Ausstellungsbeschreibung
Im Juli 1945 kam Cecil F. S. Newman (1914–1984) mit den Pioniertruppen der Britischen Armee als Besatzer in die Trümmerstadt Berlin – und er ging als Freund. Der Ingenieur im Dienste der Royal Engineers war an der Wiederherstellung der Infrastruktur beteiligt, und als Mitglied des Internationalen Komitees für Bau- und Wohnungswesen entwickelte er unter Stadtbaurat Hans Scharoun den ersten Plan für ein Neues Berlin.
Seine Bilder führen die furchtbaren Folgen des von Deutschland ausgegangenen Krieges vor Augen, von denen siebzig Jahre nach dessen Ende für die später Geborenen kaum mehr Spuren sichtbar sind. Insbesondere seine stilistisch eindringlichen Porträts künden aber auch von der Zuversicht der jüngeren Generation, die damit begann, die Stadt wieder aufzubauen.
Die Bilder des in Lisburn (Nordirland) geborenen Fotografen Cecil Newman zeugen auf beklemmende Weise von den Ruinen, aus denen Berlin 1945 bestand. Sie zeigen die Verheerungen vielfacher Bombenangriffe und das Resultat der letzten aussichtslosen Abwehrkämpfe in den einst prachtvollen Straßen und Plätzen der Stadt. Ob die alte Mitte, aus deren Trümmern der Turm der Marienkirche ragt, oder die weitgehend verwüsteten Wohnquartiere, Bahn- und Industrieanlagen rundherum: Seine Fotos führen den heutigen Betrachter zurück in das Berlin kurz nach der „Stunde null“ und in den eineinhalb Jahren danach. Doch sie zeigen auch, dass das Ende zugleich einen Neuanfang bedeutete.
Cecil Newman beschränkte sich bei seinen Fotografien nicht auf Orte der Zerstörung. Er interessierte sich genauso für die Menschen, die inmitten von Schuttbergen einen Neuanfang wagten, und hielt sie in einfühlsamen Momentaufnahmen für die Nachwelt fest. Vor allem diese Fotos machen deutlich, dass Berlin ’45/46 nicht nur ein Schauplatz des Untergangs, sondern auch des Aufbruchs in eine neue, hoffnungsvolle Zukunft war.
150 Reprints der insgesamt 1400 von Cecil F. S. Newman hinterlassenen Berliner Aufnahmen werden der Öffentlichkeit jetzt im Rahmen unserer Sonderausstellung präsentiert. Sie umfasst auch schriftliche Dokumente sowie die bis heute erhaltenen originalen Fotoalben, die Newman in Berlin 1945 und 1946 zusammenstellte. Seine Tochter äußerte anlässlich der Schenkung des umfangreichen Bestandes an Negativen an das Stadtmuseum Berlin: „I wanted to bring them home“.
Mit der Ausstellung „Berlin 1945/46“ leistet das Stadtmuseum Berlin einen Beitrag zur Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren in der deutschen Hauptstadt. Die Sonderschau, die vom 17. Juli bis zum 25. Oktober 2015 im Märkischen Museum zu sehen ist, wird von Führungen und weiteren Veranstaltungen begleitet. Der mit 100 teils farbigen Abbildungen reich illustrierte Ausstellungskatalog (erschienen im Nicolai Verlag) ist ab dem 16. Juli 2015 zum Preis von 16,95 Euro erhältlich.
Wann und wo
Märkisches Museum
Am Köllnischen Park 5
10179 Berlin
17. Juli bis 25. Oktober 2015