Ceremony
„In The Sprit World Now“
(Relapse Records)
Nein, man muß das nicht wirklich machen. Um ein ungefähres Gefühl dafür zu bekommen, welchen Weg, welchen Wandel diese Band in den vierzehn Jahren ihres Bestehens zurückgelegt hat, kann es aber schon recht hilfreich sein, sich mal das Debüt „Violence Violence“ aus dem Jahr 2006 um die Ohren hauen zu lassen. Ceremony sind damals im kalifornischen Städtchen Rohnert Park (nicht von ungefähr nur schlappe sieben Autostunden von Hermosa Beach entfernt, dem mythischen Gründungsort von Black Flag) tatsächlich als ziemlich schnelle und laute Hardcore-Truppe gestartet, denen kein Ton zu brutal war – ihre Konzerte, so hört man, waren hitzige Angelegenheiten. Irgendwann, mutmaßlich so um die Produktion ihres Album „Zoo“ im Jahr 2012, muss es Sänger Ross Farrar wohl mit der Angst zu tun bekommen haben, auf ewig den alternden Outsider geben zu müssen, nur die wenigsten schaffen das schließlich mit Anstand und Würde. Also entschied er sich zusammen mit seinen Kollegen zur Vollbremsung mit anschließender Kehrtwende, setzte ein „Post-“ vor den Punk und nahm „The L-Shaped Man“ auf, eine erstaunlich schlüssige und überaus gelungene Kurskorrektur.
Diese im Hinterkopf, ist der Sprung zur aktuellen „In The Spirit World Now“ zwar nicht mehr ganz so krass und überraschend, dennoch erweisen sich Ceremony auch hier als überaus mutig – auf einen einmaligen Ausrutscher kann sich nun jedenfalls niemand mehr herausreden. Die elf neuen Stücke (plus drei Interludes) orientieren sich in ihrer Machart stark am dreckig-funkigen MashUp aus Synthesizer und Gitarre, wir hören Devo, hören Wire und vor allem Gang Of Four heraus. Sie machen das so gekonnt und ideenreich, dass von bloßer Abkupferei keine Rede sein kann (ohnehin hat man vor dem Schwenk soviel Respekt, dass der Retrogedanke in den Hintergrund rückt), es gibt herrlich zackige Momente wie „We Can Be Free“, „Years Of Love“ und „From Another Age“, die allesamt nicht die Dreiminutenmarke reißen, den Electropunk von „Never Gonna Die Now“ und den bösen Bass der Leadsingle „Presaging The End“.
Langeweile will einfach keine aufkommen, gerade auch weil sich Ceremony, anders als beim Vorgänger, keinerlei Verschnaufpause gönnen und in die fünfunddreißig Minuten nirgends Füllmaterial einbauen. Allein die Drums zu Beginn von „Further I Was“ pumpen so wunderbar, dass man die brüllenden Riffs aus der Vorzeit schnell vergessen hat. Auch inhaltlich huldigen Farrar und Kollegen der Veränderung, der Reue, bitten hier („Turn Away The Bad Thing“) um Gnade und preisen dort den Aufbruch in Freiheit („We Can Be Free“). Und wer sich von einem so kompakten, knackigen Schlußsong wie „Calming Water“ nicht endgültig umstimmen läßt, den können Ceremony getrost auf der Strecke lassen. Notorischen Zweiflern sei im Übrigen ein Instrumentalstück mit dem Namen „Dogma“ von einer frühen 7“ aus dem Jahr 2008 empfohlen – Piano, vereinzelte Paukenschläge, irrlichternde Gitarren, null Hardcore. Vielleicht eine Komposition in weiser Voraussicht, der Name augenzwinkerndes Programm. Wir für unseren Teil bleiben auf alle Fälle an Bord.
