschaftsministerium, von Brüderle (FDP) unterstützt. Dieser forderte am Montag erneut ein Punktesystem, mit dem Einwanderungswillige etwa nach Deutschkenntnissen, Alter und Qualifikation eingestuft werden. Einer Auswahl nach ethnischen Kriterien erteilte er eine Absage: "Wir entscheiden nach Qualität und nicht nach Region", sagt Brüderle. "Deutschland braucht eine Willkommenskultur." (wie die Taz berichtete)
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag lobt den Entwurf vorsichtig, sieht allerdings ähnlich wie Brüderle die Notwendigkeit einer "gesteuerten Zuwanderung". "Wir sehen darin einen durchaus richtigen Schritt", sagt DIHK-Arbeitsmarktexperte Stefan Hardege. Dennoch werde die Erschließung hiesiger Potenziale nicht ausreichen. "Wir brauchen auch eine gesteuerte Zuwanderung ausländischer Fachkräfte."
Kritik kam von den Grünen, so ist arbeitsmarktpolitische Sprecherin, Brigitte Pothmer, enttäuscht, da die Gesetze nicht weit genug gehen. "Das ist aber nur ein erster Schritt. Darüber hinaus muss auch die Beratung intensiviert werden, und diese Mittel will die Ministerin kürzen. Auch bei den erforderlichen Anpassungs- und Nachqualifikationen besteht noch dringender Ausbaubedarf." so Pothmer