Centovalli-Bahn

Von Der Muger @derMuger
Die Centovalli-Bahn verbindet seit hundert Jahren Domodossola und Locarno, also die Gotthard- mit der Simplonbahn. Sie wird von der schweizerischen FART und der italienischen SSIF gemeinsam betrieben. Die Strecke der Schmalspurbahn ist zwar nur 51 Kilometer lang, die Fahrt dauert aber trotzdem fast zwei Stunden.
Unser Zug startet im U-Bahn-Bahnhof unter den Geleisen des grossen Bahnhofs Domodossola. Wir fahren heute mit dem „Panorama-Express“ der SSIF, einem eckigen Zug mit einer äusserst fragwürdigen Ästhetik.
Die Bahnlinie kurvt zuerst steil den Hang hinauf und dann weiter ansteigend durch das Hochtal Valle Vigezzo. Weiden und Wälder und ab und zu ein kleines Dorf. Der Bahnhof Santa Maria Maggiore ist mit 830 Meter über Meer der höchste der Strecke. Hier stehen einige Züge herum. Und auf einem Schienenstück mitten im Rasen ein alten Oldtimer-Triebwagen.
Die Geleise winden sich den Felsen entlang. Unzählige Brücken und Tunnels sorgen für eine halbwegs grade Strecke, so dass der Zug manchmal fast 35 km/h schnell fährt.
Auf der Strecke gibt es jede Menge Bahnhöfe und Haltestellen. Oft steht mitten im Wald bloss ein kleines Bahnhof-Häuschen an den Schienen; das dazugehörige Dorf ist höher oben und nicht zu sehen.
Dafür überqueren wir auf schwindelerregend hohen Brücken mehrmals das Tal. Manche unserer Mitreisenden getrauen sich kaum mehr aus dem Fenster zu schauen und krallen ihre Finger ins Sitzpolster.
In Locarno endet die Fahrt, wie sie in Domodossola begann – im Untergrund unter den Geleisen.
Wir sind heute nicht nur wegen lustig nach Locarno gefahren. Nein, Frau G. hat gestern in einem Schaufenster sooo tolle „Sommerschuhe“ gesehen und will sie heute unbedingt anprobieren. Als sie sie dann anhat, sehen sie aus wie Hufe.
Später fahren wir wieder mit der Centovalli-Bahn zurück und nächtigen neben dem Bahnhof Domodossola. Morgen ist Markttag und wir wollen früh da sein.
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