09.11. Münster, Sputnikhalle
10.11. Hannover, Cafe Glocksee
12.11. Hamburg, Hafenklang
13.11. Leipzig, Conne Island
14.11. Jena, Kassablanca
16.11. Berlin, Cassiopeia
„In The Sprit World Now“
(Relapse Records)
Nein, man muß das nicht wirklich machen. Um ein ungefähres Gefühl dafür zu bekommen, welchen Weg, welchen Wandel diese Band in den vierzehn Jahren ihres Bestehens zurückgelegt hat, kann es aber schon recht hilfreich sein, sich mal das Debüt „Violence Violence“ aus dem Jahr 2006 um die Ohren hauen zu lassen. Ceremony sind damals im kalifornischen Städtchen Rohnert Park (nicht von ungefähr nur schlappe sieben Autostunden von Hermosa Beach entfernt, dem mythischen Gründungsort von Black Flag) tatsächlich als ziemlich schnelle und laute Hardcore-Truppe gestartet, denen kein Ton zu brutal war – ihre Konzerte, so hört man, waren hitzige Angelegenheiten. Irgendwann, mutmaßlich so um die Produktion ihres Album „Zoo“ im Jahr 2012, muss es Sänger Ross Farrar wohl mit der Angst zu tun bekommen haben, auf ewig den alternden Outsider geben zu müssen, nur die wenigsten schaffen das schließlich mit Anstand und Würde. Also entschied er sich zusammen mit seinen Kollegen zur Vollbremsung mit anschließender Kehrtwende, setzte ein „Post-“ vor den Punk und nahm „The L-Shaped Man“ auf, eine erstaunlich schlüssige und überaus gelungene Kurskorrektur.
Diese im Hinterkopf, ist der Sprung zur aktuellen „In The Spirit World Now“ zwar nicht mehr ganz so krass und überraschend, dennoch erweisen sich Ceremony auch hier als überaus mutig – auf einen einmaligen Ausrutscher kann sich nun jedenfalls niemand mehr herausreden. Die elf neuen Stücke (plus drei Interludes) orientieren sich in ihrer Machart stark am dreckig-funkigen MashUp aus Synthesizer und Gitarre, wir hören Devo, hören Wire und vor allem Gang Of Four heraus. Sie machen das so gekonnt und ideenreich, dass von bloßer Abkupferei keine Rede sein kann (ohnehin hat man vor dem Schwenk soviel Respekt, dass der Retrogedanke in den Hintergrund rückt), es gibt herrlich zackige Momente wie „We Can Be Free“, „Years Of Love“ und „From Another Age“, die allesamt nicht die Dreiminutenmarke reißen, den Electropunk von „Never Gonna Die Now“ und den bösen Bass der Leadsingle „Presaging The End“.
Langeweile will einfach keine aufkommen, gerade auch weil sich Ceremony, anders als beim Vorgänger, keinerlei Verschnaufpause gönnen und in die fünfunddreißig Minuten nirgends Füllmaterial einbauen. Allein die Drums zu Beginn von „Further I Was“ pumpen so wunderbar, dass man die brüllenden Riffs aus der Vorzeit schnell vergessen hat. Auch inhaltlich huldigen Farrar und Kollegen der Veränderung, der Reue, bitten hier („Turn Away The Bad Thing“) um Gnade und preisen dort den Aufbruch in Freiheit („We Can Be Free“). Und wer sich von einem so kompakten, knackigen Schlußsong wie „Calming Water“ nicht endgültig umstimmen läßt, den können Ceremony getrost auf der Strecke lassen. Notorischen Zweiflern sei im Übrigen ein Instrumentalstück mit dem Namen „Dogma“ von einer frühen 7“ aus dem Jahr 2008 empfohlen – Piano, vereinzelte Paukenschläge, irrlichternde Gitarren, null Hardcore. Vielleicht eine Komposition in weiser Voraussicht, der Name augenzwinkerndes Programm. Wir für unseren Teil bleiben auf alle Fälle an Bord.
09.11. Münster, Sputnikhalle
10.11. Hannover, Cafe Glocksee
12.11. Hamburg, Hafenklang
13.11. Leipzig, Conne Island
14.11. Jena, Kassablanca
16.11. Berlin, Cassiopeia