Um es gleich vorweg zu schreiben - ich war diesmal von der Messe durchweg enttäuscht. Highlights? Fehlanzeige! Dabei schenkte ich fast allen Hallen meine Aufmerksamkeit. Okay, die CeBIT-life-Hallen (Spieleindustrie) bekamen nur einen Kurzbesuch: Gemeinsames daddeln macht mir durchaus Spaß - zu Hause mit Freunden. Hier aber, mit mir vollkommen unbekannten spätpubertären Männern an einer Spielekonsole zu stehen, erzeugt in mir eher die grausige Stimmung der Karstadt-Technikabteilung nach Schulschluss, welche ich nicht unbedingt haben muss. Daher ging ich zügig in die restlichen Hallen weiter.
Dort fand ich auch einen Stand der Bundesdruckerei: Die angebotene Möglichkeit mit dem eigenen Personalausweis einen EC-Automaten zu bedienen ist durchaus nett, aber sind Kartentechniken für mich eher Old-School-Varianten als besonderes zukunftsweisende Innovationen. Eine Weiterentwicklung in Sachen Iris-Erkennung wäre was gewesen oder eine sichere Version für das Handy (ähnlich wie die Smartphone-App Stocard). Aber so?
Kommen Sie näher - jedes Los gewinnt!
Wirkliche Aufmerksamkeit fand bei mir an diesem Stand aber eine ganz
andere “Kiste”, eine einer Art Jahrmarkt-Automat - leider mit negativen Vorzeichen. Hier konnte jeder - sofern er einen aktuellen Personalausweis hat - kostenfrei eine Kugel mit hochwertigen Kosmetikprodukten (z.B. Chanel-Lippenstifte), Gutscheinen (z.B. von L'Occitane en Provence), Uhren und ähnlichen Produkten ergattern. Während der Geldautomat bei mir noch ein müdes Lächeln auslöste, gab es für diese unnötige Verschwendung von Steuergeldern nur ungläubiges Kopfschütteln.Interessant fand ich vielfach die Art und Weise der Präsentationen. “Besser-als-das-Original”-Produkte aus Fernost an unzähligen Ministänden in den Hallen 16 und 17, standen gigantische Präsentationsflächen von Microsoft oder dem CeBIT-Partnerland Polen gegenüber. Doch während sich um das Surface dicke Trauben bildeten, die Chinesen scheinbar ständig in Verhandlung waren, fand ich an polnischen Ständen fast nur das eigene Standpersonal. Das obige Vortragsfoto sagt alles, oder?
Warum ich dieses Jahr mal lieber einen Lippenstift gekauft hätte...
Vor zwanzig Jahren durchlöcherte ich meinen Vater mit unzähligen Fragen nach einem CeBIT-Besuch. Er hatte die Neuigkeiten von denen ich frühstens bei Erscheinen der monatlichen Fachzeitschrift erfuhr. Heutzutage bedarf es aber keiner besonderen Technik
mehr um sich die neusten News aus dem Netz zu bekommen: Ein Live-Stream aus den USA ist ebenso normal für mich wie die schnelle Kommunikation mittels Skype auf dem Handy oder der tägliche Blick auf meine Lieblings-Blogs.Im Gegensatz zum Moslem muss sich der durchschnittliche Technikfan daher nicht auf den Weg machen. Dank Hangout sieht er von zu Hause wahrscheinlich sogar wesentlich mehr. Ob ich das nächste Jahr wieder auf die CeBIT pilgern werde? Keine Ahnung! Die Stimmung auf Messen mag ich im allgemeinen ausgesprochen gerne, aber für das CeBIT-Eintrittsgeld hätte ich meiner Freundin dieses Jahr besser 'nen guten Lippenstift gekauft.
Wenn sich aber abzeichnet, dass es 2014 wirkliche Highlights zu sehen gibt, bin ich gerne wieder am Start. Denn ich kann zwar alles über das Internet sehen, aber als Techniknarr möchte ich es auch anfassen. Und das kann ich eben nur hier.